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Hospital at Home – ein Modell mit Zukunft

Die Pflege zu Hause ist in der Schweiz schon seit längerem stark verankert. Organisationen wie die Spitex sorgen für ein umfassendes Angebot im Bereich Home Care. Noch in den Kinderschuhen steckt hingegen das Konzept Hospital at Home. Wie wird sich das in den nächsten Jahren ändern? Wir haben dies in einem Whitepaper erläutert, das auf Fachliteratur und Erkenntnissen aus verschiedenen Expertengesprächen basiert.

Hospital at Home: Definition

Hospital at Home stellt eine Erweiterung der gängigen Home Care dar: Patientinnen und Patienten mit einer Erkrankung, die üblicherweise eine Hospitalisation erfordert, werden im häuslichen Umfeld therapiert. Das dezentrale Konzept stellt den Patienten ins Zentrum und erfordert eine Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren wie Spitälern, Ärzten, Apotheken, Versicherungen und Spitex.

Ein Blick in die Zukunft

Wir schreiben das Jahr 2040. Angela Meier ist an einer Lungenentzündung erkrankt. Nach Absprache mit Ärzten und ihrer Krankenversicherung, entscheidet sie sich - anstelle einer stationären Behandlung im Spital - für das Hospital at Home. Jeden Tag kommt Pflegepersonal sowie bei Bedarf ein Arzt zu ihr nach Hause, um die erforderliche Therapie durchzuführen. Zudem wird Angela rund um die Uhr telemedizinisch aus dem Spital überwacht.

Die Behandlung ist erfolgreich, doch einige Jahre später hat Angela Meier erneut gesundheitliches Pech: Sie muss sich einer Herzoperation unterziehen. Diese kann nur im Spital durchgeführt werden. Schon nach wenigen Tagen kehrt sie jedoch zurück ins Hospital at Home. Pflegepersonal besucht die Patientin mehrmals pro Woche zu Hause und sie kommuniziert regelmässig mit der zuständigen Ärztin, die ihren Zustand mit Wearables konstant vom Spital aus überwacht.

Das Fallbeispiel veranschaulicht es: Das Konzept Hospital at Home könnte das bestehende Therapie- und Pflegeangebot sinnvoll ergänzen. Patientinnen und Patienten hätten in Zukunft bei gewissen Therapien und Eingriffen die Wahl, ob sie zu Hause oder im Spital behandelt werden möchten. So könnten die individuellen Bedürfnisse besser berücksichtigt und der Heilungsprozess optimiert werden. Zudem liessen sich Spitalaufenthalte verkürzen, da Patientinnen und Patienten dank neuer Strukturen und technischer Möglichkeiten auch zu Hause sicher genesen können.

Warum Home Care und Hospital at Home in Zukunft eine zentrale Rolle spielen

Verschiedene Entwicklungen sprechen für eine zunehmende Bedeutung von Home Care und Hospital at Home.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Wie die Gespräche mit Vertretern von Spitälern, Krankenkassen, Verbänden und Politik zeigen, könnte das Hospital-at-Home-Konzept in der Schweiz in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen. Darüber sind sich alle Befragten einig. Im Hinblick auf die Umsetzung sind jedoch viele Fragen offen. Die grössten Herausforderungen sehen die Experten in folgenden Punkten:

  • Interoperabilität ist technisch möglich – die Kooperation ist die Herausforderung. Dafür müssen die Anreize stimmen.
  • Aktuell starke Silomentalität der einzelnen Akteure

  • Verantwortlichkeiten müssen klar geregelt sein
  • Datenschutz: Wer hat wann und für welche Zwecke Zugriff?
  • Welche rechtliche Struktur benötigt es für Hospital at Home?

  • Fachkräftemangel in der Pflege dürfte sich weiter verstärken
  • Hospital at Home ist personalintensiv

  • Anpassung der Tarife: Hospital at Home ist im aktuellen Tarifsystem nicht wirtschaftlich durchführbar
  • Zielkonflikt: Infrastruktur durch Hospital at Home entlasten vs. hohe Personalintensität von Hospital at Home
  • Abrechnung über Zusatzversicherung?

  • Hospital at Home ist nur unter geeigneten Umständen (Krankheitsbild, Umfeld, Wohnsituation etc.) durchführbar
  • Technische Probleme, Internetverbindung, Cybersecurity
  • Gefahr der unnötigen Mengenausweitung von Therapien aufgrund der «Bequemlichkeit»?

Nächster Schritt: Pilotprojekte

Damit der Nutzen und die Risiken des Hospital-at-Home-Modells im Schweizer Kontext analysiert werden können, benötigt es mehrjährige Pilotprojekte. So können wertvolle Erfahrungen gesammelt werden. Bei einer positiven Bewertung könnten die Projekte sukzessive ausgebaut werden.

Ebenso wichtig wie die regulatorischen Rahmenbedingungen ist die verstärkte Zusammenarbeit von Investoren und Partnern aufseiten von Spitälern, Krankenkassen und Spitex. Sie alle müssen dazu bereit sein, gemeinsam ein ganzheitliches Konzept für das Hospital at Home zu erarbeiten und die rechtlichen und technischen Fragen zu klären. Nur wenn die zentralen Akteure im Verbund Erfahrungen sammeln, können sie die Zukunft des Gesundheitswesens aktiv mitgestalten.

 

Vollständige  Studie Hospital at Home (PDF) herunterladen

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