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Fast 50 Award Gewinner 2019: Cloud&Heat Technologies GmbH
Interview mit Nicolas Röhrs, CEO & Co-Founder von Cloud&Heat Technologies GmbH, zu Nachhaltigkeit in Rechenzentren, Innovation und Kooperationen
Mit dem Technology Fast 50 Award zeichnet Deloitte wachstumsstarke Technologieunternehmen aus. Cloud&Heat Technologies GmbH wurde von Deloitte 2019 mit dem Technology Fast 50 Award prämiert. Nicolas Röhrs, CEO & Co-Founder des Unternehmens, spricht im Interview über die Vision hinter seinem Start-up, den Mega-Trend zur Nachhaltigkeit und die Kooperation mit nyris, einem weiteren Preisträger des Wettbewerbs.
Herr Röhrs, wofür steht Cloud&Heat und welche Vision liegt Ihrem Geschäftsmodell zugrunde?
Nicolas Röhrs: Wir stehen als Green-IT-Unternehmen für nachhaltige und sichere IT-Infrastrukturen. Seit der Gründung 2011 verfolgen wir die Vision, als Treiber die Rechenzentrumswelt sowohl in Deutschland als auch in Europa nachhaltiger und smarter zu gestalten. Unser Nachhaltigkeitsansatz basiert auf einer Warmwasser-Direktkühlung, die es möglich macht, die in Rechenzentren entstehende Abwärme zu nutzen. Smart bedeutet, die auf die einzelnen Rechenzentren abgegebene Last durch eine Software so intelligent zu verteilen, sodass man nach energetischen und inhaltlichen Aspekten immer den besten Standort zum Berechnen von Prozessen nutzt.
Im Kern bauen wir energetisch optimierte Rechenzentrumsinfrastrukturen und verfolgen dabei einen dezentralen Ansatz. Dadurch grenzen wir uns von den großen Hyper-Scalern in Norwegen und Schweden ab, wo geballt Rechenlast stattfindet. Die Bedeutung von dezentralen Infrastrukturen nimmt immer mehr zu, getrieben von den Anforderungen neuer Hightech-Trends. So erfordern etwa autonomes Fahren, Gaming oder latenzkritische Anwendungen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz viel mehr Rechenleistung vor Ort beim Kunden, weil die Übertragungswege zu großen Rechenzentren zu weit sind. Diese Entwicklung ist auch unter dem Begriff Edge Computing bekannt. Mit unserer Warmwasserkühlung, die auch in Bestandsgebäude integrierbar ist, sowie unserer Software sorgen wir für Nachhaltigkeit, Sicherheit und eine optimale Lastverteilung.

Zweifelsohne wird das Thema Nachhaltigkeit einen immer größeren Einfluss auf den Tech-Sektor haben.
Nicolas Röhrs, CEO & Co-Founder von Cloud&Heat Technologies GmbH
Inwiefern wird der Mega-Trend zur Nachhaltigkeit aus Ihrer Sicht die Entwicklung des deutschen Tech-Sektors beeinflussen?
Nicolas Röhrs: Zweifelsohne wird das Thema Nachhaltigkeit einen immer größeren Einfluss auf den Tech-Sektor haben. Zum einen sind die Unternehmen gefordert, gesetzliche Vorgaben einzuhalten, zum anderen wollen die Firmen diesen Ansatz selbst verstärkt fördern. Vor einigen Jahren war Nachhaltigkeit eher noch ein reiner Marketing Faktor. Aber die Bereitschaft, dafür Geld auszugeben war eher gering. Mittlerweile gibt es klare Vorgaben, die erfüllt werden müssen – und auch die Öffentlichkeit und die Konsumenten erwarten, dass Firmen hier ihrer Verantwortung gerecht werden.
Sie haben eine Kooperation mit nyris – ebenfalls ein Fast 50 Gewinner aus 2019 und ausgezeichnet in der Kategorie Challenge Award – geschlossen, um KI und Nachhaltigkeit zu verbinden. Was ist die Idee dahinter und wie gehen Sie die Umsetzung gemeinsam an?
