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Workforce Ecosystems

Neue Studie von Deloitte und MIT Sloan Management Review 

Die Belegschaften von Unternehmen bestehen heute nicht mehr nur aus den eigenen Angestellten, sondern auch zunehmend aus externen Mitarbeitern. Gleichzeitig sind die Managementpraktiken, Systeme und Prozesse meist nach wie vor auf interne Arbeitskräfte ausgelegt. Die Vereinbarkeit dieser beiden Arbeitswelten stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen. Die Lösung liegt in Workforce Ecosystems, einem integrierten Ansatz für das strategische Management einer vielfältigen Gruppe aus internen und externen Mitarbeitern. Die Studie beleuchtet die zentralen Vorteile und Herausforderungen dieses Trends und zeigt die nötigen Anforderungen auf, um diese integrierte Strategie erfolgreich im eigenen Unternehmen zu etablieren.

Für die Studie haben Deloitte und MIT Sloan Management Review im Herbst 2020 weltweit mehr als 5.000 Führungskräfte aus 138 Ländern und rund 30 Branchen befragt. Die Untersuchung ist Teil einer mehrjährigen Forschungskooperation von MIT SMR und Deloitte zur Zukunft der Belegschaft („Future of the Workforce“).

Ausgangssituation: Trend zu externen Mitarbeitern nimmt zu

Konzerne und Unternehmen setzen heute immer mehr externe Arbeitskräfte ein, sodass sich die Belegschaften zunehmend aus einer Vielzahl von Akteuren zusammensetzen: Von Freiberuflern, Gigworkern, App-Entwicklern und Crowdsourcern über Dienstleister und Auftragnehmer unterschiedlichster Art bis hin zu Software-Bots. Nach den Ergebnissen der Workforce-Studie nutzt mit rund 87 Prozent bereits die große Mehrheit der Befragten dieses Arbeitsmodell. Ein gutes Drittel (33 Prozent) der Führungskräfte plant sogar, in den nächsten 18 bis 24 Monaten verstärkt auf externe Mitarbeiter zurückzugreifen. Dabei erledigen diese nicht nur immer mehr Arbeit, sondern übernehmen auch zunehmend wichtigere Aufgaben.

Allerdings liegt der Fokus des Managements bei den meisten Unternehmen unverändert auf der eigenen Belegschaft. Das heißt, Personalplanung, Talentakquise, Leistungsmanagement und Vergütungsrichtlinien konzentrieren sich auf die festangestellten Voll- und Teilzeit-Mitarbeiter. Folglich fehlt den Firmen oft ein integrierter Ansatz für das Management einer Belegschaft, in der externe Mitarbeiter eine zunehmend größere Rolle spielen. Um diese Herausforderung zu meistern, spielt der strategische Ansatz von Workforce Ecosystems eine entscheidende Rolle. 

Jetzt herunterladen: Globale Studie Workforce Ecosystems

Definition: Workforce Ecosystems

Ein Workforce Ecosystem ist eine Struktur, die auf die Wertschöpfung einer Organisation ausgerichtet ist und aus Komplementaritäten und Interdependenzen besteht. Diese Struktur umfasst Akteure innerhalb und außerhalb des Unternehmens, die sowohl individuelle als auch kollektive Ziele verfolgen. So definiert die vorliegende Studie den Begriff Workforce Ecosystem auf Basis der Umfrageergebnisse sowie der aktuellen Managementforschung. Das heißt, die Mitglieder des Ökosystems – ob Einzelpersonen, Unternehmen oder Technologien – können voneinander abhängige oder sich ergänzende Beziehungen zueinander haben. Zusammen bilden sie eine vielfältige Gemeinschaft, die eine Organisation aufbaut, fördert, erweitert und nutzt, um die Ziele des Unternehmens zu erreichen.

Unterschiede zum traditionellen Ansatz

Traditionelle Organisationskonzepte und das Management eines Workforce Ecosystems unterscheiden sich grundlegend. Der traditionelle Ansatz ist geprägt von fest angestellten Mitarbeitern, die ihre Arbeit entlang linearer Karrierewege leisten. Die Personalstruktur mit Verwaltung, Systemen, Prozessen und Aufsicht hat hier ausschließlich die eigenen Mitarbeiter im Fokus. Während die Verantwortung für die internen Mitarbeiter bei der Personalabteilung liegt, werden externe Mitarbeiter von der Beschaffung und anderen Abteilungen orchestriert. Die Umstellung auf ein Workforce Ecosystem sieht dagegen einen integrierten Ansatz für die Verwaltung interner und externer Mitarbeiter aus einer Hand vor. Dieser ist gekennzeichnet durch offenere und flexiblere Strukturen, die eine Vielfalt von Mitarbeitertypen und -umgebungen umfasst. 

