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Deloitte CFO-Umfrage: Kreditausfälle und Cyberattacken sind die neuen grossen Gefahren für Schweizer Unternehmen

Zürich/Genf 22. Oktober 2020

Erstmals nennen Schweizer CFOs Zahlungs- und Kreditausfälle als ein ernstzunehmendes Risiko für ihre Unternehmen. Gleichzeitig ist Cyber-Security auf der Liste der Sorgen der Schweizer CFOs nach oben geschossen. Dies ist vor allem durch den Digitalisierungsschub seit Beginn der Pandemie und den Anstieg von Cyberattacken zu erklären. Die CFOs sehen die Zukunft weniger düster als noch im Frühling dieses Jahres. Eine relative Mehrheit sieht in den nächsten zwölf Monaten die Wirtschaftsaussichten jedoch negativ. Die meisten Unternehmen rechnen erst für das dritte Quartal 2021 wieder mit Umsätzen auf Vorkrisenniveau.

Die Pandemie gibt weiterhin den Takt an. Sei es bei den Wirtschaftsaussichten oder den Unternehmensrisiken, die Schweizer CFOs scheinen nach wie vor die kurz- und längerfristige Entwicklung der Pandemie als den Hauptfaktor für ihre Planung zu sehen. Bei der Konjunktur rechnen sie zwar mit einer raschen Erholung im Vergleich zum Frühjahr. Dennoch beurteilt eine relative Mehrheit von 42% die Konjunkturaussichten für die Schweiz in den nächsten zwölf Monaten negativ. Nur 28% haben positive Erwartungen und 30% sind neutral eingestellt.

Die Konjunkturerwartungen haben sich aber klar verbessert. Im Frühjahr erwarteten noch ganze 96% der nach Einführung der Corona-Massnahmen befragten CFOs eine negative Entwicklung der Wirtschaft für die kommenden zwölf Monate. «Unsere Umfrage zeigt, dass sich die prekäre Lage vom Frühjahr für viele Unternehmen entschärft hat», erklärt Michael Grampp, Chefökonom von Deloitte Schweiz. «Die Situation ist jedoch nach wie vor instabil, wie man an der neusten Entwicklung der Pandemie sehen kann. Die steil ansteigenden Infektionszahlen in Europa verunsichern viele Menschen. Viel hängt nun von den weiteren politischen Reaktionen ab – das gilt für die Schweiz genauso wie für unsere grossen Absatzmärkte.»

Die staatlichen Hilfsmassnahmen des Bundes konnten die wirtschaftliche Lage in der Schweiz stabilisieren. Insbesondere Kurzarbeit und die rasch ausbezahlten Corona-Kredite ermöglichten es den Unternehmen, einigermassen durch die Krise zu navigieren. «Es ist klar: Die staatlichen Hilfsmassnahmen waren am Anfang der Krise absolut notwendig», sagt Michael Grampp. «Je länger solche Massnahmen jedoch in Kraft bleiben, desto grösser wird die Gefahr von negativen Nebenwirkungen. Unternehmen die keinen Profit generieren oder Wert schaffen, sollten nicht dauerhaft künstlich am Leben gehalten werden, sonst droht eine Zombifizierung der Wirtschaft», erklärt Michael Grampp weiter.

Rückkehr zum Vorkrisenniveau lässt noch länger auf sich warten

Über die Hälfte (54%) der befragten CFOs geben an, dass sich die finanzielle Situation ihrer Unternehmen im Vergleich zu vor drei Monaten klar verbessert hat. Im Juni dieses Jahres gingen noch gut zwei Drittel (67%) von schlechten Aussichten aus und nur 9% glaubten, dass sich ihre Situation verbessern würde. «Dieser deutliche Umschwung ist sehr erfreulich», erklärt Alessandro Miolo, Managing Partner für Audit & Assurance bei Deloitte Schweiz. «Die Schweizer Wirtschaft stabilisiert sich offenbar um einiges schneller als nach der Eurokrise oder dem Frankenschock.»

