Artikel
GovTech Trends 2024: Ein Ausblick für Regierungen
Ein Ausblick auf aufkommende Trends bei Regierungstechnologien
Die Technologien, die unsere Organisationen und Leben verbessern, sind leistungsstärker als je zuvor und auch ihre Bedeutung nimmt zu. Zukunftsgerichtete Organisationen, darunter auch Regierungen, verstehen die technologischen Kräfte um sie herum und suchen nach Wegen, um sich diese zunutze zu machen und auch zugunsten der Bürger und Wähler einzusetzen.
Die GovTech Trends bieten eine regierungspezifische Sicht auf den Deloitte Bericht «Tech Trends 2024»: Hier werden die sich beschleunigenden Technologietrends beleuchtet, die in den kommenden 18 bis 24 Monaten am ehesten zu disruptiven Veränderungen führen werden. Wir erkunden, welche Trends für Regierungen am relevantesten sind und inwieweit sie bereit sind, diese zu nutzen.
Wir stellen in all unseren Interaktionen fest, dass der Druck für eine effiziente und leistungsfähige öffentliche Verwaltung gestiegen ist und weiter zunehmen wird. Der offene und zielgerichtete Umgang mit neuen Technologien wird einen entscheidenden Beitrag leisten, damit die öffentliche Verwaltung in der Schweiz dieses Ziel umsetzen kann!
Rolf Brügger, Leiter Regierung & Öffentlicher Sektor
Schnittstellen an neuen Orten: Spatial Computing und das industrielle Metaversum
Augmented und Virtual Reality für Konsumentenanwendungen erhalten viel Aufmerksamkeit. Die grössten Auswirkungen aber haben diese Technologien im industriellen Umfeld. Organisationen nutzen das industrielle Metaversum, um Digital Twins, erweiterte Arbeitsanweisungen und kollaborative digitale Räume zu schaffen, die Fabriken und Unternehmen sicherer und effizienter machen. Fabrikmitarbeitende, Designer und Ingenieurinnen profitieren von der immersiven 3D-Interaktion über Geräte von Tablets bis hin zu Smart Glasses. Zugängliche, realitätsgetreue 3D-Assets ebnen den Weg zu einem operationalisierten räumlichen Web, in dem eine digitale Ebene über der Realität die Arbeit beschleunigt. Eines Tages können autonome Maschinen und neue Geräte bahnbrechende Anwendungen hervorbringen – wie chirurgische Ferneingriffe oder Gebäudeüberwachung, die von einem einzigen, gut vernetzten Mitarbeitenden gewährleistet wird.
Trends in der Praxis
Regierungen können schon heute die Vorteile von Virtual-Reality-Schulungen nutzen, beispielsweise bei der Simulation von Sozialarbeitenden, die problematische Wohnsituationen überprüfen, oder von Soldatinnen und Soldaten, die auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden. Immersive 3D-Schulungen können zu einer besseren Abspeicherung im Gedächtnis führen als herkömmliche Methoden. Parallel lassen sich durch die Verwendung von Digital Twins physischer Anlagen und Objekte bestehende Infrastrukturen immer leichter überwachen, verwalten und verbessern. Das räumliche Web entwickelt sich immer weiter. So ermöglicht es Aktivitäten von ferngesteuerten chirurgischen Eingriffen bis hin zur Fehlerbehebung. Die Erkundung dieser Technologien kann Regierungsstellen dabei helfen, einen Vorsprung für die Zukunft zu erlangen.
Der Geist aus der Flasche: generative KI als Wachstumskatalysator
Lange debattierten Philosophinnen und Philosophen darüber, ob Maschinen denken können. Generative KI verkompliziert diese Diskussion noch weiter. Diese Instrumente haben viel mit früheren Tools für maschinelles Lernen gemeinsam. Dank verbesserter Rechenleistung, besserer Trainingsdaten und cleverer Programmierung kann die generative KI-Technologie jedoch menschliches Denken in vielerlei Hinsicht imitieren. Ob sie nun im philosophischen Sinn intelligent sind oder auch nicht: Sie sind es im praktischen Sinne. Denn im unternehmerischen Umfeld bieten sie Möglichkeiten für Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen. Maschinen können jetzt also wie Menschen handeln, verstehen und erzählen: Damit stellt sich die Frage, wie das die Welt im Allgemeinen beeinflusst.
