Perspektiven
Wie lassen sich versicherungsspezifische IFRS am besten umsetzen?
Legen Sie Ihre Ziele zu Beginn fest und arbeiten Sie darauf hin
Wie die Erfahrung zeigt, haben Transformationsprogramme die größten Erfolgsaussichten, wenn von Anfang an unmissverständlich klar ist, was damit erreicht werden soll.
- Die Umsetzung der nach den neuen versicherungsspezifischen IFRS-Vorschriften erforderlichen Änderungen stellt eine erhebliche aufsichtsrechtlich bedingte Veränderung dar. Versicherer müssen unter strategischen Gesichtspunkten festlegen, was sie mit ihren IFRS-Transformationsprogrammen erreichen wollen. Besonders wichtig ist dies angesichts der erheblichen Investitionen für Solvency II, die geschützt und optimal genutzt werden müssen, um die mit der Umsetzung der versicherungsspezifischen IFRS verbundenen Kosten zu minimieren.
- Versicherer könnten bei der Festlegung der Umsetzungsstrategie unterschiedliche Absichten verfolgen: von der Aufstellung eines Programms zur Gewährleistung der Compliance mit minimalem Kostenaufwand und möglichst wenig Unterbrechungen bis hin zu einem Programm, das diese ohnehin obligatorischen umfassenden Änderungen als Katalysator für wichtige unternehmerische Veränderungen und weitere, über die vollständige Compliance hinaus reichende Effekte zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen zu nutzen versucht.
- Welcher Weg auch eingeschlagen wird, es ist unerlässlich, die Gesamtziele einschließlich der zu befolgenden Grundsätze von Beginn an klar zu formulieren. Dies hilft, ein funktionsübergreifendes Verständnis und einen Konsens für die Änderungen zu schaffen, und trägt zur Formulierung und Weiterentwicklung der «Zielvision» und eines «Regelwerks» bei, das in der Umsetzungsphase als Orientierungshilfe für Entscheidungen dienen kann.
Versicherer müssen, wenn sie über die Ausrichtung und Strategie für die Umsetzung versicherungsspezifischer IFRS nachdenken, eine Reihe wichtiger Faktoren berücksichtigen:
- Wie positioniert die Umsetzungsstrategie den Versicherer gegenüber seinen Mitbewerbern?
- Ab welchem Punkt ist der Versicherer operationell einsatzfähig?
- Inwieweit muss die neu entwickelte Reportinginfrastruktur regelkonform sein und im täglichen Einsatz den Mindestanforderungen genügen? Oder
- Ist die zu Beginn der Umsetzung der versicherungsspezifischen IFRS vorhandene Infrastruktur das Ergebnis eines strukturierten Konzepts zur Verwirklichung eines Zielbetriebsmodells?
- Ist die Solvency-II-Infrastruktur in sich geschlossen oder lässt sie sich noch anpassen, um strategische Synergien nutzen zu können?
Aus den Erfahrungen der Mitgliedsunternehmen von Deloitte bei der Umsetzung von Solvency II ergeben sich im Wesentlichen drei Ansatzmöglichkeiten. Dies wird Einfluss darauf haben, für welchen Weg sich ein Versicherer bei der Umsetzung der versicherungsspezifischen IFRS entscheidet:
- Ein Compliance-Ansatz, der die Änderungen an bestehenden Prozesse und Systemen weitgehend auf das zur Erfüllung der neuen aufsichtsrechtlichen Vorgaben unbedingt Notwendige begrenzt. Die wichtigsten Vorteile wären minimale Umsetzungskosten, die größtmögliche Nutzung der Solvency-II-Infrastruktur und Regelkonformität.
- Ein «Compliance-Plus-Ansatz», bei dem in ausgewählten Bereichen zusätzliche Umsetzungskosten gerechtfertigt sind, um über das Erreichen einer vollständigen Regelkonformität hinaus wirtschaftliche Vorteile für den Versicherer zu nutzen.
- Ein Marktführer-Ansatz, bei dem die Unternehmensstrategie (etwa die Finanztransformation) die aufsichtsrechtlich bedingten Änderungen in die Entwicklung einer optimalen Lösung zur Verwirklichung des gewünschten Zielbetriebsmodells einbezieht.