Fragen und Antworten Pride 2022:
Wie der Pride Month Diversität und Inklusion feiert
Der Pride Month begann in den Vereinigten Staaten, um an die Stonewall-Unruhen Ende Juni 1969 zu erinnern. Dieses Ereignis hat sich zu einem globalen Phänomen entwickelt. Während dem Pride Month/Monat findenunzählige Pride-Events statt, um dei Bedeuting der LGBTQIA+ Community weltweit anzuerkennen. Bei Deloitte sind wir stolz auf unsere Community und nehmen jedes Jahr aktiv am Pride Month teil.
Wir haben uns mit drei Mitarbeitenden von Deloitte, Jelle, Wout und Maarten unterhalten, was der Pride Month für sie und die Community bedeutet.
Erzähltuns etwas über euch!
Jelle: Ich bin in den Niederlanden aufgewachsen, bevor ich im letzten September nach Zürich kam. Vor meinem Wechsel zu Deloitte war ich noch nie in der Schweiz, es war also ein ziemliches Abenteuer! In Amsterdam war Deloitte seit März 2018 meine erste Arbeitgeberin. Meine Lieblingsposition war schon immer an der Schnittstelle zwischen Technologie und anderen Geschäftsbereichen wie Finanzen. Alles, was mit der Trennung oder Integration von Unternehmen zu tun hat, ist für mich eine spannende Aufgabe, die ich lösen kann. In diesem Jahr endete meine Handballkarriere, sodass sich der Fokus mehr in Richtung Boxen, Mountainbiken, Wandern und vor allem Skifahren verlagern wird.
Wout: Was die Leute vielleicht nicht über mich wissen, ist, dass ich seit zehn Jahren Stepptänzer bin. Der Film Happy Feet hat mich in meiner Jugend inspiriert. Meine Eltern erzählten mir, dass das Geräusch der tanzenden Pinguine von Stepptänzern gemacht wurde! Ich bin sogar live im Fernsehen aufgetreten. Bei Deloitte bin ich gelandet, nachdem ich an einer Jobmesse an der KU Leuven, meiner Universität in Belgien, teilgenommen habe. Am Stand von Deloitte traf ich meinen jetzigen Chef, der mich ermutigte, mich zu bewerben. Ein paar Monate später begann ich als Trainee bei Deloitte Schweiz. Ich bin an verschiedenen internen Projekten, Live-Streaming-Events beteiligt und durfte an unserer Strategie25 mitarbeiten.
Maarten: Ich lebe seit zwölf Jahren in der Schweiz und bin seit letzter Woche auch Schweizer! Ursprünglich bin ich aus den Niederlanden, aber ich habe auch in Italien, China, Frankreich und den USA gelebt. Mein Zuhause ist jetzt die Schweiz, wo ich auch meinen Ehemann gefunden habe. Wir sind seit fast zehn Jahren zusammen, haben vor etwa vier Jahren geheiratet und seit Beginn des Jahres haben wir einen Welpen bei uns. Ich versuche, mich durch verschiedene Aktivitäten fit zu halten, und trainiere für einen Triathlon in diesem Sommer. Ich bin seit fast einem Jahr bei Deloitte und habe es wirklich genossen, dort anzufangen und alle im Unternehmen kennenzulernen.
Was bedeutet der Pride Month für euch?
Wout: Pride bedeutet für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge. Für mich geht es dabei um viel mehr als nur die sexuelle Identität oder Orientierung eines Menschen. Es bedeutet, das Leben zu feiern und sich zu entfalten – zu sein, wer man sein möchte. Der Pride Month ermutigt Menschen, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Es ist wunderbar, wenn dies in einem Unternehmensumfeld unterstützt wird.
Jelle: In der Phase meines Coming-out war Pride war für mich schwer zu verstehen. Als Kind bin ich mit den Pride-Amsterdam-Paraden im Fernsehen aufgewachsen, bei denen immer die buntesten und extravagantesten Menschen teilnahmen. Damals kämpfte ich mit mir selber. Ich suchte nach Vorbildern und hatte Angst, so extravagant wahrgenommen zu werden. Am Wochenende nach dem Coming-out gegenüber meinem besten Freund fand jedoch eine Pride-Parade in Utrecht statt und er bestand darauf, mit mir zusammen hinzugehen. Die Erinnerung ist immer noch sehr klar für mich: am Kanal stehen, die Diversität der Gemeinschaft sehen, die Liebe der Menschen am Kanal und auf dem Boot spüren. Es war eine warme und positive Umgebung, die mich mit der grossartigen Botschaft packte: Es ist absolut in Ordnung, zu sein, wer du wirklich bist, und zu lieben, wen du wirklich liebst.
