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Perspektiven

Global Powers of Luxury Goods 2022

Eine neue Welle der Begeisterung für Luxusgüter

Nachdem sich Luxusgüterunternehmen von den negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erholt haben, bieten sich diesen nun neue Möglichkeiten: Diese ergeben sich aus dem ökologischen Wandel sowie der Entwicklung in Richtung von Kreislaufwirtschaftsmodellen und verantwortungsvollen Geschäftsbetrieben. Zusammen mit der fortschreitenden digitalen Revolution durch das Metaverse und Web3 sorgt dies für viel Begeisterung in der Luxusgüterbranche. Ausserdem eröffnen sich den Unternehmen beispiellose Möglichkeiten für innovative und disruptive Aktivitäten.

Kreislaufwirtschaft in der Luxusgüterbranche

Seit Langem wird die Mode- und Luxusgüterbranche für die Umweltauswirkungen ihrer Produktionsprozesse und Konsumpraktiken kritisiert. Dennoch richtet sich die Branche immer stärker an der Kreislaufwirtschaft aus und die Nachhaltigkeit ist aus dem Luxusbereich heute nicht mehr wegzudenken.

Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist die Einführung eines Kreislaufwirtschaftsmodells. Dieses birgt Vorteile wie eine geringere Umweltbelastung, eine bessere Versorgungssicherheit mit Rohstoffen, eine höhere Wettbewerbsfähigkeit, die Förderung von Innovationen, eine Ankurbelung des Wirtschaftswachstums und nicht zuletzt auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Immer mehr Unternehmen nehmen Nachhaltigkeitsprinzipien in ihre Kernstrategien auf. Das neue Paradigma sieht Luxus nun auch im Licht von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Sie nutzen Technologien, um umweltfreundliche Materialien zu entwickeln und neue Wege zu finden, um nachhaltiger zu werden – und zwar in den Bereichen Design, Produktion, Vertrieb und Kommunikation.

Führende Luxusgüterunternehmen treiben das Umsatzwachstum an

Die 100 grössten Luxusgüterunternehmen der Welt erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von USD 305 Milliarden. Das ist eine Erholung gegenüber dem Vorjahr (USD 252 Milliarden) und darüber hinaus übertrafen sie den Wert des Geschäftsjahrs 2019 von USD 281 Milliarden, der vor der Pandemie verzeichnet wurde. Die Bedeutung der führenden Luxusgüterunternehmen ist klar: Die 15 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als USD 5 Milliarden machten mehr als zwei Drittel des Umsatzes der Top-100-Unternehmen aus. Die 45 Unternehmen mit einem Umsatz von 1 Milliarde US-Dollar oder weniger trugen indes nur 6,7 % bei.

Die Gesamtentwicklung der Top-100-Unternehmen im Geschäftsjahr 2021 spiegelt mit dem Anstieg von 21,5% gegenüber dem Vorjahr eine Erholung wider: Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie liessen nach, Geschäfte wurden wiedereröffnet und die Konsumnachfrage erholte sich. 73 der Top-100-Unternehmen meldeten im Geschäftsjahr 2021 höhere Umsätze von Luxusgütern, im Geschäftsjahr 2020 waren es nur 20. Die Nettogewinnmarge der 78 Top-100-Unternehmen, die Nettogewinne melden, hat sich im Geschäftsjahr 2021 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Mit 12,2% lag sie damit über dem vor der Pandemie erreichten Niveau.

Dabei ist zu beachten, dass Unternehmen, die ihre Ergebnisse Ende 2021 meldeten, während ihres gesamten Geschäftsjahres von dieser Erholung profitierten. Auf der anderen Seite enthalten die Ergebnisse der Unternehmen, deren Geschäftsjahr 2021 früher endete, noch einen Grossteil der Pandemieauswirkungen.

Der Bericht untersucht nicht nur Trends am Luxusgütermarkt, sondern identifiziert auch die 100 grössten Luxusgüterunternehmen auf der Grundlage öffentlich verfügbarer Daten für das Geschäftsjahr 2021 (als Geschäftsjahr definieren wir die Geschäftsjahre, die innerhalb der 12 Monate vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2021 endeten). Darüber hinaus evaluiert der Bericht die Performance dieser Unternehmen mit Blick auf Regionen und Produktsektoren. Der Trendabschnitt des diesjährigen Berichts konzentriert sich darauf, wie die Luxusindustrie die Bereiche Kreislaufwirtschaft und Metaverse adressiert.

