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Nachhaltigkeit in der Medizintechnik – schnelle Transformation schafft Wettbewerbsvorteile

Studie von Deloitte in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Medizintechnologie e.V. 

Die Studie präsentiert die Ergebnisse einer Befragung von 104 Entscheidungsträgern aus Krankenhäusern in Deutschland mit dem Ziel, Denkanstöße zu vermitteln und Handlungsfelder zum Thema Nachhaltigkeit beim Einkauf von Medizintechnikprodukten aufzuzeigen. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund: Welche Anforderungen stellen Krankenhäuser heute und in Zukunft an ihre Lieferanten? Wie gewichten sie verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte bei der Beschaffung? Welche Kooperationsmöglichkeiten bestehen zwischen Krankenhäusern und Medizintechnik-Unternehmen? Wie können diese sich erfolgreich transformieren?

Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen

Nach Berechnungen verursacht die Gesundheitsbranche knapp vier Prozent der globalen und knapp fünf Prozent der deutschen CO2-Emissionen  . Damit gehört der Gesundheitssektor zu den führenden CO2-Emittenten weltweit. Die Medizintechnik hat daran zusammen mit der Pharmaindustrie mit knapp zwei Dritteln den größten Anteil .  

In der Vergangenheit (und teilweise bis heute) standen bei Investitionsentscheidungen von Krankenhäusern häufig wirtschaftliche Kriterien im Vordergrund. Gleichermaßen werden Nachhaltigkeitsaspekte bei der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von medizintechnischen Produkten bisher wenig berücksichtigt.

Aus vielerlei Gründen gewinnt das Thema heute im Gesundheitswesen jedoch zunehmend an Relevanz:

  • Akuter Handlungsbedarf bei der Emission von Treibhausgasen 
  • Neue Erwartungen an soziale Nachhaltigkeit in Unternehmen
  • Wirtschaftliche Verwerfungen aufgrund der COVID-19-Pandemie und des Ukraine-Krieges
  • Neue regulatorische Vorgaben

Daher lauten die Schlüsselfragen für Medizintechnik-Unternehmen, um in Zukunft am Markt erfolgreich zu sein:

  • In welchem Ausmaß bestimmen Krankenhäuser die ESG-Agenda der Medizintechnik-Unternehmen?
  • Welche Chancen ergeben sich für Medizintechnik-Unternehmen, die eine Vorreiterrolle in Hinblick auf ESG-Themen einnehmen?

Die Ergebnisse der von Deloitte in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Medizintechnologie e.V. durchgeführten Umfage von Entscheidungsträgern in Krankenhäusern zeigen, dass diese hohe Erwartungen an die Nachhaltigkeit von Medizintechnik-Unternehmen haben. Dies gilt für alle Stufen der Wertschöpfungskette und umfasst auch die Prinzipien der nachhaltigen Unternehmensführung.

 

[1] Health Care Without Harm (2023): Health care climate footprint report, zuletzt abgerufen am 11.05.2023.

[1] ebd.

Nachhaltigkeit in der Medizintechnik

Implikationen für die Medizintechnik-Branche

Als eine der wichtigsten Kundengruppen für den Einkauf von Medizintechnik haben Krankenhäuser eine starke Marktposition inne. Daher ist ihre Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit für Medizintechnik-Unternehmen von großer Bedeutung.

Auch Krankenhäuser sind gefordert, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und umzusetzen. Sie unterliegen gesetzlichen Anforderungen, z. B. dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Dementsprechend sind sie verpflichtet, auch bei Lieferanten auf die Einhaltung von ESG-Standards zu achten. Insofern wird die ESG-Agenda von Unternehmen in Zukunft sehr stark von den Krankenhäusern beeinflusst werden, da:

  • Krankenhäuser Kriterien für nachhaltige Medizinprodukte aufstellen werden
  • Diese Kriterien zunehmend in Ausschreibungen und Vergabeverfahren Anwendung finden und bei der Gewichtung der Angebote eine immer größere Rolle spielen werden
  • ESG-Kriterien auch in die Warenwirtschaftssysteme integriert und über Filter anwendbar sein werden
  • Daten der Medizintechnikunternehmen zur Nachhaltigkeit von Produkten von Krankenhäusern für das eigene ESG-Reporting (z. B. Nachhaltigkeitsreport) angefragt werden.

