Perspektiven
Aufbau von Resilienz
Der Stellenwert von Audits in disruptiven Zeiten
Die Coronakrise hat die bestehenden Herausforderungen für Unternehmen verschärft und neue Risiken zutage gefördert
Um diese Herausforderungen besser zu verstehen, führte Deloitte Global im April und Mai 2020, auf dem Höhepunkt der ersten pandemiebedingten Lockdown-Massnahmen, eine Umfrage unter 351 Teilnehmenden aus der ganzen Welt durch. Wir wollten herausfinden, welchen Stellenwert für Geschäftsleitungen, Führungskräfte in Finanzabteilungen und Prüfungsausschüssen, Anleger, Aktionäre und Verwaltungsratsmitglieder die Audit-Funktion bei ihrer Reaktion auf die Coronakrise hat.
Erfolgreiche Unternehmen nutzen die Krise als Chance, sich auf zukünftige disruptive Ereignisse vorzubereiten. Beispielsweise setzen bereits einige Unternehmen – darunter Deloitte – vermehrt auf ihre Cloud-Infrastruktur und investieren in innovative Collaboration-Tools sowie in virtuelles Lernen.
Die Ergebnisse der Umfrage geben Aufschluss über einige der grössten Sorgen angesichts der Coronakrise, von denen viele noch immer relevant sind, sowie über die veränderte Wahrnehmung der Führungskräfte zur Rolle von Unternehmensprüfern bei der Bewältigung dieser Herausforderungen.
Die Bedeutung der Risikobewertung
In der Umfrage von Deloitte zeigten die Befragten Interesse daran, mehr über Risikobewertung im Zusammenhang mit COVID-19 oder ähnlichen «Black-Swan»-Ereignissen zu erfahren. Ganze 90 Prozent der befragten Führungskräfte meinten, dass die Geschäftsleitung bei der Bewertung der Risiken vermehrt Techniken der Unternehmensprüfung einsetzen solle: Solide interne Kontrollprinzipien und -praktiken, robuste Systeme für die Qualitätskontrolle und eine Kultur des ethischen und integren Handelns können die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens in Krisenzeiten stärken.
Unternehmen, die erfolgreich sein wollen, müssen die langfristigen Auswirkungen der Krise auf ihre Betriebsmodelle analysieren und sich entsprechend für die Post -Corona-Zeit aufstellen. Dabei kommt dem regelmässigen und ehrlichen Dialog aller Akteure im Ökosystem der Finanzberichterstattung – von Unternehmen und Verwaltungsräten bis hin zu Aufsichtsbehörden, Abschlussprüfern und Investoren – besondere Bedeutung zu.
Inangriffnahme von Resilienzproblemen
Die Pandemie deckte nicht nur Schwächen beim Betriebsmodell einiger Unternehmen auf, sie normalisierte auch die Arbeit aus dem Home-Office. Angesichts dieses Trends hin zu digitalen Technologien und Collaboration-Tools stellen viele Führungskräfte die langfristige Effektivität ihrer vor der Coronakrise verfolgten Geschäftsstrategien in Frage. Auf die Frage nach der Widerstandsfähigkeit ihrer Unternehmen während der Coronakrise bereiteten den Umfrageteilnehmern in erster Linie zwei Bereiche Sorgen: die Realisierbarkeit ihrer Geschäftsmodelle (z. B. Auswirkungen auf Infrastruktur, Logistik, Technologien, den laufenden Betrieb und Markteinführungsstrategien) (57%) und Probleme bezüglich der Rechnungslegung und Finanzberichterstattung (54%).
Die Sorgen der Umfrageteilnehmer unterscheiden sich dabei regional: In Brasilien, Frankreich, Indien und den USA war die Sorge über das Geschäftsmodell am stärksten. Die Befragten in Europa zeigten sich im Allgemeinen mehr um die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter (49%) besorgt, während sich die Befragten im Raum Asien-Pazifik die stärksten Sorgen über die Kundenbeziehungen und die künftige Nachfrage (49%) machten.
Die Pandemie trifft nicht alle Branchen gleichermassen, und das spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen wider.
So nannten Konsumgüterunternehmen ihre finanzielle Belastbarkeit (Kapitaldecke und Liquidität) und Zahlungsfähigkeit als Hauptproblembereich (64%), während die Sorgen der Finanzdienstleister am stärksten der Marke und dem Ruf ihres Unternehmens galten (55%).
Deloitte ist bestrebt, die Unternehmensberichterstattung zum Nutzen der Gesellschaft als Ganzes einzusetzen, und wird dieses Thema aus verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten, um eine Diskussion hierzu anzustossen.