Die Schweiz ist Patent-Europameisterin: In keinem anderen Land werden pro Kopf mehr Patente eingereicht. Besonders gut aufgestellt ist die Schweiz im pharmazeutischen Bereich. Weniger gut schneidet sie hingegen bei den digitalen Patenten ab. Die hochentwickelte Wirtschaft der Schweiz kann nur durch technologischen Fortschritt weiterwachsen und wettbewerbsfähig bleiben. Die Politik sollte deshalb die Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung weiter verbessern, sowohl im Inland als auch durch die Integration der Schweiz in multinationale Forschungsprogramme. Unternehmen sollten ihrerseits agile Entwicklungsprozesse vorantreiben, hochqualifizierte Forscher fördern und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit Hochschulen, anderen Unternehmen sowie nicht-traditionellen Partnern wie z.B. digitalen Unternehmen stärken.

Unsere Empfehlungen

Mit diesen Massnahmen können Politik und Unternehmen die Forschungs- und Entwicklungskapazität der Schweiz stärken und somit Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand erhöhen.

Staat

    Keine Einmischung der Politik in die Wirtschaft, dafür aber bessere Unterstützung von F&E

    Keine Einmischung der Politik in die Wirtschaft, dafür aber bessere Unterstützung von F&E

    Es mag verlockend sein, eine Modetechnologie (z.B. Solarenergie, Batterien, KI) herauszupicken und ihr Wachstum zu fördern. Der Staat ist jedoch nicht gut positioniert, um potentielle Sieger unter den Technologien auszuwählen. Man braucht sich nur das Beispiel der Solarenergie anzusehen. Die intensive Förderung der heimischen Solarenergieproduktion durch den deutschen Staat scheiterte letztendlich kläglich. Weit besser ist die Strategie, ein Rahmenprogramm für F&E zu schaffen, und die Wirtschaft entscheiden zu lassen, woran sie arbeiten will. Die Besteuerung kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür sind die in der jüngsten Unternehmenssteuerreform enthaltenen Patentboxen mit ihren Anreizen für F&E.

    Die Förderung von Spitzenkräften wäre ein zweiter wichtiger Bereich, und zwar gilt dies sowohl für einheimische als auch ausländische Spitzenkräfte. Auch wäre es wünschenswert, digitale und unternehmerische Fähigkeiten in den Lehrplänen der Schulen stärker zu berücksichtigen, ohne dabei wesentliche Grundlagenfächer wie Sprachen oder Mathematik zu vernachlässigen. Im Vergleich zu anderen führenden Wirtschaftsstandorten verzeichnet die Schweiz derzeit einen Rückstand, wenn es um Mobilität von Fachkräften geht. Es muss mehr Gewicht darauf gelegt werden, hochbegabte Hochschulabsolventen anzuziehen, die internationale innerbetriebliche Mobilität zu fördern und die Einwanderungsprozesse zu digitalisieren und zu harmonisieren.

    Sicherung der Teilnahme der Schweiz an Horizon Europe

    Sicherung der Teilnahme der Schweiz an Horizon Europe

    Mit einem Budget von ca. 100 Milliarden Euro wird Horizon Europe voraussichtlich eines der grössten Förderprogramme für Forschung und Innovation weltweit sein. Die neunte Auflage erstreckt sich über die Jahre 2021-27 und bietet attraktive Fördermöglichkeiten und die Teilnahme an internationalen Forschungsinitiativen. Für Schweizer Forschungsinstitutionen ist nicht nur die Finanzierung, sondern insbesondere die Möglichkeit, innerhalb dieser Initiative mit Kollegen in ganz Europa zusammenzuarbeiten, interessant. Über eine Schweizer Beteiligung wird derzeit verhandelt; ihre Sicherung sollte Priorität sein. Der Erfolg hängt von den breiteren Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU und damit von der Einigung auf ein Rahmenabkommen sowie von der Aufrechterhaltung der bilateralen Abkommen ab.