Es ergeben sich vielfältige Chancen für Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb erkennen und in allen Schritten der Wertschöpfungskette konsequent berücksichtigen. Einige dieser Chancen haben einen direkten Zusammenhang mit den Krankenhäusern als Kunden, z. B.:

  • Reputation des Unternehmens: Als ESG-Vorreiter werden sie in ihrer Außendarstellung positiv wahrgenommen.
  • Mitarbeitergewinnung: Sie werden attraktiver für Talente, die bei der Auswahl des Arbeitgebers zunehmend auf eine nachhaltige Unternehmensführung achten.
  • Mitarbeiterzufriedenheit: Sie binden Mitarbeitende langfristig an das Unternehmen durch eine hohe Identifikation mit den Unternehmenszielen.

Zusätzlich ergeben sich eine Reihe von Chancen, die sich aus der Erwartungshaltung der Krankenhäuser bzw. aus Anforderungen an die Krankenhäuser selbst ergeben, z. B.:

  • Vertrauen bei Geschäftspartnern, Investoren und Kunden: Nachhaltigkeit messbar machen und Erfolge kommunizieren.
  • Positionierung als Partner: Vorreiter führen einen Dialog auf Augenhöhe zu Themen der Nachhaltigkeit mit den Ansprechpartnern im Krankenhaus, sind Impuls- und Ideengeber. Sie initiieren Pilotprojekte zur Nachhaltigkeit und experimentieren mit neuen partnerschaftlichen Modellen.
  • Differenzierung im Wettbewerb: Sie haben einen positiven Effekt auf die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser, z. B. durch die Verminderung von Abfallmengen und Entsorgungskosten, durch geringere Betriebskosten (z. B. Strom), längere Haltbarkeit bzw. längere Wartungsintervalle, effizientere Interaktionen durch digitale Vertriebsaktivitäten und digitale Services.
  • Gestaltungsspielraum bei Preisverhandlungen: Oben genannte positive Beiträge zur wirtschaftlichen Situation geben potenziell Spielraum bei der Preisgestaltung im Sinne einer Gesamtkostenbetrachtung.
  • Exklusivität oder „Preferred Supplier“-Status: In vielen Modellen der Kreislaufwirtschaft wird es Möglichkeiten geben, eine exklusive Partnerschaft mit Krankenhäusern zu etablieren.

Über die Studie

Für diese Studie haben wir vom Oktober bis November 2022 eine Umfrage mit 104 Entscheidern aus einem breiten Spektrum deutscher Krankenhäuser durchgeführt. Dabei haben wir die Verantwortlichen zur Einschätzung der Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen bei unternehmerischen Entscheidungen (z. B. Auswahl oder Austausch) in Bezug auf Medizintechnik-Unternehmen gebeten. Den Fragebogen haben wir entlang der gesamten Wertschöpfungskette von „Forschung und Entwicklung“ über „Einkauf, Produktion und Logistik“ und „Marketing, Vertrieb und Service“ bis hin zu „Nachhaltige Unternehmensführung“ aufgebaut, um ein umfassendes Bild der Anforderungen der Krankenhäuser an ihre MedTech-Lieferanten zu erhalten. Die Teilnehmer bewerteten die Wichtigkeit der Aussagen im Fragebogen auf einer Skala von 1 („sehr geringe Relevanz“) bis 5 („sehr hohe Relevanz“). Zusätzlich zum Fragebogen wurden punktuell vertiefende Interviews durchgeführt.

Laden Sie hier die Studie „Nachhaltigkeit in der Medizintechnik – schnelle Transformation schafft Wettbewerbsvorteile“ von Deloitte in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Medizintechnologie e.V. herunter für weitere Informationen und detaillierte Ergebnisse. 

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