Nicolas Röhrs: Ich habe auf der Veranstaltung Dr. Anna Lukasson-Herzig, CEO & Founder von nyris, kennengelernt und wir haben relativ schnell herausgefunden, dass wir ähnliche Erwartungen und Ansprüche an Nachhaltigkeit, Compute-Leistung und Digitalisierungsthemen haben. Darüber sind wir in den Austausch gekommen und haben beschlossen, uns zusammenzutun. nyris hat sich darauf spezialisiert, mithilfe von Künstlicher Intelligenz die Fähigkeit des Sehsinns zu digitalisieren, um die Suche nach Ersatzteilen, Produkten oder anderen Objekten natürlicher und intuitiver zu gestalten.
Wie alle AI-Unternehmen braucht auch nyris massiv Rechenleistung und ihre Rechenzentrums-Infrastruktur basiert auch nicht auf der klassischen Hardware sowie etwa Computer CPUs, sondern auf GPUs (Grafikprozessoren). Diese sind deutlich leistungsstärker, verbrauchen somit bis zum 8-fachen an Strom und Wärme im Vergleich zu herkömmlichen Rechenzentren. Mit unserer innovativen Warmwasser-Direktkühlung und der Nutzung der Server-Abwärme können wir hier einen wertvollen Beitrag zu einem nachhaltigeren und sicheren Betrieb leisten. Außerdem bieten wir als deutsches Unternehmen höchste Sicherheitsstandards in Bezug auf Datenschutz und Datensouveränität und heben uns so von den Hauptplayern in diesem Markt ab, der von asiatischen und US-amerikanische Unternehmen dominiert wird.
nyris wollte eine nachhaltige und sichere Lösung von einem europäischen oder deutschen Anbieter – und das passt einfach perfekt zusammen mit unserem Ansatz. Dann haben wir gesagt, lasst uns doch mal ausprobieren, eure Applikationen in unserer Infrastruktur zu betreiben und das ist dann relativ schnell passiert. Jetzt hat uns nyris als Cloud Provider ausgewählt, um die nächsten größeren Kundenprojekte anzugehen.
Mit dem Fast 50 Award zeichnen wir Innovation und visionäres Handeln aus. Wie werden in Ihrem Unternehmen Innovationen gefördert und umgesetzt?
Nicolas Röhrs: Wir bieten unseren Mitarbeitern gewisse Freiräume, um sich neben ihren Kernaufgaben weiterzubilden und auch neue Themen anzugehen. Doch das wichtigste ist es, eine Fehlerkultur im Unternehmen auch wirklich zuzulassen. Große Konzerne rühmen sich oft für ihre hohe Innovationskraft. Im Endeffekt sind diese jedoch eher auf Sicherheit bedacht und wollen bloß keine Fehler machen. Aber Innovation geht immer einher damit, neue Sachen auszuprobieren, bei denen das Ergebnis von vornherein nicht klar ist. Deswegen ist das Etablieren einer funktionierenden Fehler- oder Misserfolgs-Kultur eine Grundvoraussetzung für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Zudem müssen natürlich auch zeitliche Freiräume für die Mitarbeiter geschaffen werden. Ich glaube, das ist bei uns beides der Fall. Wenn wir in diesem Zukunftsmarkt nicht innovativ wären, dann bräuchten wir gar nicht erst anfangen. Um erfolgreich zu sein, muss man einfach innovativ sein.

Sie wurden 2019 im Rahmen des Technology Fast 50 Awards als Gesamtsieger ausgezeichnet. Was hat Sie bewogen, an diesem Wettbewerb teilzunehmen und welchen Effekt hatte die Auszeichnung für Ihr Unternehmen?
Nicolas Röhrs: Ich wurde von einem Gesellschafter auf den Award aufmerksam gemacht. Deloitte ist ein großer Name und der Preis ist attraktiv ausgestattet, sodass wir uns darauf beworben haben. Die Teilnahme sowie die Auszeichnung hatte zahlreiche positive Effekte für uns. Auf der einen Seite sind wir in den Austausch mit tollen Leuten und interessanten Unternehmen gekommen, die ähnlich denken wie wir und mit denen wir sonst wahrscheinlich nicht in Kontakt gekommen wären. Das hat einen großen Wert. Bestes Beispiel dafür ist unser Kontakt zu nyris, der in einer Kooperation mündete. Auf der anderen Seite hat die Auszeichnung mit dem Technology Fast 50 Award zu einer großen Aufmerksamkeit in der Presse, Öffentlichkeit und der Investorengemeinschaft geführt. Es tut jedem Unternehmen gut, positive Meldungen nach außen zu tragen.
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