Interview mit Yvan Cardenas - CFO Swissquote Group Holding AG

Deloitte: Was möchten Sie als CFO in den kommenden 12 Monaten erreichen?

Yvan Cardenas: Das ist eine gute Frage... In den nächsten 12 Monaten möchte ich mich als CFO und Executive Manager weiter entwickeln. Mein Fokus liegt darauf, eine starke Führungskraft für meine Teams zu sein, ihre Entwicklung zu unterstützen und die Zusammenarbeit in der gesamten Organisation zu fördern. Ich möchte auch eine ganzheitliche Sicht auf das Geschäft bewahren und die finanzielle Leistung mit Schlüsselbereichen wie ESG und Wachstumsinitiativen in Einklang bringen.

Deloitte: Wie schätzen Sie das Potenzial von generativer KI in der Finanzfunktion ein, nicht zuletzt aus der Perspektive des Arbeitskräftemangels?

Yvan Cardenas: Ich möchte auf einen Aspekt hinweisen: Es ist für CFOs zwar wichtig, zu erkennen, dass es einen Trend zu KI im Finanzwesen gibt, doch wir sollten den aktuellen Stand realistisch betrachten. Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber der Weg zu einer breiten Akzeptanz wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Meiner persönlichen Meinung nach ist die tatsächliche Umsetzung noch (überall) begrenzt.

Wenn sich die Technologie weiterentwickelt und immer mehr Unternehmen langsam ihr Potenzial erkennen, können wir mit breiteren und wirkungsvolleren Anwendungen im Finanzwesen rechnen. Zunächst sollten CFOs sicherstellen, dass ausreichende Investitionen für den Aufbau robuster Datenmanagementsysteme, Cloud-Computing-Ressourcen und sicherer Plattformen bereitgestellt werden. Das haben wir bei Swissquote in den letzten 12 bis 24 Monaten getan. Es bedurfte meines persönlichen Engagements, nicht nur, um die Kostenstruktur dieser neuen Infrastruktur zu verstehen, sondern auch, um sicherzustellen, dass das Design der Organisation angemessen war.

Heute versuche ich als CFO, auf dem Laufenden zu bleiben; ich bemühe mich darum, das Potenzial von KI zu verstehen, und identifiziere Möglichkeiten für Pilotprojekte (z. B. Betrugserkennung). Neben der Infrastruktur mussten wir auch die Finanzfunktion selbst ausbauen und neue Ressourcen mit unterschiedlichen Profilen (z. B. Datenanalysten und Automatisierungsbeauftragte) integrieren. Es hat etwas Zeit gebraucht, bis uns das klar geworden ist, aber diese neuen Positionen sind unerlässlich, um Projekte voranzubringen und sicherzustellen, dass das Finanzteam das Potenzial der Technologie effektiv nutzen kann.

Deloitte: Wie wird sich die Rolle der CFOs in den kommenden Jahren verändern?

Yvan Cardenas: Meiner Meinung nach wird sich der Einfluss von CFOs wahrscheinlich über die traditionellen Finanzgrenzen hinaus ausweiten. Sie werden zunehmend mit anderen Abteilungen wie IT, HR und Marketing zusammenarbeiten. Diese erweiterte Rolle erfordert von CFOs ein breiteres Verständnis des Geschäfts und die Fähigkeit, ganzheitlich zu denken. Ich möchte auch ESG-Faktoren erwähnen, die für viele Stakeholder immer wichtiger werden. In den kommenden Jahren werden Unternehmen nicht mehr nur nach ihrer finanziellen, sondern zunehmend auch nach ihrer nicht-finanziellen Leistung beurteilt. Aus diesem Grund werden CFOs eine entscheidende Rolle spielen.

Deloitte: Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Zinssätze in den kommenden 12 Monaten entwickeln und wie sich dies auf die Finanzierungsbedingungen für Ihr Unternehmen auswirken?

Yvan Cardenas: Ich gehe davon aus, dass die Zinsen in den nächsten 12 Monaten sinken werden und das wird sich wahrscheinlich auf die Rentabilität unseres Unternehmens auswirken. Dies ist zwar ein bekannter Faktor, stellt aber für mich als CFO eine spannende Herausforderung dar. Mein Fokus wird darauf liegen, die Organisation auf eine effektive Anpassung vorzubereiten und unsere Finanzstrategien zu optimieren, um diese Veränderungen zu bewältigen und neue Chancen zu ergreifen.