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Digitalisierung von Klein- und Mittelbetrieben

Wie KMU bei der Digitalisierung von den Erkenntnissen großer Konzerne profitieren können

Digitalisierung ist heute nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit, das steht außer Frage. Der notwendige Wandel zu einer digitalen Organisation betrifft nicht nur große Konzerne, sondern zunehmend auch mehr Klein- und Mittelbetriebe. Diese stehen jedoch oft vor gefühlt unüberwindbaren Herausforderungen. Wie auf diese Herausforderungen reagiert werden kann, erläutern Marcus Riedler und Anna Nowshad von Deloitte Consulting.

Warum sollten KMU auf Digitalisierung setzen?

Das Thema Digitalisierung ist allgegenwärtig. Dennoch sehen viele Unternehmen noch keinen Mehrwert oder Nutzen darin, die eigenen Prozesse zu adaptieren. Oftmals geht damit auch ein gewisser Komfort einher, die bewährten Strukturen beizubehalten, statt diese zu optimieren. Allerdings könnten viele Unternehmen damit bald an ihre Grenzen stoßen.

Vor allem KMU müssen sich oft großer Konkurrenz stellen und stehen vor enormen Herausforderungen, sich gegen Mitbewerber durchzusetzen. Hier kann Digitalisierung der ausschlaggebende Faktor sein, um die Nase vorne zu haben. Die Anforderungen entsprechen hierbei meist denselben wie derer von Großkonzernen. Es scheitert dann leider oft an den Budgets, Ressourcen oder dem entsprechenden Fokus.

 

Vor allem KMU müssen sich oft großer Konkurrenz stellen und stehen vor enormen Herausforderungen, sich gegen Mitbewerber durchzusetzen.

Marcus Riedler, Partner Consulting

 

Digitalisierung ist hier keine Frage des Wollens, sondern eine Notwendigkeit, der sich sowohl kleine Unternehmen als auch große Konzerne stellen müssen.

 

Vor welchen Herausforderungen stehen vor allem KMU beim Thema Digitalisierung?

Das Thema Digitalisierung erscheint vielen Unternehmen als unbezwingbarer Berg, der mit hohen Kosten und Risiken verbunden ist. Die Angst, Neues auszuprobieren, ist häufig groß. Viele der am Markt angepriesenen Lösungen sind oft schwer greifbar und nicht auf die spezifischen Kundenanforderungen kleinerer Unternehmen abgestimmt.

Dabei ist es gerade bei KMU essenziell, die Schlagzahl des Kunden zu berücksichtigen und vielfältige Wege aufzuzeigen, das Thema Digitalisierung anzugehen. Hierbei darf auch das Gesamtbild, die Vision, nicht aus den Augen verloren werden. Besonders Klein- und Mittelbetriebe zeigen oft Scheu vor größeren strategischen Lösungen und tendieren eher zu kleineren Lösungen, meist ohne zu wissen, in welche Richtung sie sich bewegen möchten oder welches ganzheitliche Ziel damit erreicht werden soll.

Vor allem im Bereich kundenzentrischer Prozesse steht oft der Customer Relationship Management (CRM)- oder Vertriebsbereich im Fokus. Allerdings stehen den Unternehmen eine Vielzahl an anderen Anknüpfungspunkten entlang der Customer Journey, also dem Kundenlebenszyklus, zur Verfügung. Hierbei ist es wichtig, ganzheitliche und plattformorientierte Lösungen anzupeilen, um diese in Zukunft Stück für Stück zu erweitern und somit auf anstehende Herausforderungen reagieren zu können. 

 

Wie können KMU auf diese Herausforderungen reagieren? Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung?

Wichtig ist zunächst, die Vorteile und Potenziale, die mit der Digitalisierung einhergehen, zu erkennen. Gerade KMU können von ihrer Wendigkeit, Flexibilität und überschaubaren Größe sowie den kürzeren Entscheidungs- und Kommunikationswegen profitieren.

Persönlicher Kontakt zu den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist in KMU um einiges einfacher herzustellen als in großen Konzernen. Dadurch können Ängste und Bedenken schneller erkannt und gezielter angesprochen werden, wie beispielsweise ‚Was macht das mit meinem Job?‘, ‚Kann ich das?‘ oder ‚Will ich das?‘. KMU können sich dem viel schneller und unmittelbarer widmen, da sie meist über weniger große und komplexe Strukturen verfügen.