    Staatliche Förderung von F&E-Clustern und Kooperation

    Staatliche Förderung von F&E-Clustern und Kooperation

    Die Forschung profitiert immens von Clustern. Das Beispiel Silicon Valley macht es uns vor: Die Vorteile der geografischen Konzentration spezialisierter Unternehmen und damit verbundener Institutionen gehen weit über die attraktiven Rahmenbedingungen hinaus. Der Staat beteiligt sich daran, insbesondere über die Hochschulen. Die Startup- und Forschungscluster der Eidgenössischen Technischen Hochschulen sind für ihre Regionen von grosser Bedeutung. Alle Universitäten können als Inkubator und Förderer von Forschungsaktivitäten auftreten. Sie können Kooperationsinitiativen und die Kommerzialisierung vorantreiben. Dies gilt nicht nur für die Überflieger – grosse Unternehmen mit revolutionären Forschungsideen. Für kleinere Universitäten bietet sich eine Kooperation mit kleinen und mittleren Betrieben an. Weniger umfangreiche, gestraffte und zielgerichtete Forschungsprogramme wären das Ergebnis. Die Förderung von Clustern lohnt sich und sollte beibehalten, ja sogar noch verstärkt werden, wenn diese sich als besonders nützlich erwiesen haben.

    Der Staat hat ebenfalls die Aufgabe, Forschungsaktivitäten zu finanzieren, die unmittelbar von öffentlichem Interesse sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Gesundheitswesen. So sind Impfstoffe für pharmazeutische Unternehmen in der Regel nicht sehr profitabel, haben aber einen immensen Nutzen für die öffentliche Gesundheit.

Unternehmen

    Einführung agiler Entwicklungsmethoden

    Einführung agiler Entwicklungsmethoden

    Der Wirtschaft kommt bei der Forschung und Entwicklung eine entscheidende Rolle zu. Es lohnt sich, dabei, die eigenen internen Entwicklungsprozesse genauer zu betrachten. Iterative statt sequentielle Prozesse erleichtern die Anpassung an ein sich schnell änderndes Umfeld. Zu den bekannten agilen Entwicklungsmethoden gehören Scrum, Design Thinking und Lean Start up sowie «fail fast, pivot fast». Diese Methoden helfen damit umzugehen, dass Problematiken möglicherweise nicht vollständig im Voraus definiert sind, dass sich die Umstände schnell ändern können, dass Kunden neue Präferenzen äussern und Konkurrenten plötzlich eine Neuentwicklung vorstellen. Um sich auf solche Unsicherheitsfaktoren einzustellen, hilft ein evidenzbasierter, schlanker, iterativer Prozess, der F&E beschleunigt. Dies ist nicht zuletzt im Hinblick auf die prognostizierten Kapitalrenditen (ROI) von F&E-Projekten wichtig. Die Renditen in der Pharmaindustrie sind in den vergangenen 10 Jahren zurückgegangen, wie ein Deloitte-Bericht zeigt. Agile Entwicklungsmethoden können helfen, diesen Rückgang aufzuhalten oder umzukehren.

    Förderung von Fachkräften für F&E

    Förderung von Fachkräften für F&E

    Die Anziehung und Weiterbildung hochqualifizierte Fachkräfte ist zentral für die Forschung. Die Pandemie wirkte als Digitalisierungsbeschleuniger: Die Digitale Technologien haben sich nicht nur zahlenmässig weiter verbreitet, sondern sind auch in vormals weniger digitalisierte Bereiche vorgedrungen. Kein Wunder, dass immer mehr Unternehmen um Fachkräfte mit digitalen Fähigkeiten buhlen. Daher müssen Unternehmen ihre Attraktivität für diese Spezialisten erhöhen, aber auch in die Weiterbildung der eigenen Belegschaft investieren.

