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Insights zur aktuellen wirtschaftlichen Lage im deutschen Mittelstand

Interview zum CFO-Survey Frühjahr 2024: Fokus auf den Mittelstand

Der Deloitte CFO Survey Frühjahr 2024 reflektiert die Einschätzungen und Erwartungen von 199 Finanzvorständen von deutschen Unternehmen über die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland sowie den wichtigsten Weltregionen. Welche Herausforderungen begegnen wir?

1. Für den neuen Frühjahrs CFO Survey hat Deloitte Finanzvorstände großer Unternehmen in Deutschland befragt, darunter auch den Mittelstand. Wie sehen die aktuellen Geschäftsaussichten aus und welche Faktoren tragen zu deren Erholung bei?

Dr. Christine Wolter: Gemäß dem aktuellen CFO Survey von Deloitte zeigen die aktuellen Geschäftsaussichten für Unternehmen in Deutschland rein zahlenmäßig eine erfreuliche Verbesserung. Finanzvorstände großer Unternehmen, einschließlich des Mittelstands, haben ihre Erwartungen bezüglich Umsatz- und Gewinnwachstum sowie Beschäftigungsentwicklung im Vergleich zu den Vorquartalen angehoben. Diese positive Entwicklung wird durch mehrere Faktoren unterstützt:

Erstens hat sich die deutsche Wirtschaft in den letzten Quartalen erholt und zeigt wieder Wachstumstendenzen, was sich positiv auf die Geschäftsaussichten auswirkt. Zweitens setzen viele Unternehmen verstärkt auf digitale Transformation und Innovation, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Einführung neuer Technologien und Geschäftsmodelle trägt zur Dynamisierung des Marktes bei. Letztlich unterstützen staatliche Maßnahmen wie Konjunkturprogramme und steuerliche Anreize die Investitionstätigkeit und fördern das Wachstum der Unternehmen. 

Trotz dieser positiven Entwicklung gibt es jedoch auch relevante Risikofaktoren, die diese grundsätzliche Erholung signifikant beeinträchtigen könnten. Dazu zählen weiterhin geopolitische Unsicherheiten, zunehmende Handelskonflikte, steigende Rohstoffpreise und der anhaltende Fachkräftemangel. Es ist daher entscheidend, dass Unternehmen diese Risiken fortwährend eng überwachen und sich gegebenenfalls für Maßnahmen bereithalten, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und langfristigen Erfolg sicherzustellen.

 

2. Welche nationalen Risiken beeinflussen die wirtschaftliche Erholung und in welchem Ausmaß?

Dr. Christine Wolter: In der aktuellen wirtschaftlichen Lage Deutschlands sind mehrere nationale Risikofaktoren identifiziert worden, die potenziell die Erholung der Unternehmen beeinträchtigen könnten. Politische Unsicherheiten wie Veränderungen in der politischen Landschaft, regulatorische Entwicklungen durch neue Gesetze und Vorschriften, sowie der anhaltende Fachkräftemangel stellen bedeutende Herausforderungen dar. Zusätzlich könnten Änderungen in der Steuergesetzgebung die finanzielle Situation der Unternehmen beeinflussen und bürokratische Hürden die Geschäftstätigkeit behindern. Die Auswirkungen dieser Risiken variieren je nach Unternehmensgröße, Branche und geografischer Lage. Insgesamt ist eine gewisse „Atemlosigkeit“ bzw. Erschöpftheit angesichts multipler Risikofaktoren und weiterhin zunehmendem Regulierungsdruck zu spüren. 

 

3. Warum bleiben die Margen weiterhin schwach und wie wirkt sich dies auf die Geschäftsplanung aus?

Dr. Christine Wolter: In der aktuellen Geschäftsumgebung des deutschen Mittelstands bleiben die Margen weiterhin unter Druck. Dies stellt eine bedeutende Herausforderung für die Geschäftsplanung der Unternehmen dar. Hauptursachen für die anhaltend schwachen Margen sind der hohe Kostendruck durch steigende Arbeits-, Material- und Energiekosten. Diese Kostenbelastung zwingt Unternehmen zu Anpassungen ihrer operativen Strategien. Zusätzlich verschärft intensiver Wettbewerb auf lokaler, nationaler und globaler Ebene den Preisdruck. Die Beschaffung ausreichender Finanzmittel für notwendige Investitionen in Wachstum und Innovationen gestaltet sich zunehmend schwierig, was zu zurückhaltenden Investitionsentscheidungen führt. Unternehmen im Mittelstand, die stark von spezifischen Branchen oder regionalen Märkten abhängig sind, sind besonders anfällig für Schwankungen und schwache Nachfragephasen, die ihre Margen negativ beeinflussen können. Eine strategische Geschäftsplanung im Mittelstand muss daher darauf abzielen, die Kostenstrukturen zu optimieren, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Geschäftsbereiche zu diversifizieren, um langfristig Stabilität und Wachstum zu sichern.

 

4. Inwiefern beeinflussen geopolitische Risiken die strategischen Ziele von mittelständischen Unternehmen?

Dr. Christine Wolter: Geopolitische Risiken können erhebliche Auswirkungen auf die strategischen Ziele von mittelständischen Unternehmen haben. Dies zeigt sich in verschiedenen Bereichen:

Marktzugang und Handelsbarrieren können durch geopolitische Spannungen wie Handelskonflikte oder Sanktionen beeinträchtigt werden Hinzu kommen Währungsrisiken, die sich bei politischen Unruhen oder Wechselkursschwankungen verschärfen, was wiederum die globale Geschäftsplanung beeinflusst. Insbesondere Unterbrechungen regionaler Lieferketten hindern mittelständische Unternehmen daran, ihre strategischen Ziele zu erreichen, wenn sie von betroffenen Standorten oder Lieferanten abhängig sind.

Investitionsentscheidungen werden ebenfalls von geopolitischen Risiken beeinflusst, da Unsicherheit über politische Rahmenbedingungen Unternehmen veranlassen kann, vorsichtiger zu agieren oder Investitionen anzupassen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen mittelständische Unternehmen ihre Risikomanagementstrategien überdenken und anpassen, indem sie beispielsweise ihre Lieferketten diversifizieren oder flexiblere Geschäftsmodelle einführen.

 

Laden Sie hier den vollständigen „CFO-Survey Frühjahr 2024: Fokus auf den Mittelstand“ herunter und erfahren Sie alle Ergebnisse der Befragung im Detail.

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