Maarten: Meiner Meinung nach hilft Pride, das Bewusstsein dafür zu schärfen, was bereits erreicht wurde, aber auch dafür, wo noch etwas zu tun ist. Alles, was bisher erreicht wurde, hat einen realen Nutzen für die Gemeinschaft, zum Beispiel die Möglichkeit zu heiraten. Ich habe in den Niederlanden geheiratet, was aber bisher in der Schweiz nur als eingetragene Partnerschaft anerkannt wurde. Mit dem neuen Gesetz, das am 1. Juli in Kraft tritt, wird unsere Partnerschaft jedoch endlich zu einer richtigen Ehe «aufgewertet». Daher ist es wichtig, das Bewusstsein zu schärfen. Das hilft, echte Fortschritte voranzutreiben, die sich auf die Menschen auswirken.
Nennen Sie uns einige Ihrer LGBTQIA+-Vorbilder.
Wout: Ich bin ein grosser Fan von Queen und besonders von Freddie Mercury. Er war ein Pionier in dem Sinne, dass er wirklich versuchte, offen über seine Homosexualität zu sprechen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns weiter zu Wort melden, besonders in der Arbeitswelt.
Maarten: Für mich sind es Menschen, die sich damit wohlfühlen, einfach so zu sein, wie sie sind. Man weiss nie, wie sich das auf andere auswirken kann. In einem meiner früheren Unternehmen habe ich zum Beispiel zufällig mit einem homosexuellen Chef zusammengearbeitet, der dies damals am Arbeitsplatz versteckt hielt – während ich einfach ich selbst war. Das hat ihn ermutigt, auch bei der Arbeit offener zu werden. Man kann nie abschätzen, wie inspirierend es sein kann, wenn Menschen sich selbst treu sind.
Jelle: Vor meinem Coming-out veranstaltete Deloitte einen Consulting Community Eventzum Thema «Diversität und Inklusion». Dabei war eine Stunde geplant, in der mehrere Führungskräfte die Bühne betraten. Ein hochrangiger Manager einer Bank, ein hochrangiger Manager eines Telekommunikationsunternehmens sowie ein Partner von Deloitte erzählten vor über 1000 Teilnehmenden alle ihre Geschichten von ihrem Coming-out. Sie erzählten darüber, wie sie Menschen immer korrigierten, wenn sie Fragen zu ihrem Ehemann oder ihrer Ehefrau stellten, und sprachen darüber, dass es sich anfühlte, als hätten sie fast täglich aufs Neue ein Coming-out. Ihr Mut inspirierte mich. Nun hatte ich das Gefühl, den mir nahestehenden Menschen gegenüber nicht ehrlich zu zeigen, wer ich bin und wen ich liebe. Noch am gleichen Abend teilte ich meine persönliche Geschichte mit Freunden und so begann mein Coming-out. Meine Vorbilder sind die Menschen, die im Alltag zu sich stehen und sich trauen, sichihren Freundinnen, Familie und Kollegen zu öffnen oder einfach nur Händchen zu halten oder sich beim Spaziergang durch den Park zu küssen.
Was ist deine Lieblings-Pride-Hymne?
Maarten: Für mich ist das wahrscheinlich der Song von Lady Gaga: «Born this way».
Wout: Definitiv sind das «I will survive» von Gloria Gaynor, «I'm so excited» von den Pointer Sisters sowie «I want to dance with somebody» von Whitney Houston.
Jelle: Ich finde «You Make Me Feel (Mighty Real)» von Sylvester grossartig. Die Disco-Version seines ursprünglichen Gospel-Songs ist nicht nur brillant zum Tanzen abgemischt und hat enorm viel Power, sondern die beteiligten Personen sind auch wahre Pioniere der Musikindustrie. Der Künstler Sylvester war nicht nur offen schwul, sondern ging auch spielerisch mit dem Konzept von Geschlecht und Identität um. Auch der Produzent Patrick Cowley war offen homosexuell und brachte viele tolle Disco-Hits in die Community. Er starb leider an HIV/AIDS.
