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Investitionen im Wandel – generative KI wird Zukunftstechnologie

Deloitte CFO Survey Herbst 2023

Der Deloitte CFO Survey reflektiert die Einschätzungen und Erwartungen von CFOs deutscher Großunternehmen zu makroökonomischen, unternehmensstrategischen und finanzwirtschaftlichen Themen. Der Survey erscheint halbjährlich und hat zum Ziel, Trends und Trendbrüche zu identifizieren. Die Herbst-Ausgabe 2023 verzeichnet einen erneuten Abschwung der Geschäftsaussichten in Folge anhaltender Risiken wie Inflation und nachlassender internationaler Nachfrage. Die Risiken zwingen Unternehmen dazu, ihre Strategie anzupassen. Vor allem am Standort Deutschland soll in Digitalisierung und Automatisierung investiert werden. Generative KI soll sich zu einem Schlüsselelement der Strategie entwickeln. Zusätzlich steigt die Bereitschaft der CFOs, auch Outsourcing-Optionen zu nutzen.

Das wirtschaftliche Umfeld bleibt herausfordernd – das zeigt der 24. Deloitte CFO Survey, in dem sich Finanzvorstände deutscher Unternehmen zu ihren Einschätzungen und Erwartungen äußern. Nachdem in der letzten Ausgabe des Surveys noch vorsichtiger Optimismus herrschte, hat sich der Trend zum Herbst wieder umgekehrt. Andauernde Risiken wie der Fachkräftemangel und steigende Lohnkosten, kombiniert mit der nachlassenden Nachfrage in internationalen Exportmärkten, lassen die Unternehmen vorsichtiger werden. Um den Herausforderungen zu begegnen, wollen die Unternehmen die Effizienz an ihren Standorten in Deutschland steigern und verstärkt in Digitalisierung und Automatisierung investieren. Generative KI soll hier zu einem wichtigen Tool in der Unternehmensstrategie werden. Zusätzlich wird auch Outsourcing vermehrt in Betracht gezogen, um Expertenwissen extern einzukaufen.

Investitionen im Wandel – generative KI wird Zukunftstechnologie

Anhaltende Risiken prägen defensive Geschäftsstrategien

Die Geschäftsaussichten der teilnehmenden Unternehmen haben sich im Vergleich zum Frühjahr wieder stark verschlechtert. Fast die Hälfte der CFOs beurteilt die Situation mittlerweile schlechter als noch vor drei Monaten. Die Differenz der Prozentwerte der positiven und negativen Einschätzungen fiel von +14 Prozent auf aktuell -30 Prozent. Großunternehmen sind vom negativen Umschwung stärker betroffen als Mittelständler. Besonders schlecht sind die Aussichten in der Baubranche, im Maschinenbau und in der Automobilbranche. Relativ besser stehen im Vergleich Handel und Konsumgüterindustrie da.

Zu den Ursachen für die Verschlechterung des Stimmungsbilds gehören vor allem die vielfältigen anhaltenden Risiken. Am wichtigsten bleiben Fachkräftemangel (64%) und steigende Lohnkosten (62%). Hinzu kommt das Risiko der nachlassenden Inlandsnachfrage (58%), welches besonders für die Konsumgüterindustrie und den Handel entscheidend ist. Geopolitischen Risiken bleiben das wichtigste Risiko unter exportorientierten Unternehmen. Entsprechend leiden auch die Kennzahlen in den Unternehmen. Lediglich die Umsatzerwartungen bleiben im leicht positiven Bereich (Index: +10%). Operative Margen sollen aber stark fallen (-21%) und lassen Einstellungsabsichten (-5%) und die Investitionsbereitschaft (-7%) sinken.

Vor diesem Hintergrund haben Kostensenkungen die höchste Priorität für die Befragten (68%). Defensive Strategien sind vor allem im verarbeitenden Gewerbe vorherrschend. Der Dienstleistungssektor und die Technologiebranche können dagegen noch auf Wachstumsstrategien und Innovation setzen. Weitere Details zu Konjunktur und Kennzahlen liefert das Deloitte Economic Trend Briefing: Flash-Ergebnisse des Deloitte CFO Survey Herbst 2023.

