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CFO-Umfrage: Möglicher Konjunkturabschwung auf Platz eins der Sorgenliste – Cyber-Sicherheit rückt stärker in den Fokus

Zürich/Genf, 31. Oktober 2023

Noch im Frühling zeigten sich die CFOs optimistisch zu den Konjunkturaussichten. Diese positive Einstellung ist mittlerweile jedoch verflogen: CFOs schätzen die Konjunktur für die Schweiz und ihre wichtigsten Handelspartner deutlich negativer ein als zuvor. Auch die Unternehmensaussichten verschlechtern sich gegenüber dem Frühjahr, wie die aktuelle CFO-Umfrage von Deloitte zeigt. Zuoberst auf der Sorgenliste steht neu eine Konjunkturschwäche, danach folgen weiterhin Arbeitskräftemangel und Inflation. Zudem rückt die Cyber-Sicherheit erneut stärker in den Fokus und befindet sich zum ersten Mal seit 2 Jahren wieder unter den Top 10 auf der Risikoliste.

Mit den sinkenden Temperaturen kommt es in der Schweiz auch zu einer wirtschaftlichen Abkühlung. Dies zumindest ist die Erwartung der CFOs in der Schweiz, wie eine aktuelle Umfrage des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte zeigt. Die befragten CFOs schätzen die Konjunkturlage für die Schweiz und ihre wichtigsten Handelspartner deutlich negativer ein als zuvor (siehe Abbildung 1): 22 Prozent erwarten einen Konjunkturrückgang, aber immer noch 41 Prozent rechnen mit einem anhaltenden Wirtschaftswachstum (Vergleich Frühjahr: 57% positiv oder sehr positiv, 8% negativ). Die Schweiz steht damit verhältnismässig gut da. Weitaus pessimistischer sind die Erwartungen für die Handelspartner Deutschland (65% negativ oder sehr negativ. Vergleich Frühjahr: 37% negativ oder sehr negativ) und China (65% negativ oder sehr negativ. Vergleich Frühjahr: 24% negativ oder sehr negativ). Zu China sind die Prognosen zum Wachstumsniveau seit einem Jahr bereits stark rückläufig. Bei den USA als wichtigste Schweizer Exportdestination sind die befragten CFOs verhalten positiver (41% positiv oder sehr positiv gegenüber 27% negativ), doch auch hier gingen die positiven Aussichten im Vergleich um 15 Prozent zurück.

Neben den eingetrübten Konjunkturaussichten für die ganze Wirtschaft schätzen Unternehmen auch ihre eigene Entwicklung negativer ein, wenngleich in der Summe die Erwartungen immer noch optimistisch sind. Die Hälfte der Befragten (50%) schaut optimistisch in die Zukunft des Unternehmens. Dies ist jedoch ein Rückgang zum Frühjahr, als noch 62 Prozent die Unternehmensaussichten als positiv bewerteten. Dieser Trend bestätigt sich auch in der Frage nach den Prioritäten der nächsten sechs Monate. Das Kostenmanagement steht klar im Vordergrund.

Nachfrageschwäche als grösstes Unternehmensrisiko

Die Sorgenliste der befragten CFOs wird von drei Risiken dominiert, bei denen es im Vergleich zum Frühling nur geringe Verschiebungen gab: Neu liegt ein möglicher Konjunkturabschwung auf Platz eins der Sorgenliste (siehe Abbildung 2). Keine Veränderung zur letzten Umfrage gab es beim Arbeitskräftemangel. Ein robust bleibender Arbeitsmarkt, auf dem rege nach Arbeitskräften gesucht wird, bietet einen gewissen Schutz vor einer Konjunkturflaute. Ein allenfalls drohender Konjunkturabschwung mit einem zeitgleich vorherrschenden Arbeitskräftemangel ist daher eine eher ungewöhnliche Kombination. Sorgen vor einer anhaltenden Inflation bleiben auf dem dritten Platz, obwohl die Preissteigerungen jüngst schwächer geworden sind. Auch die Inflationserwartungen der CFOs gehen zurück: In 2 Jahren rechnen sie mit einer Inflation von 1,7%. Im Frühjahr lag dieser Wert noch bei 2,2%. Die aktuelle Entwicklung mit anstehenden Preisanstiegen, etwa bei den Mieten und den Energiekosten, zeigt, dass die Gefahr noch nicht gebannt und die wirtschaftliche Lage weiter instabil ist. Interessant ist auch, dass die befragten CFOs geopolitischen Risiken eine stark rückläufige Bedeutung zuschreiben im Vergleich zum Frühjahr (jetzt Platz 10, vor einem halben Jahr noch Platz 1). Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen deuten jedoch darauf hin, dass sich kurz- bis mittelfristig keine Stabilisierung abzeichnen dürfte, was für Unternehmen weiterhin Herausforderungen und Risiken bergen wird.