Trends in der Praxis
Generative KI kann heutzutage in Behörden nützliche Funktionen übernehmen: Sie kann Antworten in umfangreichen Richtlinien finden, umfassende Dokumente zusammenfassen oder Inhalte zur Überprüfung vorschlagen. Die Aufklärung von Führungskräften sowie Nutzerinnen und Nutzern darüber, was generative KI kann und was nicht, trägt dazu bei, Erwartungen zu steuern und die Erfolgsaussichten zu verbessern. Starten Sie noch heute mit einem Pilotprojekt. Erfahren Sie, was möglich und was erforderlich ist und wie man mit dieser neuen Technologie umgeht. Generative KI wird sich durchsetzen. Es ist an der Zeit, dass Behörden lernen, damit umzugehen.
Smarter, nicht schwieriger: jenseits von Brute Force Computing
Da Technologie für Unternehmen zu einem immer wichtigeren Unterscheidungsmerkmal geworden ist, haben Organisationen immer komplexere Workloads entwickelt. Herkömmliche Cloud-Dienste bieten nach wie vor mehr als genug Funktionen für die meisten alltäglichen Abläufe. Für innovative Anwendungsfälle jedoch, die Wettbewerbsvorteile mit sich bringen, entsteht ein neuer Bedarf an spezieller Hardware. Das Training von KI-Modellen, die Durchführung komplexer Simulationen und die Erstellung von Digital Twins von realen Umgebungen erfordern unterschiedliche Arten von Rechenleistung. Führende Unternehmen finden heute neue Wege, um mehr aus ihrer vorhandenen Infrastruktur herauszuholen, und fügen modernste Hardware hinzu, um Prozesse noch weiter zu beschleunigen. Bald schon werden einige die herkömmliche binäre Datenverarbeitung ganz hinter sich lassen.
Trends in der Praxis
Behörden werden bald aus einer breiten Palette an Computertechnologien auswählen können: unterschiedliche Arten von CPU, GPU, individuelle Chips für maschinelles Lernen, Quantencomputer und vieles mehr. Eine durchdachte Entscheidung kann die Performance verbessern und Kosten senken. Die Komplexität beim Steuern von Workloads in Rechenzentren und in der Cloud allerdings wird weiter zunehmen. IT-Abteilungen sollten sich auf die zunehmenden Möglichkeiten vorbereiten, die diese neuen Technologien mit sich bringen. Ein Gleichgewicht zwischen Performance, Kosten und Steuerungskomplexität wird für den Erfolg entscheidend sein.
Von DevOps zu DevX: Stärkung der Erfahrung im technischen Bereich
Technologie wird immer mehr zu einem entscheidenden Bestandteil des Unternehmens. Damit werden technische Talente wichtiger denn je. Die Arbeitsweisen sind allerdings alles andere als effizient: In den meisten Unternehmen verbringen Entwickler nur 30 bis 40 Prozent ihrer Zeit mit der Entwicklung von Funktionen. Da Unternehmen versuchen, die besten Talente zu gewinnen und an sich zu binden, rückt die Entwicklererfahrung oder DevX wieder in den Fokus. DevX ist eine Denkweise, bei der Entwicklerinnen und Entwickler im Mittelpunkt steht. Sie zielt darauf ab, die tägliche Produktivität und Zufriedenheit der Softwareingenieurinnen und -ingenieure zu verbessern, indem die Produktivität an jedem Kontaktpunkt mit dem Unternehmen überprüft wird. In den kommenden Jahren könnte DevX in eine Zukunft mit integrierten, intuitiven Tools führen, mit denen die beteiligten Entwicklerinnen und Entwickler im gesamten Unternehmen einen Mehrwert schaffen können.
