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Schweizer KMU sind wieder fit und kaufen kräftig ein –M&A-Aktivitäten 2017 um über fünf Prozent angestiegen

Zürich, 29. Januar 2018

Die Schweizer KMU sind gesund und haben sich 2017 übernahmefreudig gezeigt: Die Anzahl der Fusionen und Akquisitionen ist 2017 im Vergleich zum Vorjahr auf 201 gestiegen, wie der neuen Studie von Deloitte zu den M&A-Aktivitäten von KMU in der Schweiz zu entnehmen ist. Erstmals seit 2013 ist die Zahl der inländischen Transaktionen wieder gestiegen. Zudem sind Schweizer Tech- und Fintech-Unternehmen im Ausland begehrt: Ganze 17 Schweizer KMU wurden 2017 gekauft. Weiter macht sich der Anlagenotstand bemerkbar: Bei über einem Drittel der Deals waren Private-Equity-Fonds beteiligt. Die Zahl der Transaktionen dürfte 2018 erneut klar steigen.

Die Übernahme von Actelion durch Johnson & Johnson prägte zwar das Schweizer M&A-Jahr, die KMU bleiben aber der zahlenmässig wichtigste Motor der M&A Aktivitäten. 2017 verzeichnete Deloitte 201 M&A-Transaktionen mit Beteiligung von Schweizer KMU, was einem Plus von 5,2% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der 2016 beobachtete Aufwärtstrend setzt sich also fort, obwohl die Anzahl der Transaktionen noch relativ klar unter dem Niveau von 2013 und 2014 liegt.

«Seit dem Frankenschock vor drei Jahren haben viele KMU ihre Effizienz gesteigert, in Innovation und Qualität investiert und ihre Preise konkurrenzfähiger gemacht. Zudem sind sie in der Regel rentabel und wenig verschuldet. Ihre Fokussierung auf Wachstum hat den Transaktionsmarkt belebt und wird ihn weiter befeuern», erklärt Jean-François Lagassé, leitender Partner Financial Advisory von Deloitte Schweiz.

Nordamerikanische und deutsche Firmen lieben Schweizer KMU

Im vergangenen Jahr gaben 141 schweizerische KMU ihre Unabhängigkeit an Konkurrenten oder Investoren ab, die jeweils die Kapitalmehrheit übernahmen. Das ist ein Anstieg von acht Prozent, der hauptsächlich auf inländische Käufer zurückzuführen ist (71 Transaktionen, +16%). Die Übernahmen von KMU durch ausländische Unternehmen stiegen minim von 69 auf 70 Transaktionen.

«Schweizerische KMU sind erstklassige Partner: Unternehmerfamilien ohne Nachfolger verkaufen gerne in die Schweiz. Viele ausländische Investoren erwerben Schweizer KMU, weil sie sich internationaler aufstellen wollen und dabei langfristig vom Standort und Know-how profitieren.», erklärt Jean-François Lagassé.

Die ausländischen Käufer kamen hauptsächlich aus Nordamerika (17 Transaktionen, +89%) und Deutschland (15 Transaktionen, +88%). Französische (8 Transaktionen, -58%) und vor allem chinesische Käufer (1 Transaktion, -66%) hingegen hielten sich 2017 zurück. «Chinesische Investoren haben in den vergangenen Jahren bei den KMU-Transaktionen hierzulande nie eine bedeutende Position eingenommen. Sie haben vielmehr in grössere Unternehmen investiert. Nachdem die chinesische Regierung die Unternehmen im letzten Jahr zu vorsichtigeren Investitionen ermahnt hat, hat die Bedeutung noch weiter abgenommen. Schweizer KMU sind für chinesische Investoren doch noch etwas weit weg», schätzt Stephan Brücher, Partner und Leiter Corporate Finance Advisory, die Lage ein.