Das diesjährige Thema ist Trans*-Inklusion. Warum ist es ein wichtiges Thema, das hervorzuheben ist?
Wout: Ich bin wahrlich kein Experte für dieses Thema, aber ich habe ziemlich viele Trans*-Freunde und denke, dass es ein fantastisches Thema für dieses Jahr ist. Ich denke, in Westeuropa wurden viele Fortschritte für die Schwulen- und Lesbengemeinschaften erzielt, aber davon haben die Trans* nicht profitiert. Ich denke, die Gesellschaft versteht nicht wirklich, was geschlechtliche Transition ist und wie sie sich auf eine Trans*-Person auswirken kann. Daher denke ich, es ist eine gute Idee, das in diesem Jahr zum Thema zu machen.
Maarten: Ich glaube, die Schwulengemeinschaft ist oft ein sehr dominanter Teil der LGBTQIA+ Community. Daher ist es wirklich gut, eine der Gruppen zu betonen, die innerhalb der Community eher eine «Minderheit» darstellen.
Jelle: Die LGBTQIA+ Community war schon immer diese bunte und vielfältige Gruppe, die sich für das Recht einsetzt, sein wahres Ich zeigen und leben zu dürfen. Für die Aussenwelt wird dies oft mit den stärker sichtbaren Gruppen der Community in Verbindung gebracht, nämlich den Schwulen oder Lesben. Es ist der richtige Zeitpunkt, die Trans*-Community präsenter zu machen. Ich glaube, dass wir innerhalb der Gesellschaft mit dem Feiern des diesjährigen Themas positive Fortschritte im gegenseitigen Verständnis und in der Akzeptanz erzielen können.
Was ist ein Problem, mit dem die Trans*-Community konfrontiert ist, das vielen Menschen womöglich gar nicht bewusst ist? Wie können die Menschen mehr Unterstützung bieten?
Wout: Meine Trans*-Freunde haben erklärt, dass es manchmal schwierig ist, sie richtig anzusprechen. Damit meine ich, dass die Leute dich auf eine bestimmte Weise ansprechen wollen und mit Trans* eben manchmal Schwierigkeiten haben. Dadurch können Trans* ignoriert oder beiseitegeschoben werden, was wir natürlich nicht wollen. Deshalb ist Trans*-Inklusion so wichtig. Bildung ist ein Mittel, um Menschen zu helfen, zu verstehen, und das wiederum bewirkt mehr Inklusion.
Jelle: Für mich gibt es viel zu diesem Thema zu lernen, da ich nicht viele enge Freunde habe, die sich als Trans* identifizieren. Jemand, den ich kenne, ist auf der Reise, herauszufinden, wer er oder sie ist, und gleichzeitig zu erkunden, ob es überhaupt etwas so Binäres wie das eine oder andere wäre. Es muss ein harter Prozess sein, für den man Freunde, Familie und Vorbilder braucht. Diese Reise könnte bedeuten, sich anders anzuziehen, Make-up zu tragen und/oder anzupassen, wie man genannt werden möchte. Die Menschen um sie herum möchten möglicherweise eine Entscheidung zur Geschlechtsidentität bei der Bekanntgabe von Pronomen und/oder des neuen Namens oder sie könnten um ein langsameres Übergangstempo bitten, damit sie besser damit umgehen können. Alle Beteiligten brauchen ein unterstützendes Umfeld, und Pride kann dazu beitragen, das Verständnis voranzutreiben und die erforderlichen Veränderungen in der Gesellschaft zu beschleunigen.
Maarten: Ich kann mir vorstellen, dass es jemand, der gerade eine Transition durchmacht, im beruflichen Umfeld möglicherweise nicht leicht hat. Je mehr Bewusstsein für das Thema vorhanden ist, desto mehr können wir es normalisieren. Dann ist es einfach normal, wenn man auf solch eine Situation stösst. So wie es meiner Erfahrung nach normal war, einfach zu sagen: «Ich bin verheiratet und habe einen Ehemann.»
Was können die Menschen Ihrer Meinung nach in diesem Pride Month tun, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, welche Themen für die LGBTQIA+ Community wichtig sind?