Trends in der Praxis
Für Unternehmen wird es immer schwieriger, hochqualifizierte technische Talente anzuwerben und an sich zu binden, da die Nachfrage das Angebot übersteigt. Um attraktivere Arbeitsplätze für diejenigen zu schaffen, die einen sicheren, aufgabenorientierten Arbeitsplatz suchen, sollten sich die Behörden darauf konzentrieren, die Erfahrungen der Entwicklerinnen und Entwickler zu verbessern. Dazu gilt es, Produktivitätshindernisse abzubauen, bürokratische Aufgaben zu beseitigen und kontinuierliche Lernmöglichkeiten anzubieten. Die Abkehr von starren Richtlinien und Verfahren hin zu einer flexibleren und selbstbestimmteren Arbeitsweise kann Behörden einen deutlichen Wettbewerbsvorteil als bevorzugter Arbeitgeber verschaffen.
Verteidigung der Realität: Wahrheit im Zeitalter synthetischer Medien
Mit der Verbreitung von KI-Tools ist es heute für Kriminelle einfacher denn je, sich für jemand anderen auszugeben und ihre Opfer zu täuschen. Deepfakes werden eingesetzt, um die Zugangskontrollen durch Sprach- und Gesichtserkennung zu umgehen. Auch bei Phishing-Versuchen kommen sie zum Zug. Die Sicherheitsrisiken vervielfachen sich mit jedem neuen Tool, das zur Erstellung von Inhalten im Internet eingesetzt wird. Führende Unternehmen versuchen jedoch, den Risiken mit einer Mischung aus Richtlinien und Technologien zu begegnen, um schädliche Inhalte zu erkennen und ihre Mitarbeitenden für diese Risiken zu sensibilisieren.
Trends in der Praxis
Mit der zunehmenden Verbreitung von Deepfake-Videos und durch KI erstellten Inhalten stehen die Regierungen zunehmend unter Druck, ihre Mitarbeitenden, die Behörden und die Öffentlichkeit zu schützen. Mit den heutigen Tools können Kriminelle umfassende, überaus gezielte Cyberattacken und Social-Engineering-Kampagnen zu minimalen Kosten durchführen. Die Steuerung dieser Kombination aus Cyberbedrohungen, Fehl- und Falschinformationen erfordert ein koordiniertes Vorgehen von Behörden, Unternehmen und Ländern. Die Nutzung kollektiver Intelligenz und einheitlicher Ansätze ist für die schnelle Ermittlung und Umsetzung von Schutzmassnahmen sowie eine wirksame Verteidigung von Behörden entscheidend.
Zentrale Übung: von technischen Schulden zu technischer Wellness
Nach jahrelangen Investitionen in einstige Spitzentechnologien sehen sich Unternehmen heute mit einer Reihe von Kerntechnologien konfrontiert, darunter Mainframes, Netzwerke und Rechenzentren, die dringend modernisiert werden müssen. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müssen sich Unternehmen weg vom isolierten technischen Schuldenmanagement und hin zur technischen Wellness bewegen. Präventive Wellness-Bewertungen, die sich am Mission Impact orientieren, können Teams dabei helfen, Prioritäten zu setzen: Welche Bereiche des Tech Stacks müssen angegangen werden? Welche können weiterhin den Anforderungen der IT entsprechen? In den kommenden Jahren dürften Organisationen einen äusserst individuellen, integrierten Wellnessplan über den gesamten Tech Stack hinweg entwickeln. Dazu zählen auch Investitionen in sich selbst reparierende Technologien, die den künftigen Modernisierungsbedarf reduzieren.
Trends in der Praxis
Anstatt ein System nach dem anderen zu modernisieren und technische Schulden abzubauen, können die Behörden einen stärker integrierten Ansatz verfolgen. Behörden können technische Wellnesspläne erstellen, die im Laufe der Zeit schrittweise modernere Technologien und Techniken wie automatisiertes Management und Selbstreparaturen einbeziehen, um ihrem Auftrag noch besser nachzukommen. Durch die kontinuierliche Konzentration auf Wellness können die Behörden Ansätze zur Aufrüstung ihrer Technologie und Systeme auch schrittweise umsetzen und so den Bedarf an wiederholten Modernisierungen «mit einem Paukenschlag» verringern.
Empfohlene Artikel
Digitale Identität in der Schweiz
Eine neue Vision und ein agilerer Ansatz