Analysen
Studie: Alternative Arbeitsformen in Österreich
Deloitte-Studie zeigt zunehmende Etablierung alternativer Arbeitsformen in Österreich
Wie schon der griechische Philosoph Heraklit vor mehr als 2000 Jahren feststellte, ist Veränderung die einzige Konstante. So sieht sich auch die Arbeitswelt, bedingt durch globale Trends wie die Digitalisierung oder die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen aktuell mit einer Vielzahl an Veränderungsdynamiken konfrontiert. Die wachsende Bedeutung alternativer Arbeitsformen und Arbeitsverhältnisse, wie etwa Gig Work oder Crowdsourcing, ist das Resultat dieses Wandels. Um mehr über die Verbreitung alternativer Arbeitsformen in österreichischen Unternehmen zu erfahren, befragte Deloitte im Rahmen einer Studie rund 200 Unternehmensvertreterinnen und –vertreter.
Die Key Findings auf einen Blick
- Wachsende Bedeutung: 83 % der Befragten rechnen mit weiterer Zunahme alternativer Arbeitsformen.
- Hohe Verbreitung: In 47 % der Unternehmen kommen bereits alternative Beschäftigungsverhältnisse zum Einsatz.
- Geforderter Gesetzgeber: Aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen stellen die größte Hürde bei der Einführung alternativer Arbeitsformen dar.
- Überwiegende Chancen: Erwartete Risiken relativieren sich oft in der Praxis.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein Großteil der Unternehmen sich der Relevanz neuer Beschäftigungsformen bewusst ist und damit rechnet, dass diese auch in Zukunft noch weiter an Bedeutsamkeit gewinnen werden. „Wir erleben derzeit einen grundlegenden Wandel. Arbeit wird immer flexibler und Beschäftigungsformen verändern sich. So arbeiten bereits 47 % der befragten Unternehmen tatsächlich mit alternativen Modellen“, erklärt Elisa Aichinger, Director bei Deloitte Österreich. Es zeigt sich, dass heimische Unternehmen hierbei vor allem auf bewährte Alternativen setzen, wie zum Beispiel Kooperationen mit anderen Organisationen oder auch Leiharbeitskräfte.
Im Gegensatz zu diesen klassischen Alternativen stellen Crowdsourcing und Gig Work neue Formen des Arbeitens dar. Crowdsourcing beschreibt die Auslagerung traditionell interner Teilaufgaben an freiwillige Userinnen und User – die Crowd. Der Prozess verläuft meist online und verfolgt den Grundgedanken, dass die Crowd möglicherweise über in der eigenen Organisation nicht verfügbare Kompetenzen verfügt. Unter Gig Work hingegen versteht man ein Arbeitskonzept, bei dem einzelne Arbeitsaufträge – meist über Online-Plattformen – kurzfristig an externe Einzelpersonen vergeben werden.
Diese neuen Arbeitsmodelle finden bei den befragten Unternehmen bisher wenig Anwendung, was möglicherweise an ihrer geringen Bekanntheit liegt. Betrachtet man die Unternehmen, die noch nicht mit alternativen Arbeitsformen arbeiten, sind mehr als einem Drittel Crowdsourcing und mehr als der Hälfte Gig Work unbekannt. Eine weitere Ursache stellt die Tatsache dar, dass alternative Arbeitsmodelle häufig als nicht branchenüblich betrachtet werden und viele heimische Unternehmen sich stark am direkten Mitbewerb orientieren, wodurch wenig Raum für innovative Konzepte bleibt.
Der Gesetzgeber ist gefordert
Während sich viele Unternehmen sorgen, dass alternative Arbeitsmodelle nicht mit der eigenen Unternehmenskultur kompatibel sind, zeigt die Studie, dass diese Sorgen meist unbegründet sind. Lediglich bei weniger als einem Viertel der Befragten gab es nach der Einführung diesbezüglich noch Hürden.
Im Gegensatz dazu stellen die rechtlichen Rahmenbedingungen für mehr als die Hälfte aller Unternehmen die größte Hürde bei der Einführung alternativer Arbeitsformen dar. „Arbeitsbeziehungen sind in Zukunft nicht mehr eindimensional, denn die junge Generation hat schlichtweg andere Bedürfnisse. Das rechtliche Rahmengerüst wird diesen Ansprüchen aber nicht immer gerecht. Gesetze müssen sowohl im Sinne der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber angepasst werden, um einerseits Freiheit und Flexibilität sowie andererseits Stabilität und Sicherheit für beide Seiten zu ermöglichen“, analysiert Elisa Aichinger.
Die Risiken sind nicht so groß wie befürchtet
Gefragt nach den potenziellen Risiken alternativer Arbeitsformen, werden von rund der Hälfte der damit vertrauten Unternehmen Kompetenzverlust und erschwerte Zusammenarbeit im Team genannt. Sobald die neuen Modelle jedoch eingeführt sind und angewandt werden, sinken die wahrgenommenen Risiken deutlich.
Abgesehen davon, dass sich befürchtete Risiken häufig als unbegründet erweisen, bringen alternative Arbeitsformen auch einige Vorteile, wie etwa den Zugang zu neuen Kompetenzen oder auch mehr Flexibilität und Innovationskraft, mit sich.
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