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Dekarbonisierung am Arbeitsplatz

Nachhaltige Massnahmen und Anreize von Arbeitgebern

Um die Schweizer Ziele des Pariser Klimaabkommens zur Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 und der langfristigen Klimastrategie des Bundesrates von Netto-Null-Emissionen bis 2050 weiter zu verfolgen, ist die Involvierung aller Wirtschaftsbeteiligten nötig.

Eine Deloitte-Umfrage zum Thema Dekarbonisierung zeigt, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger auch am Arbeitsplatz mehr klimafreundliche Lösungen in den Bereichen Mobilität, Ernährung und Gebäuden befürwortet. Einer Mehrheit der Befragten ist es wichtig, auch in ihrem Arbeitsalltag grundsätzlich Emissionen zu vermeiden. Bei einem Fünftel der Befragten wird zudem die Wahl ihres Arbeitgebers tatsächlich stark beeinflusst durch Überlegungen zur Reduktion von Emissionen.

Gewünscht: Dekarbonisierung am Arbeitsplatz

Das Thema Dekarbonisierung am Arbeitsplatz spielt bei der Mehrheit der Befragten eine zentrale Rolle und es werden klare Erwartungen an Arbeitgeber im privaten wie auch öffentlichen Sektor gestellt (siehe Abbildung 1). Vier von zehn der Befragten erwarten von ihrem Arbeitgeber, dass dieser seine Emissionen in den kommenden Jahren auf null reduziert – ganz in Einklang mit der langfristigen Schweizer Klimastrategie von Netto-Null-Emissionen bis 2050. Zusammen mit dem Drittel, das bei dieser Frage unentschieden ist, verweist dies auf eine gewisse Dringlichkeit und einen Handlungsbedarf von Arbeitgebern, Nachhaltigkeitsthemen am Arbeitsplatz voranzutreiben.

Dekarbonisierung am Arbeitsplatz

Denn in der Wahrnehmung der Befragten agiert nur etwas mehr als ein Drittel der Arbeitgeber bereits heute emissionsarm und ist auf dem Weg zum Klimaziel Netto-Null. Zwei von zehn der Befragten finden zudem, dass dies für ihren derzeitigen oder letzten Arbeitgeber noch überhaupt nicht zutrifft, was ebenfalls auf Verbesserungsmöglichkeiten und Handlungsbedarf für Arbeitgeber verweist.

Verbesserungsmöglichkeiten in den Bereichen Mobilität, Ernährung und Gebäude

Zwar findet mehr als ein Drittel der Befragten (36%), dass ihr Arbeitgeber die Reduktion von Emissionen im Bereich Mobilität fördert, etwa durch ein finanziertes Mobilitäts-Abo oder weniger Geschäftsreisen. Mehr als ein Viertel der Befragten (27%) stimmt dieser Aussage aber nicht zu (siehe Abbildung 2).

Ebenfalls Verbesserungsmöglichkeiten und Handlungsbedarf gibt es bei der Reduktion von Emissionen durch Arbeitgeber im Bereich Ernährung. Hier finden nur drei von zehn der Befragten (30%), dass Emissionsreduktionen schon genügend gefördert werden, wie z.B. durch emissionsarme Produkte und weniger Fleischgerichte in der Kantine oder durch Abfallvermeidung.

Etwas mehr als ein Drittel der Befragten (35%) berichtet zudem, dass ihr Arbeitgeber die Reduktion von Emissionen im Bereich Gebäude fördert. Für zwei von zehn der Befragten (22%) machen Arbeitgeber in diesem Bereich aber noch zu wenig und sie würden emissionsfreie Alternativen bei der Wärmeversorgung, umweltfreundliche Kälte- und Klimatechniken, energetische Sanierungen sowie Verbesserungen der Energieeffizienz von bestehenden Anwendungen in Büroräumlichkeiten oder auch Produktionsstätten begrüssen.

Um eine nachhaltige Dekarbonisierung des Arbeitsplatzes voranzutreiben, braucht es aber beide Seiten: Neue Benefits oder Angebote von Arbeitgebern allein reichen nicht, notwendig sind auch Verhaltensänderungen und ein aktiver Beitrag der Mitarbeitenden.

Grosses wirtschaftliches Potential und Imagechancen für Arbeitgeber

Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz ist auch eine Chance: 33% finden, dass die Reduktion von Emissionen ein grosses wirtschaftliches Potential für ihren Arbeitgeber darstellt – und für 49% hängt das Image eines Arbeitgebers von dessen Umweltbewusstsein ab. In der Wahrnehmung der Befragten sind nachhaltig geführte und ausgerichtete Unternehmen und Organisationen attraktiv, was den Absatz von Produkten und Dienstleistungen fördert und als Talent-Magnet wirkt.

Massnahmen und Anreize von Arbeitgebern im Bereich nachhaltige Mobilität für Mitarbeitende reichen von stärkerer Förderung des öffentlichen Verkehrs, Reduktion des fossilen Berufsverkehrs und Förderung der Elektromobilität bis hin zu Shared Mobility, stärkerer Velonutzung und flexibler Arbeitsformen (Home Office). Im Ernährungsbereich gibt es Massnahmen wie emissionsarme Zulieferung (u.a. mehr lokale und regionale Lieferanten), nachhaltiges Kantinenangebot (z.B. vegetarisches und veganes Angebot erhöhen) sowie Recycling (Plastikverzicht und Mehrweglösungen). Optionen zur Dekarbonisierung von Bürogebäuden sind energetische Sanierungen, bessere Energieeffizienz bestehender Anwendungen sowie Nutzung erneuerbarer Energien, umweltfreundlicher Beleuchtungstechnik sowie Kälte- und Klimatechnik.

Über die Studie
Die vorliegende Studie diskutiert die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Schweiz zur nachhaltigen Dekarbonisierung am Arbeitsplatz, mit besonderem Fokus auf die Bereiche Mobilität, Ernährung und Gebäude. Sie basiert auf einer Bürgerbefragung und Interviews mit Experten aus dem privaten (Unternehmen) und öffentlichen (Regierung, Hochschulen) Sektor. Das Thema der nachhaltigen Dekarbonisierung der Mobilität und Ernährung in der Gesamtgesellschaft werden in separaten Studien thematisiert.
Die Bürgerbefragung wurde anfangs Mai 2021 durchgeführt. Der Fragebogen wurde von 1,501 Bürgerinnen und Bürgern beantwortet. Jeweils die Hälfte der Befragten waren Männer und Frauen, jeweils im Alter von 15 bis 67 Jahren. 35% stammten aus Städten mit über 50,000 Einwohnern, 30% aus übrigen städtischen Gebieten und 35% aus ländlichen Gebieten.

Ausgangslage
Die Deloitte-«Power Up Switzerland»-Studie von 2020 hat den Bereich der Nachhaltigkeit, Infrastruktur und Energie bereits als Schlüsselbereich identifiziert, wenn es darum geht, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Wirtschaftsstandortes anzukurbeln. Eine intakte Umwelt ist eine wichtige Grundvoraussetzung für den Erfolg aller Wirtschaftssektoren – und dies betrifft insbesondere auch die Arbeitgeber, die Mitarbeitenden und den Arbeitsplatz.

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