Perspektiven
Die Coronavirus-Pandemie rückt CFOs in den Fokus
Die Coronavirus-Pandemie hat die Geschäftswelt unvorbereitet getroffen – Unternehmen haben einen derartigen Einschnitt schlichtweg nicht kommen sehen. Innerhalb kürzester Zeit mussten sie ihren Ausblick der neuen, schwierigen Realität anpassen und zu der Einsicht gelangen, dass sie es mit einer der schwerwiegendsten globalen Krisen der Geschichte zu tun hatten. Zuvor leistungsstarke Unternehmen wurden mit einer existenziellen Bedrohung konfrontiert, die in einem Konkurs enden könnte. Aus diesem Grund ergriffen viele Unternehmen drastische Massnahmen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie einzudämmen. Trotz der jüngsten Ankündigungen, dass nun wirksame Impfstoffe verfügbar sind, bleibt diese unsichere Situation noch eine Weile weiterhin bestehen.
Kostenmassnahmen im Zuge der Pandemie
Im Zuge der Pandemie haben die meisten Unternehmen in der Schweiz zusätzliche Kostenmassnahmen geplant oder bereits umgesetzt. In der jüngsten CFO-Umfrage von Deloitte gaben 70 Prozent der Finanzvorstände (CFOs) an, dass sie in ihrem Unternehmen neue Zielvorgaben zur Kostensenkung gesetzt haben. Bisher am häufigsten umgesetzt wurden gemäss der CFOs die Reduktion diskretionärer Ausgaben (einschliesslich Reisen, Meetings und Marketing), der Abbau angesammelter Überstunden und Feriensaldi sowie die Einführung von Kurzarbeit. Die Wahl dieser Massnahmen ist nicht überraschend, da Unternehmen sie relativ schnell umsetzen können. Allerdings werden auch drastischere Massnahmen genannt, wie zum Beispiel der Aufschub von Zahlungen – ein Indikator dafür, wie schwerwiegend die Folgen sind, die die Pandemie für einige Unternehmen hat.
Die drei wichtigsten Kostenmassnahmen im Zuge der Pandemie
Im Allgemeinen entscheiden Unternehmen und ihre CFOs über zwei Arten von Ausgaben: die Ausgaben für den Betrieb eines Unternehmens und die Ausgaben für die Veränderung eines Unternehmens. Die ersteren Ausgaben garantieren den reibungslos laufenden Betrieb eines Unternehmens und die Aufrechterhaltung seiner Existenz auf kurze Sicht, während in die zweite Kategorie Ausgaben fallen, die die Weiterentwicklung des Unternehmens fördern, damit es langfristig überlebt. In den letzten Jahrzehnten haben Herausforderungen wie der technologische Wandel, die Globalisierung und die Reaktion auf Krisen (zum Beispiel die Finanzkrise) die Ausgaben für die Veränderung des Unternehmens überproportional erhöht. Typischerweise sind damit grosse, kapitalintensive Investitionen verbunden. Vor diesem Hintergrund hat sich der Druck auf CFOs, ihre Entscheidungen zu rechtfertigen und die Effektivität ihrer Ausgaben nachzuweisen, spürbar erhöht.
Fokus auf die CFOs
Die Coronavirus-Pandemie hat diesen Trend weiter beschleunigt. CFOs planen, mehr in die Veränderung ihrer Unternehmen zu investieren als je zuvor. Wie die CFO-Umfrage von Deloitte gezeigt hat, fallen die Massnahmen, die Schweizer Finanzvorstände bisher ergriffen haben, vor allem in die Kategorie der laufenden Betriebsausgaben (zum Beispiel Kürzungen diskretionärer Ausgaben). Massnahmen, die eine Veränderung des Geschäfts bewirken würden, sind dagegen meist noch ausstehend oder wurden nur teilweise umgesetzt. Einige Schweizer Unternehmen erwägen im Rahmen ihrer digitalen Transformation Investitionen in die IT zu tätigen oder die Grösse ihrer zukünftigen Immobilienflächen zu evaluieren.
Angesichts des aktuell verschärften Notwendigkeit, die Kosten im Auge zu behalten, stehen CFOs unter besonderer Beobachtung. Ihre Entscheidungen müssen besonders transparent sein und klare Verantwortlichkeiten enthalten. Bei ihrer Entscheidungsfindung sollten sich CFOs daher die folgenden drei Fragen stellen:
- Was ist der Business Case? CFOs müssen alle potenziellen Massnahmen identifizieren und die Massnahmen mit dem höchsten Wert und der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit priorisieren.
- Behindern bestimmte Massnahmen andere Programme? CFOs müssen die Auswirkungen jeder einzelnen Kostenmassnahme auf das Unternehmen als Ganzes und dessen Kapitalflüsse berücksichtigen. Dieser Aspekt ist entscheidend, da die Kapitalverteilung die Wertschöpfung in der Zukunft vorantreiben oder behindern kann.
- Wie setzt das Unternehmen die Massnahmen um? Die CFOs müssen die Umsetzung der Massnahmen genau überwachen und feststellen, ob ein Eingreifen erforderlich ist, wenn der Wert nicht schnell genug realisiert wird.
Diverse Szenarien überprüfen, alternative Ausgänge berücksichtigen und schnell auf Wachstum umschalten
Die Krise wirft eine Reihe von Fragen für die Unternehmensführung auf: Wie stark wird sich die Krise noch auf unser Geschäft auswirken? Wann werden die Impfstoffe gegen COVID-19 in grossem Umfang verfügbar sein? Welche langfristigen Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft und die globalen Märkte wird es geben? Die Antworten auf diese Fragen werden direkte Folgen für den Handlungsspielraum von CFOs haben, und auch darauf, wie lange ein striktes Kostenmanagement aufrechtzuerhalten ist. CFOs sollten berücksichtigen, dass sie zukünftig möglicherweise schwerwiegendere Massnahmen ergreifen müssen, um ein Überleben ihres Unternehmens zu gewährleisten.
Strenge Massnahmen zum Kostenmanagement können Unternehmen dabei helfen, Krisen zu überstehen. Oft haben sie jedoch auch eine demoralisierende Wirkung auf die Belegschaft – alleine deshalb sollten CFOs es vermeiden, Kostensenkung in mehreren Schüben durchzuführen. Um effektiv zu sein, sollten CFOs sich daher darum bemühen, diverse Szenarien des Pandemieverlaufs zu überprüfen, alternative Ausgänge zu berücksichtigen und bereit zu sein, schnell auf eine Strategie des erneuten Wachstums umzuschwenken, wenn die Zeit gekommen ist. Die Ankündigung der Impfstoffe bietet einen ersten Grund zur Hoffnung, dass viele Unternehmen bald in eine neue, auf Erholung und Wachstum ausgerichtete Geschäftsphase übergehen können. Erfolgreiche CFOs reagieren schnell auf diese frühen Signale, indem sie ihre Kostensparmassnahmen entsprechend anpassen und neue Leistungsziele setzen.