Vorteile: Integrierte Strukturen, die Werte schaffen

Workforce Ecosystems bestehen aus Gemeinschaften von internen und externen Arbeitskräften, die untereinander interagieren und innerhalb des Ökosystems aufeinander angewiesen sind, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Ihr Erfolg hängt von der Fähigkeit ab, effektiv zusammenzuarbeiten. 

Angesichts der Komplexität all dieser Interaktionen ist das Management dieses Systems mit traditionellen Konzepten bisher jedoch oft fragmentiert und stark dezentralisiert. Workforce Ecosystems haben dagegen die gesamte Belegschaft im Fokus und vertiefen die Perspektive der Manager darauf, wer für das Unternehmen Werte schafft. Erfolgsversprechend sind Systeme, die viele Arten von Mitarbeitern ansprechen und einen stetigen Fokus auf ihre Hauptziele und -vorgaben haben. 

Die Haupt-Treiber für Workforce Ecosystems

Ein wesentlicher Treiber für Workforce Ecosystems ist der starke Trend zu projektbasierter Arbeit. Dieser schafft neue Möglichkeiten für Unternehmen, externe Talente für bestimmte Aufgaben hinzuzuziehen. Aber zugleich auch interne Talentmarktplätze zu nutzen, die es den Mitarbeitern möglich machen, problemlos zwischen Abteilungen zu wechseln. Schließlich haben sich die Präferenzen der Arbeitnehmer in den letzten Jahren deutlich verschoben. Statt auf Arbeitsplatzstabilität und Sicherheit legen sie heute zunehmend mehr Wert auf Sinnhaftigkeit, Flexibilität und persönliche Erfahrungen. Um ihren Horizont zu erweitern und ihre Fähigkeiten weiter auszubauen, wird die Arbeit in Projekten immer attraktiver.  

Auch die zunehmende Offenheit der Unternehmen für Homeoffice und Remote-Arbeitsplätze infolge der COVID-19 Pandemie wirkt sich positiv auf den Einsatz externer Mitarbeiter aus. Zudem treiben neue Technologien den Einsatz von Workforce Ecosystems voran, die es möglich machen, die vielfältigen internen und externen Arbeitskräfte zu managen, zu vernetzen und zu koordinieren.  Hier spielen die Verbesserung interner Talentmanagementsysteme, externer Online-Arbeitsplattformen und KI-Tools eine wichtige Rolle. So geben 52 Prozent der Befragten an, dass ihre Unternehmen in den nächsten 18 Monaten die Nutzung von Online-Arbeitsplattformen erhöhen werden, um Expertise zu finden, die ihnen intern fehlt. 

Herausforderungen und Risiken

Gleichzeitig bringen Workforce Ecosystems jedoch auch Herausforderungen mit sich. Vor allem kulturelle Barrieren sowie rechtliche, regulatorische und gesellschaftliche Aspekte gilt es in den Griff zu kriegen. So müssen etwa stark intern ausgerichtete Kulturen mit organisatorischem Silo-verhalten erst den Widerstand gegen Veränderungen überwinden und lernen, sich gegenüber flexibleren Systemen zu öffnen. Insbesondere rechtliche und regulatorische Fragen stellen komplexe Hürden dar. Dazu gehören etwa arbeitsbezogene Rahmenbedingungen zum Schutz der Mitarbeitenden, Fragen des geistigen Eigentums sowie datenschutzrechtliche Einschränkungen, die die gemeinsame Nutzung bestimmter Daten verbieten oder erschweren. Diese Fragen werden in internationalen Unternehmen, in denen die Belegschaft weltweit verteilt ist, noch komplizierter, da die Anforderungen je nach Land lokal unterschiedlich sein können. Zudem müssen auch Aspekte der sozialen Gerechtigkeit zwischen internen und externen Mitarbeitern in Bezug auf Lohngleichheit und Geschlechterparität berücksichtigt werden.

Es gehört zu den größten Herausforderungen der Führung, Workforce Ecosystems richtig zu steuern. Denn: In ihnen entsteht oft geschäftskritischer Mehrwert. Jedoch nur dann, wenn Führungskräfte über die notwendige Erfahrung verfügen.

Maren Hauptmann, Partner und Portfolio Lead Human Capital bei Deloitte

Fazit

Wie die aktuelle Studie von Deloitte und MIT Sloan Management Review zeigt, liegt die Lösung für die Arbeitswelt der Zukunft in Workforce Ecosystems. Statt wie bisher parallele Systeme zu verwalten, macht dieser integrierte Ansatz das ganzheitliche strategische Management einer vielfältigen Gruppe aus internen und externen Mitarbeitern möglich. Die Umstellung von einem mitarbeiterzentrierten Ansatz auf Workforce Ecosystems kann die Wertschöpfung im Unternehmen deutlich erhöhen. 

Laden Sie hier die komplette Studie „Workforce Ecosystems“ herunter und lesen Sie alle Ergebnisse der Studie im Detail.

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