Banner Artikel Herausforderungen am Wirtschaftsstandort Oberösterreich

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Das Berufsbild des Wirtschaftsprüfers wird noch vielfältiger und anspruchsvoller

Neue Technologien und deren Auswirkungen auf die Jahres- und Konzernabschlussprüfung der Zukunft

Mag. Ulrich Dollinger, Partner in der Wirtschaftsprüfung bei Deloitte in Linz, im Interview

Wie bewerten Sie den Wirtschaftsstandort Oberösterreich?

Oberösterreich ist die führende Industrieregion in Österreich. Die oberösterreichische Wirtschaft punktet durch Innovationskraft, Flexibilität und Fleiß. Das bestätigen die hohe Exportquote, die niedrige Arbeitslosigkeit und die vielen Hidden Champions. Der Standort Oberösterreich entwickelt sich sehr dynamisch.

Wie gut ist der Standort Oberösterreich für zukünftige Veränderungen gerüstet?

Wir befinden uns mitten in einer digitalen Revolution. Arbeits- und Geschäftsprozesse vieler Unternehmen werden zurzeit digitalisiert, vernetzt und automatisiert. Es sind neue Lösungen, neue Berufsbilder und neue Kooperationen gefragt. Dieser Herausforderung muss sich jedes Unternehmen stellen. Durch die hohe Qualifikation und Motivation der Arbeitskräfte ist Oberösterreich für die künftigen Herausforderungen gut gerüstet.

Eines Ihrer Ziele ist es, umfassende Beratung unter Einsatz modernster Technologien zu bieten. Welche Rolle nimmt die Digitalisierung in der Jahres- und Konzernabschlussprüfung und generell im Bereich Audit ein?

Die Digitalisierung erfasst alle Branchen und macht auch vor der Abschlussprüfung nicht halt. Für die Jahresabschlussprüfung bringt der tiefgreifende Wandel neue Möglichkeiten. War früher die Stichprobenprüfung Basis für das Prüferurteil, wird künftig die Vollprüfung zum Standard werden.

Kann durch eine digitale Abschlussprüfung ein stärkerer Fokus auf risikobehaftete Tätigkeiten gelegt werden?

Mit der digitalen Datenbasis und dem Einsatz modernster Prüfungssoftware lassen sich auch große Datenmengen durchdringen und Risikoquellen umfassend erkennen. Auch der Prüfungsprozess selbst verändert sich. Datenanalysen werden in mehr oder weniger allen Phasen der Abschlussprüfung eingesetzt, von der Risikobeurteilung über die Prüfung von internen Kontrollen bis hin zu substantiell analytischen Prüfungshandlungen. Routineaufgaben fallen weg und die Prüfer haben dadurch mehr Freiraum für die Auseinandersetzung mit komplexen Bilanzierungs- und Risikofragen.

Wie könnte künstliche Intelligenz in Zukunft für die Jahresabschlussprüfung eingesetzt werden? Was haben Ihre Kunden davon?

In der digitalen Ära wird die künstliche Intelligenz nicht nur Analysen liefern, sondern auch folgerichtige Schlüsse aus den Datenmengen ziehen. Daten- und Risikoanalysen werden so auf einem noch höheren Niveau ermöglicht. Auch die Blockchain-Technologie könnte die Abschlussprüfung künftig nachhaltig verändern. Eine innovative Abschlussprüfung ist für uns kein Selbstzweck, sondern bringt weitere Qualitäts- und Effizienzgewinne für unsere Prüfungskunden.

Was ist aus Ihrer Sicht sonst noch zu sagen?

Durch die voranschreitende Automatisierung ändern sich auch die Anforderungen an die Wirtschaftsprüfer. Neben Expertise in den Bereichen Rechnungslegung und Compliance sind informationstechnologische und analytische Fähigkeiten von immer größerer Bedeutung. Die Kompetenz und die Erfahrung hochqualifizierter Wirtschaftsprüfer wird entscheidend sein, um die Komplexität der Datenmengen und IT-Landschaften zu durchdringen. Das Berufsbild des Wirtschaftsprüfers wird dadurch noch vielfältiger und anspruchsvoller.

Ulrich Dollinger Deloitte Oberösterreich
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