Die Schweiz – das Land der Uhren und des Schmucks

Zum zweiten Mal in Folge sind alle Schweizer Unternehmen, die in der Top-100-Rangliste 2022 vertreten sind, Schmuck- und Uhrenunternehmen. Richemont und Rolex erreichten einen Platz unter den Top 10. Im Geschäftsjahr 2021 verzeichneten acht Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz im Jahresvergleich ein Gesamtumsatzwachstum von 16,5%. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2020 stellt dies eine deutliche Verbesserung dar. Zudem belegt die Schweiz dank ihrer starken Uhrenbranche mit einem Marktanteil von 27% den zweiten Platz im Schmuck- und Uhrensektor.

Die leistungsstärkste Schweizer Marke Richemont erzielte zwei Drittel ihres Luxusgüterumsatzes mit ihrem Maisons-Schmuckgeschäft. Mit 16% erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2021 darüber hinaus den höchsten Luxusgüterumsatz im Schmuck- und Uhrensektor. Neben Richemont und Rolex sind sechs globale Luxusuhrenmarken im Privatbesitz in der Rangliste vertreten, nämlich Swatch Group, Audemars Piguet, Patek Philippe, Richard Mille, Chopard und Breitling. Wieder einmal belegte Richard Mille den zweiten Platz unter den 20 am schnellsten wachsenden Unternehmen. Die Rangliste basiert auf der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) des Luxusgüterumsatzes in den letzten drei Jahren.

Wichtige Erkenntnisse aus dem Bericht:

  • Im Geschäftsjahr 2021 stieg der erforderliche Mindestumsatz für die Top-100-Liste der Luxusgüterunternehmen auf USD 240 Millionen (knapp über dem vor der Pandemie erreichten Wert), gegenüber USD 182 Millionen im Geschäftsjahr 2020.
  • Die führenden Luxusgüterunternehmen dominieren das Ranking: Die Top-10-Unternehmen steigerten ihren Anteil am Umsatz der Top 100 auf 56,2%, nach 51,4% im Vorjahr.
  • Mit der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeitsfragen und bewusstem Konsum beginnen Luxusgüterunternehmen, die Relevanz des Wiederverkaufs allmählich als strategische Lösung zur Begrenzung der negativen Umweltauswirkungen ihrer Produkte zu verstehen. Auf dem wachsenden Secondhand-Markt werden die meisten Transaktionen online abgewickelt. Als Reaktion darauf werden neue Technologielösungen wie der digitale Pass (ein digitales Tool, das häufig auf Blockchain-Technologie basiert und die Herkunft von Luxusgütern wie Designerartikel oder -arbeiten überprüft) eingeführt, um das Risiko gefälschter Waren zu verringern.
  • Das Metaverse bietet Luxusgüterunternehmen eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Luxuserlebnis neu zu erfinden und Glaubwürdigkeit, Markenengagement sowie Markentreue in den Metaverse-Communities aufzubauen. Die digitale Realität bietet Konsumenten (ihrem traditionellen Publikum sowie einer neuen Zielgruppe von technisch versierten jungen Konsumenten) neue Möglichkeiten, im Einklang mit dem Wesen und der Essenz der Marke mit ihren Produkten zu interagieren.
  • Während Italien (23 Unternehmen) immer noch die meisten Luxusgüterunternehmen hat, trugen im Geschäftsjahr 2021 acht französische Unternehmen den grössten Anteil (mehr als ein Drittel) zum Gesamtumsatz der Top-100-Luxusgüterunternehmen bei.
  • Die 20 am schnellsten wachsenden Luxusgüterunternehmen expandierten vom Geschäftsjahr 2018 bis zum Geschäftsjahr 2021 fast dreimal so stark wie die Top 100 insgesamt. Im Geschäftsjahr 2021 erreichten sie ein Wachstum von 45%.
  • Die M&A-Aktivitäten nahmen 2021 und 2022 nach einer durch die Pandemie bedingten Pause wieder zu. Die Attraktivität von robusten, hohen Margen und bekannten Luxusmarken mit einer starken Preissetzungsmacht hat sich erneut bestätigt. Die Unternehmen konzentrierten sich wieder auf ihre wichtigsten Luxusmarken. Zudem versuchten sie ihre Profitabilität und finanzielle Stabilität zu verbessern, was auch umfassende Veräusserungen von Nicht-Kerngeschäften an Konsumgüter- und Private-Equity-Unternehmen zur Folge hatte.
Global Powers of Luxury Goods 2022
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