Schweizer KMU: M&A-Aktivitäten im Jahr 2017

Schweizer Tech-Firmen gehen in ausländische Hände

Stark an Attraktivität gewonnen haben Unternehmen aus der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche mit 17 Transaktionen (Vorjahr: 9, +89%). «In vielen Branchen fördert die Digitalisierung das Wachstum und steigert die Produktivität. Ausländische KMU wollen das Potenzial der neuen Technologien aktiv nutzen und investieren in Schweizer Unternehmen, um sich weiterzuentwickeln. Wir haben hier einen Forschungsplatz von Weltrang, bieten einen hochkarätigen Talentpool und noch immer entwicklungsfreundliche Rahmenbedingungen, die für ausländische Investoren sehr interessant sind», sagt Stephan Brücher.

Auch sind verschiedene Schweizer Fintech-Unternehmen im letzten Jahr stark gewachsen und konnten grosse Finanzierungsrunden abschliessen. Dadurch geraten sie auf den Radar von internationalen Private-Equity-Firmen oder grossen Finanzdienstleistern. «Einige Schweizer Fintech-Unternehmen könnten 2018 wieder zurückgekauft werden oder neue strategische Investoren anziehen», so die Einschätzung von Jean-François Lagassé.

Schweizer KMU weiterhin stark im Ausland auf Einkaufstour

Trotz der deutlichen Zunahme der Transaktionen im Inland haben lokale KMU weiterhin im Ausland eingekauft. Die Zahl der Auslandinvestments sank nach dem letztjährigen Rekord von 61 nur minim auf 60. Schweizer KMU kaufen, was sie kennen und was ihnen nahe ist: 82% der Akquisitionen wurden in Europa und 57% in den Nachbarländern der Schweiz getätigt. Deutschland blieb mit 25 Akquisitionen (42% aller Transaktionen) das bevorzugte Ziel.

«Trotz der Abwertung des Frankens beweist die noch immer rege Einkaufsaktivität im Ausland, dass lokale Unternehmen externe Wachstumschancen in Europa und darüber hinaus wahrnehmen. Das nach wie vor hohe Niveau der Auslandinvestitionen spiegelt die Robustheit der Schweizer KMU und die erfreulichen Wachstumsaussichten im Euroraum wider. Die schweizerischen KMU denken langfristig und setzen ihre Diversifizierung in weiteren Regionen und Sektoren fort», so Stephan Brücher.

Das Wettbewerbsumfeld ist von reichlicher Liquidität geprägt und viele Investoren suchen intensiv nach rentablen Anlagen: Etliche kaufen in dieser Situation schweizerische KMU; vor allem ausländische Fonds haben 2017 zugegriffen: 2017 waren 28 Schweizer KMU Ziel einer Übernahme der Kapitalmehrheit durch Private-Equity-Fonds (+23%). Die Fonds stammen zu 32% aus der Schweiz, 61% haben ihren Sitz im übrigen Europa. Amerikanische Fonds tätigten nur zwei Übernahmen, asiatische blieben wie schon im Vorjahr dem Markt fern.

Klarer Anstieg für 2018 erwartet

Drei Jahre nach dem Frankenschock hat sich die Wirtschaft erholt. Der Rückgang des Frankens gegenüber dem Euro lässt den Unternehmen Raum für höhere Gewinne und stärkt das Vertrauen der exportorientierten schweizerischen KMU. «Das Jahr 2018 dürfte sich für die schweizerischen KMU vielversprechend entwickeln. Die Aussicht auf eine stabile Währung bei rund 1,20 CHF/EUR belebt den Export und fördert die Investitionsbereitschaft. Insbesondere müssen viele Fertigungsanlagen ausbauen und den Betrieb modernisieren», führt Jean-François Lagassé aus.

Dennoch sei grosse Vorsicht angesagt, da Währungsschwankungen kaum vorauszusehen seien. « Die SNB könnte in die Fussstapfen der EZB und der US-Notenbank treten, um ihre Geldpolitik rasch zu normalisieren. Das würde die Abwertung des Frankens abrupt beenden. Zudem ist es auch für die Schweizer KMU wichtig, dass die Reform der Unternehmenssteuer rasch vorankommt und das Verhältnis zur EU zukunftsorientiert und wirtschaftsfreundlich geregelt wird», so Lagassé.