Investitionen für die Transformation des Standorts Deutschland

Auch die Investitionen der Unternehmen passen sich an die neue Risikolandschaft an. Aufgrund der anhaltenden geopolitischen Risiken sollen sich die Investitionen der Unternehmen in den kommenden Jahren weg aus China, in Richtung Europa und Nordamerika verschieben. In den kommenden drei bis fünf Jahren wollen 75 Prozent der befragten Unternehmen verstärkt in Deutschland investieren. Unter den exportorientierten Unternehmen führen die Standorte Nordamerika und Indien. Diese Regionen sind auch für das verarbeitende Gewerbe Investitionsschwerpunkte.Die geplanten Investitionen der Unternehmen fokussieren sich auf Umstrukturierung und Optimierung, sowie die Weiterentwicklung von digitaler Kompetenz. Etwa zwei Drittel der Teilnehmenden will in diesen Bereichen im kommenden Jahr verstärkt investieren. Traditionelle Investitionen in Maschinen und Grundstücke sind dagegen eher zweitrangig.

Die Unternehmen wollen dadurch in bestehenden Standorten vor allem Kosten reduzieren (49%), sowie die Automatisierung (45%) und Digitalisierung (42%) vorantreiben. Investitionen für die Erschließung neuer Märkte sind dagegen nur bei wenigen Unternehmen geplant (20%). Angesichts der gestiegenen Zinsen greift die Hälfte der Unternehmen für die Finanzierung der neuen Investitionen vermehrt auf Innenfinanzierung zurück. Bankkredite wollen nur noch 34 Prozent der Befragten verstärkt nutzen.

Hören Sie hier das Interview mit Deloitte Chefökonom Dr. Alexander Börsch im Performance Manager Podcast:

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Generative KI hat Potential als Zukunftstechnologie

Um die Effizienz zu steigern, soll auch generative KI vermehrt in den Unternehmensalltag miteinbezogen werden. Auch wenn die Technologie noch relativ neu ist, experimentieren fast die Hälfte der Teilnehmenden bereits damit, in Großunternehmen sind es sogar fast zwei Drittel. Aus Sicht der CFOs wird sich dieser Trend weiterentwickeln. Für 62 Prozent wird generative KI in fünf Jahren wichtig bzw. sehr wichtig für die Geschäftsstrategie sein, bei Großunternehmen sind es knapp 80 Prozent. Vor allem das Bankwesen will schnell zum aktuellen Vorreiter, der Tech-Industrie, aufschließen. Die erhofften Vorteile der Technologie liegen für die Teilnehmenden vor allem in verbesserter Produktivität und Profitabilität (40%) sowie in der Kostensenkung (37%). Dem Einsatz in den Unternehmen stehen aber noch einige Hürden entgegen. Für 53 Prozent der Unternehmen sind fehlende KI-Talente und Fachkenntnisse ein Hindernis, für 39 Prozent Datenschutz und Sicherheit. 

Outsourcing bietet neue Kapazitäten

Die fehlenden Fachkräfte sind auch in der Finanzfunktion eine große Herausforderung. Insbesondere Großunternehmen haben erhebliche Probleme, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter der Finanzfunktion aufzubauen. Entsprechend kann sich die Prozess- und Systemlandschaft innerhalb der Finanzfunktion nicht in einem adäquaten Tempo weiterentwickeln. Die CFOs könnten dem Fachkräftemangel mit verstärktem Outsourcing begegnen. Aktuell wird Outsourcing aber nur von einer Minderheit der Teilnehmenden genutzt. 

In vielen Unternehmen ist allerdings eine zukünftige Auslagerung in der Diskussion, besonders in Bereichen wie Application Management System, Daten- und Prozessmanagement oder Transformations-Know-how. Das wichtigste Argument für das Outsourcing nicht-transaktionaler Tätigkeiten stellt die flexible Skalierbarkeit (46%) dar, weniger wichtig sind Kosteneffizienz oder Kosteneinsparungen (je 28%). Der wesentliche Erfolgsfaktor beim Outsourcing ist aus Sicht der Befragten die partnerschaftliche Zusammenarbeit (39%), also Themen wie Cultural Fit oder Vertrauen.

Über den CFO Survey

Für den 24. deutschen Deloitte CFO Survey wurden vom 8. bis 29. September 2023 193 Finanzvorstände deutscher Unternehmen befragt. 54 Prozent der Unternehmen erzielen einen Umsatz über 500 Millionen Euro, zehn Prozent über fünf Milliarden Euro. Die häufigste Branche ist der Maschinenbau mit elf Prozent, gefolgt von Konsumgüterindustrie und Handel.

Laden Sie hier den den vollständigen Deloitte CFO Survey Herbst 2023 mit den Ergebnissen im Detail herunter.

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