Wout: Da ich 23 Jahre jung bin, kann ich für die jüngere Generation sprechen. Ich liebe es, Beiträge zu LGBTQIA+ in sozialen Medien zu teilen. Es sind viele Inhalte verfügbar, die eine sehr unterstützende Botschaft haben. Wenn du also etwas interessantes siehst, zögere nicht, es zu teilen! Viele meiner heterosexuellen Freunde posten den ganzen Monat über sehr unterstützende und lehrreiche Botschaften zu verschiedenen Themen im Zusammenhang mit LGBTQIA+. Damit erreichen sie drei Dinge: Erstens unterstützt man die Gemeinschaft sehr, zweitens bildet es die Menschen und drittens wird das Bewusstsein verstärkt.
Jelle: Für mich ist das Teilen von Stories, um Menschen über die Community aufzuklären, eine der stärksten Säulen, mit der man das Bewusstsein anderer schärfen kann. Ob es um ihre Coming-out-Geschichte, ihren Kampf als berufstätige Mutter oder ihre Geschlechtsidentität geht, diese Stories machen wirklich den Unterschied aus. Manchen geht es dabei um Anerkennung und Vorbilder, zu denen sie aufblicken können, weil sie dann wissen, dass sie mit ihrem Kampf nicht alleine sind. Für andere könnten die Storys das Thema greifbar machen und das Verständnis als ersten Schritt zu einer echten Inklusion fördern.
Wie unterstützt und feiert Deloitte den Pride Month?
Jelle: Das ganze Jahr über organisiert GLOBE Veranstaltungen für die Community und unsere Partner. Während des Pride Month sind die Aktivitäten sehr vielfältig und für die gesamte Community attraktiv. Es gibt ein Deloitte Drag Queen Bingo, Spinning-Kurse, einen Cross-Fit-Kurs, ein Sommer-Event und natürlich die Pride-Parade selbst. Deloitte ist eine Partnerschaft mit dem Projekt Trans Welcome des Transgender-Netzwerks Schweiz eingegangen. Dieses unterstützt Transmenschen bei ihrer Karriereplanung und hilft Schweizer Arbeitgebern, einen inklusiven Arbeitsplatz zu schaffen. Zur Unterstützung dieses Projekts spendet Deloitte CHF 50 für jeden Teilnehmer an jeder Pride-Veranstaltung bis zu einem Höchstbetrag von CHF 5000.
Maarten: Ich denke, eine Spende für Trans Welcome ist eine wirklich grossartige Möglichkeit, Menschen dazu anzuregen, sich der Community anzuschliessen und etwas beizutragen.
Wout: Ausserdem haben unsere Mitarbeitenden unzählige Möglichkeiten, an Veranstaltungen im Büro teilzunehmen. Ich bin zum Beispiel für die LGBTQIA+ Themenfilmabende verantwortlich. Wir haben einige grossartige, preisgekrönte Kurzfilme und LGBTQIA+ Filme im Programm!
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Was würden Sie jemandem sagen, der neu bei Pride ist und irgendwie mitmachen möchte? Wo/wie können sie anfangen?
Wout: Wenn Sie neugierig auf die Schwulen- und Lesbenszene sind, besuchen Sie die Pride-Parade. Ich denke, es ist eine fantastische visuelle Demonstration dessen, was schwul oder queer oder was auch immer bedeutet. Wenn Sie Angst haben, alleine hinzugehen, nehmen Sie doch einfach ein paar Kollegen oder Kolleginnen mit. Es ist eine fantastische Gelegenheit, um etwas zu lernen, Kontakte zu knüpfen, aber vor allem auch, um Spass zu haben!
Maarten: Ich schlage vor, einfach an einer unserer Veranstaltungen teilzunehmen! Die Pride-Parade ist wie eine Party. Sie ist zwar nicht ganz so gross wie die Zürcher Street Parade, aber es macht trotzdem grossen Spass, zusammenzukommen und auf Pride aufmerksam zu machen.
Jelle: Pride ist ein grosses Fest des Lebens, der Diversität und der Liebe. Egal, ob Sie Teil der Community, ein Partner oder einfach nur neugierig sind und verstehen wollen, worum es bei der ganzen Aufregung geht, die Pride-Parade ist ein Ort für alle. Es ist ein herzlicher und inklusiver Anlass, der Menschen zusammenbringt, um gemeinsam zu lachen, zu trinken und zu tanzen. Am Samstag, den 18. Juni, geht es in Zürich am Helvetiaplatz los. Eine Gruppe Kolleginnen und Kollegen von Deloitte wird dort sein, um gemeinsam einen ersten Drink zu nehmen und danach am Pride-Walk teilzunehmen. Komm auchmit!