    Was zieht Spitzenkräfte an? Ein stimulierendes, abwechslungsreiches Arbeitsumfeld, die Möglichkeit, sich beruflich weiterzuentwickeln und ein Arbeitgeber, der die Digitalisierung grossschreibt. Auch Diversität bringt oft eine höhere Produktivität mit sich. In einem diversen Umfeld findet ein Austausch von Fachkenntnisse statt – mit positiven Auswirkungen auf das Know-how von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Diversität bedeutet aber auch, Arbeitnehmergruppen, die sonst oft übersehen werden (z.B. ältere Arbeitnehmer), heranzuziehen oder Gebrauch zu machen von weniger konventionellen Beschäftigungsverhältnissen, wie Teilzeit-, Tele- oder „Gig“-Arbeit. Darüber hinaus sollten Unternehmen das Interesse an lebenslangem Lernen fördern und die Weiterqualifizierung der Mitarbeiter aktiv unterstützen.

    Wirksame Kooperation auf breiter Front

    Wirksame Kooperation auf breiter Front

    Unternehmen sollten offen für eine Zusammenarbeit mit anderen Partnern sein, sowohl mit naheliegenden, als auch mit weniger offensichtlichen. Eine Kooperation mit Universitäten bietet sich an, wobei kleinere Universitäten oder Fachhochschulen für die Kooperation mit kleinen und mittleren Betrieben geeignet wären. Digitale Technologien bringen frischen Wind in den F&E-Bereich. Alles geht schneller, viel mehr Daten stehen zur Verfügung und diese werden auf unkonventionelle Art und Weise genutzt. Neue technische Partnerschaften entstehen und sie bereiten den Weg für andere unkonventionelle Kooperationsmodelle, beispielsweise eine Zusammenarbeit mit Branchenkollegen in Joint Ventures. Eine teure, aber für die Partner unentbehrliche Technologie, wie etwa Batterien für Elektrofahrzeuge, erfährt so einen Entwicklungsschub. Forschungscluster spielen beim Erfolg der Kollaboration eine immer grössere Rolle, und Unternehmen sollten die strategische Umsiedlung ihrer F&E-Aktivitäten in Erwägung ziehen, um die Synergien, die von Clustern ausgehen, zu nutzen.

    Einbindung und Feedback der Endbenutzer zur Beschleunigung von F&E

    Einbindung und Feedback der Endbenutzer zur Beschleunigung von F&E

    Zu einer unkonventionellen Kollaboration kann auch gehören, das Feedback der Endbenutzer in den F&E-Prozess zu integrieren. Bei der pharmazeutischen Forschung könnte das beispielsweise folgendermassen aussehen: Statt Patienteninformationen ausschliesslich über Ärzte zu bekommen, bestünde die Möglichkeit, mit direkten Feedbackschleifen von Patienten zu arbeiten. Geeignete Kanäle wären klinische Studien oder Gruppen engagierter Patienten, aber auch der digitale Zugriff auf Patientenfeedback, z.B. über Online-Foren. Da das Einholen von Patientenfeedback zeit- und kostenaufwendig sein kann, ist dabei eine regelmässige Kosten-Nutzen-Analyse unerlässlich.

Forschung und Entwicklung in Life Sciences & Health Care

Analysen & Perspektiven

Wie können wir Ihnen helfen?

Biotechnology

Erfolg im Biotech-Sektor benötigt top Branchenkenntnisse, unternehmerisches Denken und Finanzkompetenz.

Erfahren Sie mehr

Medical devices

Den Herausforderungen mit Innovation, Fachkenntnissen und Marktzugangsstrategien begegnen.

Erfahren Sie mehr
Download

Erfahren Sie mehr über die Erfolgsfaktoren zur Förderung von F&E und digitaler Innovation

Download

Erfahren Sie mehr über die Kooperationsmöglichkeiten zur Stärkung von Innovation

Setzen Sie sich mit uns in Verbindung

Registrieren Sie sich für die neusten Power Up Switzerland Insights

Kontakte

Vicky Levy
Vicky Levy

Life Sciences Industry Leader

+41 58 279 7877

Barri Falk
Barri Falk

Partner

+41 58 279 9137

Peter Vickers
Peter Vickers

Partner

+41 58 279 7200