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Nachhaltige Lebensmittel
Was Schweizer Konsumenten von Unternehmen und vom Staat erwarten
Das Streben nach Nachhaltigkeit beeinflusst viele Lebensbereiche. In der Schweiz haben Produktion und Ausgaben für Nahrungsmittel einen grösseren Einfluss auf die Nachhaltigkeit als in jeder anderen Branche und machen 28 Prozent der gesamten Umweltbelastung der Schweiz aus. Zudem führt die grosse Nachfrage der Konsumenten zu einer steigenden Anzahl von Nachhaltigkeitskennzeichnungen und -eigenmarken der grossen Detailhändler. Trotz des klaren Trends zu mehr Nachhaltigkeit sind die Einstellungen der Verbraucher jedoch unterschiedlich, und wer sich nachhaltiger ernähren möchte, steht vor mehreren Hindernissen.
Deloitte führte zwei repräsentative Umfragen unter 1’500 Einwohnern der Schweiz durch, um die unterschiedlichen Konsumeinstellungen sowie die Nachfrage und Hindernisse für nachhaltige Lebensmittel und Ernährung zu untersuchen.
Wichtigste Ergebnisse im Überblick
- Die überwiegende Mehrheit der befragten Konsumenten (79%) gibt an, dass Nachhaltigkeitsaspekte ihre Essgewohnheiten beeinflussen. Damit ist im Vergleich zum Durchschnitt der Europäischen Union (59%) die Bedeutung nachhaltiger Lebensmitteln in der Schweiz relativ hoch.
- Die Hauptverantwortung beim Thema nachhaltige Lebensmittel und Ernährung sehen die Befragten in erster Linie bei den Lebensmittelherstellern (39%). Sich selbst – nämlich die Konsumenten – nennt etwa ein Drittel (31%). Der Detail- und Grosshandel (16%), der Staat (12%) und die Medien (2%) folgen mit weitem Abstand.
- Als Haupthindernis für eine nachhaltige(re) Ernährung beschreiben Befragte die höheren Preise im Vergleich zu konventionellen Lebensmitteln. Der akzeptierte Aufpreis für nachhaltig produzierte Nahrungsmittel beträgt durchschnittlich circa ein Viertel (26%). Ein Fünftel toleriert einen Aufpreis von 50% oder mehr und ein gleich grosser Anteil ist nicht bereit, einen Aufpreis zu bezahlen.
- Zwei von drei Konsumenten (64%) sind der Meinung, dass Detailhändler das Angebot an nachhaltigen Lebensmitteln ausbauen sollten. Zudem befürwortet eine breite Mehrheit (78%) obligatorische Nachhaltigkeitsinformationen auf Lebensmitteletiketten
- Die relative Mehrheit (45%) wäre bereit, zukünftig Fleisch durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen. Bei im Labor gezüchtetem Fleisch (17%) und Insekten (13%) liegt diese Bereitschaft aktuell deutlich tiefer.
Hoher Stellenwert von nachhaltigen Lebensmitteln
Höhere Preise für nachhaltige Lebensmittel als Haupthindernis
Empfehlungen für Lebensmittelhersteller, Händler und Staat
Um den Konsumenten zu helfen, die oben genannten Hindernisse zu überwinden und einen nachhaltigeren Lebensmittelkonsum zu fördern, können Unternehmen und politische Entscheidungsträger verschiedene Massnahmen ergreifen. Weitere Details zu jeder dieser Empfehlungen finden Sie im herunterladbaren Bericht.
Empfehlungen für Lebensmittelhersteller und Händler | Empfehlungen für den Staat |
1. Nachfragepotenzial bei nachhaltigen Lebensmitteln nutzen | 1. Nachhaltigkeitsinformationen verpflichtend machen |
2. Wechsel hin zu nachhaltiger Ernährung erleichtern | 2. Die wahren Kosten in den Preisen widerspiegeln |
3. Lebensmittelabfälle reduzieren | 3. Aufklärungsarbeit vorantreiben und Bürger sensibilisieren |
4. Konsumenten den Mehrwert von Nachhaltigkeit besser aufzeigen | 4. Anreize für nachhaltige Landwirtschaft schaffen |
Hinweis zur Methodik
Die vorliegende Studie basiert auf zwei Onlineumfragen unter je ca. 1’500 in der Schweiz wohnhaften Personen. Die Befragungen wurden von Ende April bis Anfang Mai durchgeführt und sind repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Region. Einige Fragen orientieren sich an der Studie «One bite at a time: Consumers and the transition to sustainable food» vom Europäischen Verbraucherverband, um die Schweizer Daten mit der Europäischen Union zu vergleichen. Aufgrund von Rundungen ergibt die Summe der Antworten möglicherweise nicht immer 100 Prozent.
Zudem wurden persönliche Interviews mit Experten aus den folgenden Unternehmen und Organisationen geführt: Bio Suisse, Emmi, Haco Group, Mirai Foods, ORIOR, Too Good To Go Schweiz.
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