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Schweiz bleibt weltweit die Nr. 1 in der internationalen Vermögensverwaltung, aber der Vorsprung schmilzt

Zürich, 11. Mai 2018

  • Die Schweiz ist gemäss dem Deloitte Wealth Management Centre Ranking volumenmässig immer noch der grösste Standort für internationale Vermögensverwaltung der Welt, verliert jedoch insbesondere gegenüber Grossbritannien und den USA sowie den aufstrebenden asiatischen Finanzzentren an Terrain. Bestätigt sich der Trend im zunehmend härteren Wettbewerb könnte die Schweiz bald abgelöst werden.
  • Die nach wie vor führende Stellung des Schweizer Finanzplatzes bei der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Performance des stimmen jedoch zuversichtlich. Die hiesigen Banken konnten dank Ertragssteigerungen und Verbesserungen auf Kostenseite ihre Gewinnmarge um 18% zwischen 2015 und 2017 anheben.
  • Schweizer Vermögensverwalter tun sich mehrheitlich schwer damit, neue internationale Vermögenswerte anzuziehen sowie ihr traditionelles Geschäftsmodell durch Investitionen in Innovation und die Verbesserung der Kundenerfahrung weiter zu transformieren.

Die Schweiz bleibt weiterhin das grösste Wealth-Management-Zentrum für internationale Vermögenswerte der Welt. Trotz Spitzenplatz fällt auf: Der Vorsprung gegenüber den schärfsten Konkurrenten ist kleiner geworden. Gemäss dem neusten Deloitte Wealth Management Centre Ranking wurden in der Schweiz Ende 2017 internationale Kundenvermögen in der Höhe von insgesamt 1,84 Billionen USD verwaltet. Gegenüber 2010 sind das rund 7% weniger. Auf den Podestplätzen hinter der Schweiz folgen Grossbritannien (1,79 Bio. USD) und die USA (1,48 Bio. USD); beide Länder legten in den letzten sieben Jahren (UK +9%, USA +48%) zu. Gemeinsam decken die drei grössten globalen Vermögensverwaltungszentren rund 60% des internationalen Marktvolumens ab. Aber auch die aufstrebenden asiatischen Finanzplätze wie Hongkong (+122%) und Singapur (+12%) werden immer wichtigere Spieler im internationalen Wealth-Management-Markt.

Schweiz gerät unter Druck – hohe Wettbewerbsfähigkeit stimmt zuversichtlich

«Insgesamt ist das Geschäftsumfeld für die internationalen Vermögensverwaltungszentren anspruchsvoller geworden. Zwischen 2010 und 2017 sind sowohl das Gesamtvolumen international verwalteten Kundenvermögen wie auch die Neugeldzuflüsse zurückgegangen», sagt Dr. Daniel Kobler, Leiter der Private Banking & Wealth Management Industrie bei Deloitte. «Auch die Konkurrenzfähigkeit bei den Kosten stellt nach wie vor eine Herausforderung für die internationalen Vermögensverwalter dar. Die führenden Zentren – auch die Schweiz – konnten den Kostendruck aber grösstenteils meistern. Dabei legen sie einen Fokus auf Themen wie Automatisierung, Outsourcing und Zurückstellen von Investitionen.»

Das Deloitte Wealth Management Centre Ranking stellt der Schweiz das beste Zeugnis betreffend Wettbewerbsfähigkeit und Performance (Profitabilität und Effizienz) aus. Die starke Konkurrenzfähigkeit wird begünstigt durch die hohe politische und volkswirtschaft­liche Stabilität, die nur gerade in Singapur vergleichbar hoch ausfällt. Die Schweiz übertrumpft Singapur jedoch bei der Anbieterfähigkeit, vor allem der Service-Qualität und der digitalen Reife. Die digitalen Fertigkeiten, das langjährige Know-How in der Betreuung der internationalen Klientele sowie das kundenorientierte Dienstleistungsverständnis räumen dem Schweizer Standort in der internationalen Vermögensverwaltung nach wie vor Wettbewerbsvorteile ein.

Daniel Kobler erklärt: «Heutzutage werden aus Kundensicht dem Standard entsprechend steuerliche und regulatorische Rahmenbedingungen als selbstverständlich vorausgesetzt. Den meisten Kunden ist nun wichtiger, dass sie exzellente Service- und Beratungsdienstleistungen erfahren. Das Geschäftsumfeld präsentiert sich in der Schweiz diesbezüglich konkurrenzfähig, weshalb man für den Standort insgesamt zuversichtlich sein darf. Selbst die hierzulande meist hohen Kosten sind im Kontext der erzielten Erträge unter Kontrolle; die Banken haben in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben gut gemeistert. Das wirkt sich positiv auf die Profitabilität aus. Allerdings tun sich Schweizer Anbieter schwer damit, neue Vermögenswerte anzuziehen sowie ihr traditionelles Geschäftsmodell durch Investitionen in Innovation und die Verbesserung der Kundenerfahrung weiter zu transformieren.»

Asiatischer Wachstumssieger Hongkong – Panama und Karibik verlieren an Relevanz

Hongkong hat im Gesamtranking am meisten Ränge gutgemacht und hat sich mittlerweile als Wealth-Management-Hotspot etabliert. Der Standort profitiert dabei stark vom wachsenden chinesischen Privatvermögen sowie der steigenden Nachfrage der vermögendsten Chinesen nach Anlagen ausserhalb des Festlandes. Neben der starken Zunahme der international verwalteten Vermögen (+122% in den letzten 7 Jahren) hat Hongkong auch bezüglich Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes an Wichtigkeit gewonnen. Neben der unmittelbaren Nähe zum Festland machen die steuerlich günstigen Rahmenbedingungen Hongkong zur beliebten Wealth-Management-Destination.

Ins­besondere Standorte, die ihren Fokus in den letzten Jahren auf reine Steueroptimierung auslegten, spüren die Verlagerung der Kundenbedürfnisse hin zu hochstehenden Beratungsleistungen und anderen qualitativen Services. Namentlich Panama und die karibischen Inseln sind die grossen Verlierer in dieser Entwicklung. Nicht erst seit der Veröffentlichung 2016 und 2017 der sogenannten Panama Papers verliert dieses Vermögensverwaltungszentrum kontinuierlich an Vermögenssubstrat (minus 67% seit 2010).

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