 

Gerade KMU können von ihrer Wendigkeit, Flexibilität und überschaubaren Größe sowie den kürzeren Entscheidungs- und Kommunikationswegen profitieren.

Anna Nowshad, Partner Consulting

 

Die mit der Digitalisierung einhergehenden Herausforderungen müssen nicht auf einen Schlag bewältigt werden, sondern können auch in kleinere Pakete und Arbeitsschritte unterteilt werden, um die Aufgabe bewältigbarer zu machen. Es ist nicht notwendig, gleich zu Beginn viel Budget aufzuwenden, sondern entsprechend klein zu beginnen, die Basis zu schaffen und dann schrittweise zu skalieren.

Gerade zu Beginn ist es wichtig, eine Sensibiliserung für die Themen Digital Enablement und Change Management zu schaffen und sich Fragestellungen wie ‚Was soll erreicht werden?‘, ‚Wie wird es angenommen?‘ oder ‚Welche Risiken bestehen?‘ zu widmen. Außerdem hat sich gezeigt, dass hier auch die Involvierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als essenzieller Teil zu verstehen ist. Wer sind die betroffenen Stakeholdergruppen und wie kann man diese einbinden? Auch diese müssen mit einbezogen und befähigt werden, neue Systeme anzunehmen, digital zu arbeiten und zu sogenannten Co-Creatorinnen und -Creatoren zu werden.

Hierfür bieten sich auch umfassendere Kommunikationskonzepte und Projektmarketing-Begleitung an. Erst dann kann der Fokus auf die technische Implementierung gelegt werden. Hierbei ist es essenziell, auf die konkreten Anforderungen der KMU einzugehen und gleichzeitig den finanziellen und zeitlichen Aufwand möglichst gering zu halten. Zu diesem Zweck wurden die Quick Start Packages ins Leben gerufen.

 

Was sind Quick Start Packages und warum sind sie gerade für KMU so relevant?

Quick Start Packages sind standardisierte umfassende, vorportionierte Ideen, Prozesse und Lösungen, die einerseits das Thema Change Management, andererseits auch die technische Systemimplementierung abbilden und somit den Grundstein in Richtung Digitalisierung legen können.

Vor allem KMU können dabei von Erkenntnissen großer Konzerne profitieren und diese in einem angepassten Rahmen nutzen. Die Inhalte der Pakete sind bereits mehrfach erprobt und eingesetzt und bieten dadurch schnellen und branchenspezifischen Mehrwert. Dabei kann zwischen unterschiedlichen Größen, Unternehmensbereichen (Marketing, Vertrieb, Service, etc.) und Branchen (Manufacturing, FMCG, Finance, Public, etc.) gewählt und somit das Ausmaß und die Geschwindigkeit frei bestimmt werden. Von einem initialen Workshop bis hin zu einer umfassenden Systemimplementierung und Prozessbegleitung, stehen unterschiedliche Pakete zur Auswahl. Somit können innerhalb eines Monats bereits erste, nutzbare Ergebnisse erzielt werden.

 

Wie kann man sich die Umsetzung eines Quick Start Packages in der Praxis vorstellen?

In der Praxis kann die Umsetzung eines Quick Start Packages beispielsweise mit einem Workshop zur gemeinsamen Erarbeitung von Vision und Stakeholder-Analyse beginnen, Hand in Hand mit der Implementierung einer Marketing-Automation Lösung. Danach könnte der Vertriebsbereich mit Hilfe eines ergänzenden Paketes weiter ausgebaut werden. Im Baustein-System ist somit die Funktionalität flexibel erweiterbar, basiert allerdings auf der gleichen Plattform und fügt sich dadurch perfekt ineinander.

Die Veränderung, die eine solche Implementierung mit sich zieht, kann darüber hinaus auch als Hebel genutzt werden, um weitere Optimierungen in Bezug auf Prozessumstellungen, Kompetenzverteilung etc. anzudenken. Somit sind die Quick Start Packages eine einfache und schnelle Methode, um das Thema Digitalisierung in KMU ins Rollen zu bringen.

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Marcus Riedler
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