Frühlings-Ansichten

Reto Savoia verrät im Kurzgespräch, was ihn derzeit bewegt – im Geschäft und anderswo.
Frühlings-Ansichten

Jedes Quartal rückt Reto Savoia, CEO Deloitte Schweiz, aktuelle Themen in den Vordergrund. Er spricht über die Schweizer Wirtschaft und erläutert, wo er innerhalb des Unternehmens den nächsten Schwerpunkt setzt. Reto Savoia schaut zurück auf Ereignisse, die ihn beeindruckt haben, und wir bitten ihn, sich zwischen zwei Dingen zu entscheiden, ohne viele Worte zu verlieren. Jedes Quartal aufs Neue!

Wirtschaft und Geschäft

Welche aktuelle Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Die meisten Betriebe sind mit einem ganzen Bündel schwer vorhersehbarer Entwicklungen konfrontiert: Geopolitik und – eng damit verbunden – Energiepolitik, Teuerung und Zinsen, konjunkturelle Abkühlung, ausstehende Handelsabkommen – vor allem mit EU und UK –, Arbeitskräftemangel sowie Reformstau, insbesondere bei der Altersvorsorge und im Gesundheitswesen. Vor diesem Hintergrund Investitionsentscheide zu treffen, braucht sehr viel Weitsicht und unternehmerischen Mut! Hinzu kommen die Herausforderungen und Unsicherheiten im Finanz- und Bankensektor, wobei in der Schweiz die Operationalisierung der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS bewältigt werden muss. Bei dieser Gemengelage versteht es sich von selbst, dass das eher zurückhaltende Investitionsklima auch die Wachstumsaussichten dämpft.

Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?

Zuallererst, unsere Kundinnen und Kunden durch diese volatilen Zeiten eng zu begleiten, und zwar in allen relevanten Themenbereichen. Auf Kundenseite stehen insbesondere die Themen Nachhaltigkeit, Wachstum sowie Digitalisierung weiterhin ganz oben auf der Agenda. Was die Nachhaltigkeit anbelangt, so leisten wir durch unsere firmeninterne, weltweite WorldClimate-Strategie einen entsprechenden Beitrag. Diese sieht nicht nur die Halbierung der durch Geschäftsreisen verursachten Emissionen bis 2030 vor – unsere Mitarbeitenden sind vielmehr täglich aufgefordert, sämtliche Aktivitäten nachhaltig zu gestalten. Dies umfasst die Kundenarbeit genauso wie interne Aktivitäten und Events. Zu diesem Zweck haben wir für alle Mitarbeitenden einen einfachen, praktischen Prozess aufgesetzt, der sämtliche Anspruchsgruppen mit einbezieht. Als global grösstes Prüfungs- und Beratungsunternehmen mit weltweit über 400’000 Mitarbeitenden – davon 2’600 in der Schweiz – stehen wir in der Verantwortung, in unserer Branche mit gutem Beispiel voranzugehen.

Tief beeindruckt

Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?

Die zwar intensive, aber aus meiner persönlichen Sicht bisher wenig zielführende Diskussion um die Schweizer Neutralität. Bei allem Verständnis für die Geschichte und die Traditionen unseres Landes: Der russische Aggressionskrieg gegen die Ukraine bedroht fast alles, wofür wir in Westeuropa stehen: Demokratie, Rechts- und Sozialstaat sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Freiheiten.

Da mutet es fast schon zynisch an, wenn wir auf die restriktivste mögliche Interpretation des Neutralitätsrechtes pochen – und dies zu einem Zeitpunkt, da Europa sich unter der Führung der USA endlich zusammenrauft und gemeinsam versucht, das unermessliche Leid des ukrainischen Volkes zu stoppen und internationalem Völkerrecht wieder Geltung zu verschaffen.

Entweder – oder

Auf ein Wort: Lieber Ostereier suchen oder ans Sechseläuten gehen

Ganz klar Ostereier verstecken und Ostereier suchen – im Kreise der Familie, mit anschliessendem festlichem Brunch.

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