Article

Let's chat with... Svenja Lassen

LeaderIn im Gespräch

Nach wie vor sind Frauen im Investoren-Ökosystem unterrepräsentiert. Start-ups und Investor:innen zusammenbringen – das ist das Ziel von primeCROWD. Mit Svenja Lassen, Managing Director des Investoren-Netzwerks, haben wir über das Thema Female Investment gesprochen.

Svenja, Studien zeigen, dass weibliche Entrepreneure weniger Venture Funding erhalten als ihre männlichen Counterparts. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Ein wichtiger Grund hierfür ist die Tatsache, dass es zu wenige Investorinnen gibt. Denn ob wir wollen oder nicht, oft sprechen Männer und Frauen eine andere Sprache und verstehen sich untereinander besser als das andere Geschlecht. Dieses Problem höre ich von vielen Gründerinnen, selbst wenn sie sich bei ihrem Pitch auf sachliche Fakten konzentrieren. Oftmals begreifen Frauen ihre Ansätze, Beweggründe und Ziele schneller, wohingegen Männern dafür der Zugang fehlt. Gäbe es mehr Frauen, die über zu investierende Kapital entscheiden, würden sicher auch mehr Gründerinnen davon profitieren und mehr Geld für ihre Geschäftsideen einsammeln können.

Welche Vorteile und Möglichkeiten eröffnen sich deiner Meinung nach durchs Investieren?

Neben dem Wunsch, dass sich ein Investment lukrativ auszahlt, ist für mich der größte Anreiz, dadurch einen gesellschaftlichen Einfluss zu nehmen. Denn durch Geld und eigene Erfahrung kann man zielgerichtet innovative Ideen unterstützen. Unsere Gesellschaft braucht dringend Innovationen – und Mut und Unterstützung bei der Umsetzung neuer Ideen, um langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wie kann man als Investorin genau etwas bewegen?

Auch durch die Auswahl, in welche Gründer:innen und Geschäftsmodelle ich investiere, kann ich gesellschaftlichen Einfluss nehmen. Ein Beispiel: Indem man bewusst nur in diverse Gründerteams investiert, in denen mindestens auch eine Frau in der Geschäftsführung sitzt, sorgt man langfristig für ein ausgeglicheneres Geschlechter-Verhältnis in der Wirtschaft. Es geht um direkte Mitbestimmung und positives Einwirken – die habe ich dagegen nicht, wenn ich in Aktien investiere.

Wenn ich von einer Geschäftsidee, die die Gesellschaft voranbringen kann, überzeugt bin – wie kann ich aktiv werden, ab wann ist zum Beispiel ein Investment möglich?

Aktiv unterstützen kann man oft schon sehr früh, etwa durch Crowdfunding Plattformen, auf denen ich Geld gebe, damit Ideen überhaupt umgesetzt werden. Ein direktes Investment in ein Unternehmen ist in unserem Startup-Investoren-Netzwerk primeCROWD dann ab 10.000 Euro möglich. Wir unterstützen beim gesamten Investment-Prozess und vermitteln den direkten Kontakt mit den Gründer:innen, so dass man seine eigenen Ideen, Erfahrungen und Kontakte einbringen und so der Idee auch persönlich zum Erfolg verhelfen kann.

Svenja bei der primeCROWD Select Night für Investor:innen
Svenja bei der primeCROWD Select Night für Investor:innen

Was braucht es, um mehr Gender Diversity im Investoren- und Start-up-Ökosystem zu erreichen?

Zum einen mehr Bewusstsein dafür, dass diverse Teams erfolgreicher sind - das beweisen viele wissenschaftlich Studien. Frauen erwirtschaften im Schnitt pro Cent, den sie eingesammelt haben, mehr Geld als Männer. Zudem sollten sich auch Institutionen darum bemühen, ein ausgeglicheneres Verhältnis bei Förderprogrammen und Events herzustellen. Ich halte zum Beispiel nichts von Manels, also reinen male Panels, in denen nur Männern ihre Sichtweise darstellen. Solche Runden sparen die Hälfte der Bevölkerung aus und sind für mich weder akzeptabel noch ernst zu nehmen. Wir machen es uns dieses Jahr bei primeCROWD zur Aufgabe, die Bedürfnisse von bestehenden sowie potentiellen Investorinnen besser zu verstehen und haben dafür mit der IUBH ein Forschungsprojekt zum Thema ‚Weibliche Business Angels in Deutschland‘ gestartet. Sobald wir die Ergebnisse ausgewertet haben, werden wir die Zahlen präsentieren und zielgerichtete Maßnahmen ergreifen, um aufzuklären und beim Investment-Prozess so gut wie möglich zu unterstützen, damit sich in Zukunft mehr Frauen angesprochen fühlen.

Welchen Effekt hätte mehr Diversity deiner Meinung nach auf die gesamte Start-up-Branche?

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir gesellschaftlich nur gemeinsam erfolgreich werden, also Frauen mit Männern und unsere Wirtschaft nur mit jungen Gründer:innen und innovativen Ideen. Wenn wir es also schaffen, den Anteil weiblicher Investoren zu erhöhen und dadurch auch Gründerinnen mehr Kapital bekommen, werden wir langfristig wettbewerbsfähiger und agiler.

Auf dem Grace Female Accelerator Summercamp begleitete Svenja Gründerinnen als Pitchtrainerin
Auf dem Grace Female Accelerator Summercamp begleitete Svenja Gründerinnen als Pitchtrainerin