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Deloitte Pharmastudie: Einbruch bei Rendite auf Forschungsinvestitionen – Spitzenumsätze pro Wirkstoff stark rückläufig
Zürich/Genf, 23. Januar 2023
Die globale Pharmaindustrie hat im vergangenen Jahr aller Voraussicht nach deutlich tiefere Renditen erzielt. Dies ergab die jährliche Analyse von 20 der weltweit grössten Pharmaunternehmen durch Deloitte. Die durchschnittliche prognostizierte Rendite für Investitionen in Forschung und Entwicklung sank von 6,8 Prozent im Jahr 2021 auf noch 1,2 Prozent im vergangenen Jahr. Auch der prognostizierte Spitzenumsatz pro Wirkstoff ging gemäss der Studie um einen Viertel auf noch rund 389 Millionen US-Dollar zurück. Der Entwicklungsprozess für neue Medikamente muss daher neu gestaltet werden, wobei digitale Technologien die Effizienz stark steigern können. Zudem braucht der Schweizer Pharmastandort dringend Klarheit bei den Beziehungen zu Europa und eine Roadmap zur Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Seit 2010 erfasst und berechnet das Centre for Health Solutions der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte die Renditen der Forschungsinvestitionen, welche die grössten Life-Sciences- und Biotech-Unternehmen aus den Wirkstoffen in der Spätphase der Entwicklung erwarten. Deloitte untersucht dazu jeweils eine Kohorte von inzwischen 20 weltweit tätigen Pharmaunternehmen mit den grössten Forschungsausgaben – dazu gehören auch die beiden Schweizer Pharmakonzerne Novartis und Roche. Die komplette Studie Seize the digital momentum – Measuring the return from pharmaceutical innovation 2022 mit aussagekräftigen Grafiken finden Sie auf der Website.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Die 20 grössten weltweit tätigen Pharmaunternehmen gaben 2022 zusammen 139 Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung aus, zwei Prozent weniger als 2021.
- Die für 2022 prognostizierte durchschnittliche Kapitalrendite (Return on Investment, ROI) aus Forschung und Entwicklung sank auf 1,2 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Wert seit Beginn der Untersuchung 2010.
- Die durchschnittliche Entwicklungszeit für neue Medikamente (ab Beginn der klinischen Studien bis zur Zulassung) ist von 6,9 Jahren im Jahr 2021 auf 7,1 Jahre gestiegen. Dies ist die zweitlängste Dauer seit Studienbeginn.
- Aufgrund der längeren Entwicklungszeiten stiegen die durchschnittlichen Kosten für die Entwicklung eines neuen Medikaments 2022 um 298 Millionen US-Dollar auf 2,3 Milliarden US-Dollar.
- Der Durchschnitt des prognostizierten Spitzenumsatzes pro Wirkstoff sank von 500 Millionen US-Dollar im Jahr 2021 auf 389 Millionen US-Dollar im Jahr 2022.
- Der Anteil der prognostizierten Umsätze von Wirkstoffen aus Kooperationen zwischen verschiedenen Unternehmen hat sich mehr als halbiert und ist von 46 Prozent im Jahr 2021 auf noch 18 Prozent im Jahr 2022 gesunken.
Einschätzungen zu den Ergebnissen und zur Pharmaindustrie in der Schweiz:
«Ein Rückgang der Rendite auf den Forschungsinvestitionen war zwar nach einem so aussergewöhnlichen und von der Corona-Pandemie geprägten Jahr wie 2021 unvermeidlich. Doch mit einem solchen Einbruch hat kaum jemand gerechnet. Auch ohne die COVID-19-Impfstoffe und -Therapien war die Kapitalrendite 2021 aller Voraussicht nach immer noch doppelt so hoch wie 2022», erläutert Nico Kleyn, Partner und Leiter des Bereichs Life Sciences and Health Care von Deloitte für die Schweiz und für North and South Europe (NSE).
«Unsere Analyse zeigt, dass die Entwicklung neuer Therapien länger dauert und mehr kostet und dass diese Therapien weniger Umsatz generieren. Die Forschungsabteilungen der Pharmaunternehmen müssen darum den Ablauf der klinischen Versuche neu gestalten», erklärt Alexander Mirow, Partner und Leiter Life Sciences Consulting von Deloitte Schweiz.
«Klinische Versuche mit einem Studiendesign, das die Patientinnen und Patienten ins Zentrum stellt und gezielt innovative digitale Technologien und Datentools einbezieht, schaffen einen viel grösseren Mehrwert für alle Beteiligten. Eine Anpassung der Verfahren und Abläufe wird zu einer starken Effizienzsteigerung führen, wissenschaftlich fundierte Entscheidungen fördern und die Chancengleichheit erhöhen. Ein digitaler Ansatz bedeutet nicht nur eine geringere Belastung für Patientinnen und Patienten sowie Gesundheitsfachpersonen, sondern führt dank reduzierter Reisetätigkeit auch zu einer erheblich geringeren Umweltbelastung», so Mirow weiter.
Neben dem wachsenden Druck auf die Forschungsinvestitionen wird die Schweizer Pharmaindustrie mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert: «Die forschenden Pharmaunternehmen sind der Motor für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Schweiz. Die Rahmenbedingungen kommen aber zunehmend unter Druck. Im Interesse des Standorts sowie der Patientinnen und Patienten braucht es daher eine rasche Klärung der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU sowie einen gemeinsamen Effort von Politik und Wirtschaft bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems», fordert Nico Kleyn.
Über diese Studie:
«Seize the digital momentum – Measuring the return from pharmaceutical innovation 2022» ist der dreizehnte jährliche Bericht des Deloitte Centre for Health Solutions, dem Forschungsarm des Bereichs Life Sciences and Health Care von Deloitte. Der Bericht untersucht die Performance der Biopharmabranche und ihre Fähigkeit, mit Investitionen in innovative neue Produkte Renditen zu erwirtschaften. Ausgehend von einer ursprünglichen Kohorte von zwölf weltweit führenden Pharmaunternehmen verfolgt Deloitte seit 2010 die prognostizierten Kapitalrenditen auf Investitionen in Wirkstoffe in der Spätphase der Entwicklung. Inzwischen ist diese Kohorte auf die 20 grössten weltweit tätigen Pharmaunternehmen angewachsen, wobei die Renditen immer noch nach derselben umfassenden und konsistenten Methodik erfasst werden.