GenAI im Handel

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Einfluss von Generative AI auf den deutschen Handel

Potenziale, Anwendungsbeispiele und Handlungsfelder

Generative AI ist mit dem Hype um ChatGPT zum Massenphänomen geworden, das Konsument:innen und Unternehmen gleichermaßen fasziniert. Im Handel wird GenAI einen enormen Einfluss auf alle Teile der Wertschöpfungskette von der Produktion bis zur Verkaufsfläche haben. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Use Cases der Zukunft aussehen und wie sich Unternehmen aufstellen müssen, um Generative AI gewinnbringend einzusetzen. Deloitte hat dazu im Herbst 2023 ausgewählte Handelsvertreter:innen befragt.

Potenziale von Generative AI für den Handel

Rapide steigende Nutzerzahlen und immer mehr konkrete Anwendungsfelder in den Unternehmen erhöhen aktuell die Aufmerksamkeit für Generative AI (GenAI) und versprechen ein langfristiges Marktwachstum. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Mehrheit der befragten Handelsvertreter:innen bereits mit verschiedenen Anwendungsfällen experimentiert und sich sowohl mit deren Konzeption als auch mit der technischen Umsetzung beschäftigt haben. 

Generative AI gilt daher als Schlüsselfaktor für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit, da sie dem Handel bereits heute in verschiedenen Szenarien signifikante Mehrwerte im Bereich standardisierter Kreativ- und Programmierdienstleistungen bietet. So lassen sich GenAI-Lösungen in unter-schiedlichen Anwendungskontexten einsetzen, z.B. zur Generierung von Werbung, zur automatisierten Produktbeschreibung, zur Produktgestaltung oder zur Erzeugung von innovativen Kunden-Erlebnissen. Damit können nicht nur Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen realisiert werden, zunehmend erkennen deutsche Handelsunternehmen auch die Potenziale von GenAI entlang der gesamten Wertschöpfungskette, insbesondere in kundennahen Bereichen:

  • Marketing und Werbung: GenAI kann kostengünstig und schnell kreative Inhalte schaffen.
  • Kundenservice und -beziehungen: Chatbots als die Lösung der Zukunft für effiziente und kundenorientierte Serviceprozesse.
  • Logistik und Distribution: Auch in der Logistik sieht der Handel Potenziale für GenAI in der Lagerbestandsoptimierung und der proaktiven Kundenkommunikation.

Einfluss von Generative AI auf den deutschen Handel

Zur Studie

Zentrale Erkenntnisse

Unsere Umfrage zeigt, dass ein Großteil der befragten Führungskräfte deutscher Handelsunternehmen ein grundlegendes Verständnis von GenAI hat (77%). 55 Prozent setzen generative KI in ihrem Unternehmen bereits ein und 64% planen moderate bis hohe Investitionen in GenAI. Zudem glauben 68 Prozent der Befragten, dass GenAI für ihr Unternehmen in Zukunft (sehr) wichtig werden wird. Lediglich kleinere Unternehmen (unter 100 Mitarbeitende) schätzen GenAI für die Zukunft als eher unwichtig ein.

Vor diesem Hintergrund werden auch einige Hürden genannt, mit denen die befragten Handelsunternehmen derzeit noch konfrontiert sind: Vor allem das fehlende Wissen über konkrete bzw. sinnvolle Anwendungsfälle und der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal für Betrieb und Wartung gelten hier als zentrale Herausforderungen für die Branche. Diese Punkte können aber durch gezielte Schulungen für Mitarbeitende und erste Pilotprojekte im eigenen Unternehmen angegangen werden.

Zahlreiche Akteure im Handel stellen schon heute erfolgreich unter Beweis, wie effizient der Einsatz von GenAI sein kann. Beispielsweise lässt sich die eigene Sichtbarkeit im Web steigern, indem GenAI Fotos, Texte oder auch Metadaten generiert, mit denen das Unternehmen über Suchmaschinen besser zu finden ist. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass die Technologie disruptiv wirkt und die Spielregeln auch im Einzelhandel nachhaltig verändern wird.