«Die Kombination aus Nachfrageschwäche, Arbeitskräftemangel und Inflation ist ungewöhnlich und drückt auf die Unternehmensstimmung», analysiert Alessandro Miolo, Managing Partner Audit & Assurance und Geschäftsleitungsmitglied von Deloitte Schweiz, die Umfrageergebnisse. «Auch wenn sich der Schweizer Markt im internationalen Vergleich als stabil und krisenresistent gezeigt hat, dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Die weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheiten und der starke Schweizer Franken stellen uns vor grosse Herausforderungen, wenn es um die Sicherung des zukünftigen Wirtschaftswachstums, der Stabilität unseres Marktes und des langfristigen Wohlstands der Schweiz geht.»

Bewusstsein für Cyber-Sicherheit wächst

Stärker in den Fokus rückt auch die Cyber-Sicherheit. Zum ersten Mal seit 2021 ist sie wieder unter den Top 10 auf der Risikoliste für Unternehmen. Zurückzuführen ist dieser Prioritätsanstieg auf die immer höhere Anzahl an Cyberattacken auf Unternehmen, die oft gravierende Folgen haben für das operative Geschäft und in Lösegeldforderungen und Erpressungsversuchen resultieren. Die im Frühling und Sommer von Deloitte bei Verwaltungsratsmitgliedern durchgeführte Umfrage swissVR-Monitor zeigte, dass 45 Prozent der Firmen mit über 250 Mitarbeitenden bereits mindestens einmal Opfer einer Cyberattacke wurden. Die nun höhere Gewichtung deutet daher auf ein stärkeres Bewusstsein bei den befragten CFOs für dieses akute Problemfeld hin.

«Cyber-Sicherheit ist wieder unter den Top-10-Risiken, hauptsächlich wegen zunehmender Bedrohungen. Zudem sind Unternehmen und CFOs besorgt über die potenziellen Kosten von Cyberangriffen, insbesondere bei Betriebsunterbrechungen. Das Thema muss heute fester Bestandteil der Risikoevaluation von Unternehmen sein. Erfreulicherweise haben das viele Betriebe bereits erkannt», sagt Alessandro Miolo.

Generative KI: hohe Relevanz für finanzielle Prognosen und Prävention

Neben den allgemeinwirtschaftlichen Aussichten und Risiken wurden die CFOs auch nach Anwendungen für generative künstliche Intelligenz (KI) befragt. Kategorisch ausgeschlossen haben nur die wenigsten Unternehmen (8%) die Anwendung von generativer KI. Die Umfrage zeigte, dass die meisten Unternehmen erst am Anfang der Integration von KI stehen: 23 Prozent der befragten CFOs haben angegeben, in ihrem Unternehmen werde aktuell damit experimentiert. Die überwiegende Mehrheit will aktuell noch abwarten oder beobachtet zumindest das Vorgehen der Konkurrenz.

Als grösstes Hindernis für die Einführung generativer KI in bestehende Arbeitsprozesse wurden fehlende Personalkapazitäten genannt – der Alltagsbetrieb oder Anpassungen an neue Marktbedingungen lasten die Personalkapazitäten bereits aus. Die befragten CFOs gaben jedoch an, dass sie generativer KI ein hohes Potenzial zutrauen. So haben je über 60 Prozent der Befragten angegeben, dass generative KI beim Erstellen finanzieller Prognosen oder bei der Prävention von Betrug und Missbrauch eine hohe Relevanz haben wird. Auch bei der Analyse von Finanzberichten oder der Kostenoptimierung erwarten CFOs laut der Umfrage einen hohen KI-Implementierungsgrad.

«Generative KI hat enormes Potenzial, aber nur wenige Unternehmen nutzen es bisher. Die Lücke zwischen dem hohen Potenzial und der geringen Nutzung ist eine klare Chance für Wettbewerbsvorteile. Unternehmen sollten nicht zögern und die Konkurrenz beobachten, sondern sofort mit der Implementierung und dem Testen von generativen KI-Anwendungen beginnen. Nicht vernachlässigen dürfen Unternehmen dabei Risiken wie etwa Datenschutz und Datensicherheit, geistige Eigentumsrechte und die Qualität der KI-Ergebnisse», erklärt Alessandro Miolo. «Mit einer gelungenen KI-Implementierung generieren Unternehmen so aus einem ‹Anschluss nicht verlieren› einen ‹Vorsprung gegenüber der Konkurrenz›.»

Über die Umfrage

Die aktuelle, 46. Deloitte CFO-Umfrage in der Schweiz wurde online vom 5. bis zum 29. September 2023 durchgeführt. 131 CFOs aus allen wichtigen Branchen und von kotierten wie nicht kotierten Unternehmen haben teilgenommen. Die europäische CFO-Umfrage wird in 17 Ländern, einschliesslich der Schweiz, durchgeführt. Die Ergebnisse der Länderumfragen werden aggregiert. Hinweis zur Methodik: Einige der Umfragediagramme stellen die Ergebnisse als Indexwert (Nettosaldo) dar. Dabei handelt es sich um die Differenz der Prozentwerte der positiven und der negativen Antworten, wobei Antworten «in der Mitte» als neutral behandelt werden. Aufgrund der Rundung ergibt die Summe der Antworten möglicherweise nicht immer 100. Um die Lesbarkeit zu erhöhen, werden bewusst nur die relevanten Fragen je nach aktueller Finanz- und Wirtschaftslage dargestellt.

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