Was die Wachstumsaussichten für die nächsten zwölf Monate angeht, zeigen sich die befragten CFOs verhaltener: Nur 36% planen mit einem Wachstum und 29% gehen eher von einem Rückgang aus. Grosse Unterschiede zeigen sich in den Details. Während sich die Umsätze mit einem Anstieg von 51% am stärksten erholen, gibt es bei den Margen (Anstieg von 21%) und Mitarbeiterzahlen (Anstieg von 1%) nur einen leichten Anstieg und die Zahlen bleiben klar im negativen Bereich.

Weniger optimistisch als vor drei Monaten sind die CFOs, wenn es um ihre Umsätze geht: «Im Sommer waren die CFOs noch optimistischer und gingen davon aus, dass ihre Unternehmen mehrheitlich bereits im ersten Quartal 2021 wieder Umsätze auf Vorkrisenniveau generieren würden», sagt Alessandro Miolo. «Jetzt erwarten die meisten CFOs, dass sich die Umsätze erst im dritten Quartal 2021, also ein ganzes halbes Jahr später, wieder vollständig erholen wird.»

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Digitalisierungsschub katapultiert Cyber-Security nach oben

Erstmals seit Beginn der CFO-Umfrage vor über zehn Jahren nennen die Schweizer CFOs Kredit- und Zahlungsausfälle als bedeutendes Risiko für ihre Unternehmen und stufen es als eines der drei Top-Risiken ein. «Dass Kredit- und Zahlungsausfälle als eines der grössten Risiken gesehen wird, zeigt klar: Die CFOs nehmen dieses Risiko sehr ernst. Es besteht die Gefahr, dass sich die Kreditausfälle auch auf die Banken auswirken könnten», sagt Alessandro Miolo. «Momentan können Zahlungsschwierigkeit noch unbemerkt bleiben, da staatliche Hilfsmassnahmen beim Überbrücken helfen», erklärt Miolo weiter.

Die Pandemie steht immer noch auf Platz eins der grössten Risiken, gefolgt von Nachfrageschwäche, die ebenfalls im Zusammenhang mit der Pandemie steht. Den grössten Sprung auf der Liste sehen wir bei Cyber-Security. Der in der Frühjahrs-CFO-Umfrage vorausgesagte Digitalisierungsschub während der Pandemie hat dazu geführt, dass mehr Menschen von zuhause aus arbeiten, was jedoch das Risiko von Cyberattacken erhöht hat. «Die CFOs haben erkannt, dass der Datenfluss ins Home-Office besser abgesichert werden muss», erklärt Alessandro Miolo. «Unternehmen sind jetzt gefordert, gezielte Massnahmen zu ergreifen, damit das Home-Office nicht zum Einfallstor für Cyberkriminelle wird. Das beinhaltet unter anderem eine bessere Schulung von Mitarbeitenden und gezielte Investitionen in sicherere IT-Lösungen.», so Miolo.

Reduzierung von Mitarbeitenden und Büroflächen

Wie erwartet haben sich viele Unternehmen neue Sparmassnahmen verordnet. Diese sind bei den meisten Unternehmen schon sehr weit fortgeschritten. Die meisten Unternehmen (85%) haben vor allem die Ausgaben für Geschäftsreisen oder Marketing reduziert, gefolgt von einem Abbau der Überstunden und Feriensaldi (70%). Wie es bei einer Krise sehr oft der Fall ist, planen viele der befragten Unternehmen einen Abbau der Mitarbeiterzahl – 33% der Befragten haben dies bereits umgesetzt.

Auch bei den Büroflächen wurde die Situation evaluiert. 31% der Befragten prüfen, welche Büroflächen sie in Zukunft benötigen und 17% haben bereits Änderungen vorgenommen. «Es arbeiten vermehrt Mitarbeitende im Home-Office und das wird auch in Zukunft so bleiben», so Alessandro Miolo. «Unternehmen können dadurch einerseits Einsparungen bei den Büroflächen realisieren. Andererseits wird mehr Fläche benötigt, um Abstände zu gewährleisten und den vorhandenen Raum anders zu nutzen. Zum Beispiel wird es mehr Raum zum Austausch und Begegnung geben und weniger Raum für klassische Schreibtische.»

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