Egbert Wege, Lead Partner Consumer Industry

Auswirkungen von Generative AI auf die Branche

Im Rahmen der Befragung nennen die Handelsvertreter:innen zahlreiche positive Effekte, die sie durch den Einsatz von GenAI für ihr Unternehmen erwarten. Insbesondere Bottom-Line-Effekte wie die Verbesserung der Prozesseffizienz, Kosteneinsparungen durch Automatisierung, Steigerung der Produktivität und Erhöhung der Kundenzufriedenheit werden im Zusammenhang mit dem Einsatz von GenAI genannt. Die identifizierten negativen Auswirkungen konzentrieren sich demgegenüber auf Unvorhersehbarkeit sowie Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Diese lassen sich allerdings durch einen geschulten und verantwortungsvollen Umgang mit GenAI mitigieren.

5 Handlungsfelder zur Nutzung von Generative AI

Für eine schnelle Wertrealisierung von GenAI ist eine ganzheitliche Betrachtung von der Strategie bis zur Umsetzung erforderlich, wobei verschiedene Aspekte wie Business Impact, technologische Machbarkeit inkl. Cyber-Risiken, Recht, Ethik etc. zu berücksichtigen sind. Wir haben hierzu fünf Handlungsfelder für deutsche Handelsunternehmen identifiziert:

  • Top-down Commitment sicherstellen
    Eine KI-Vision muss mit den Unternehmenszielen übereinstimmen und diese unterstützen. Dabei erfordert die Integration von GenAI als grundlegendes Element in die allgemeine Digitalisierungsstrategie die Bereitschaft und das Engagement der Unternehmensleitung.
  • Die Grundvoraussetzungen schaffen
    Die gezielte Schulung von Mitarbeitenden gehört ebenso dazu wie die Einführung eines AI-Ethik-Leitfadens zu Regularien. Auch die Bereitstellung einer technologischen Basis ist Voraussetzung für eine sichere Cloud-Nutzung.
  • Mehrwerte identifizieren
    Eine Differenzierung der Mehrwerte in Kosteneinsparungen und Umsatzsteigerungen entlang der Wertschöpfungskette sollte kommuniziert werden. Dabei sollte eine Priorisierung der Use Cases inkl. Business Cases vorgenommen werden.
  • Use Cases/POC umsetzen
    Bereits kleine Umsetzungsmaßnahmen können innerhalb des Unternehmens große Hebel freisetzen. Wichtig ist, dass nach einer erfolgreichen Umsetzung möglichst rasch eine Skalierung erfolgt und die Mitarbeitenden in allen Bereichen mit einbezogen werden.
  • Erfolge kommunizieren
    Eine transparente Kommunikation von Erfolgsprojekten sollte möglichst schnell im Unternehmen erfolgen, um die Akzeptanz von GenAI unter den Mitarbeitenden zu erhöhen.

Methodik

Für die vorliegende Veröffentlichung wurden 22 Interviews mit deutschen Handelsvertreter:innen im Zeitraum September/Oktober 2023 geführt. Diese wurden zu ihrem allgemeinen GenAI-Wissen und zum aktuellen und geplanten Einsatz befragt. Die interviewten Handelsvertreter:innen decken dabei verschiedene Bereiche des Handels sowie unterschiedliche Unternehmensgrößen ab.

Haben Sie Fragen? Sprechen Sie uns gerne an. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

Auskunft gibt

Ramona Stordeur
Senior Manager | Retail & Consumer Goods
Monitor Deloitte
rstordeur@deloitte.de

Stefan Thiex
Manager | Retail & Consumer Goods
Monitor Deloitte
sthiex@deloitte.de

Alexandra Heck
Senior Consultant | Retail & Consumer Goods
Monitor Deloitte
aheck@deloitte.de

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