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Fortschritt trotz Krise 

Die deutsche Fertigungsindustrie erhöht das Digitalisierungstempo

Der Deloitte Digital Maturity Index 2022 belegt die deutlichen Fortschritte in der Digitalisierungsagenda deutscher Fertigungsunternehmen. Ihr Ziel: die Monetarisierung bisheriger Investitionen in Digitalisierung und sich für zukünftige Herausforderungen zu wappnen. Dazu ist ein diversifiziertes digitales Lösungsportfolio unabdingbar, das sich auf Nachhaltigkeit und die Flexibilität von Geschäfts- und Organisationsmodell konzentriert. Welche Faktoren den langfristigen Erfolg zusätzlich beeinflussen, erfahren Sie im aktuellen Survey.

Digital Maturity Index

Im Rahmen einer Expertenbefragung von mehr als 400 Teilnehmern analysiert Deloitte jährlich den Digitalisierungsgrad der deutschen Fertigungsindustrie. Grundlage dieser Studie ist der von Deloitte in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen entwickelte Digital Maturity Index , der sich aus über 90 verschiedenen operativen und strategischen Parametern zusammensetzt und die Unternehmen in sechs digitale Archetypen einteilt – von digitalen Champions bis hin zu digitalen Nachzüglern. Zum fünften Mal in Folge veröffentlicht Deloitte nun den Digital Maturity Survey, um die Fortschritte und die Erfolgsfaktoren von Unternehmen der Fertigungsindustrie bei der Digitalisierung aufzuzeigen.

Fortschritt und finanzielle Erfolge nach der Pandemie

Die diesjährige Befragung erfolgte vor dem Hintergrund einer wirtschaftlichen Erholungsphase von der seit zwei Jahren andauernden Pandemie, aber noch vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022. Die Ergebnisse der Studie sind von einer anhaltenden Disruption globaler Lieferketten gekennzeichnet. Mit Beginn der Pandemie im März 2020 wiesen die Unternehmen der Fertigungsindustrie durchaus unterschiedliche digitale Reifegrade auf, und folglich waren sie auch mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen und Effekten beim Umgang mit den anhaltenden Engpässen in der Lieferkette und der zunehmenden globalen Unsicherheit konfrontiert. 

Schaffung von sogenannten ‚Basics‘ bleibt für alle Unternehmen eine Kernherausforderung

Die Unternehmen verfolgen überwiegend eine ausgewogene Strategie aus Bottom-Line-Excellence (Effizienz) und Top-Line-Wachstumsprogrammen (Umsatz- und Rentabilitätssteigerung). Dabei gilt den eher operativen Herausforderungen der digitalen Transformation auch in diesem Jahr wieder die größte Sorge von Geschäftsführern, Führungskräften und CEOs. Dazu zählen für die Mehrheit der Unternehmen immer noch Kundenorientierung, Widerstandsfähigkeit und Zusammenarbeit zwischen Business und IT, was für fast alle Unternehmen eine scheinbar unüberwindbare Hürde darstellt.

Bedingt durch knappe Investitionsmittel und die daraus folgende, stärkere Fokussierung haben mehr als die Hälfte der Unternehmen ihre Transformationsziele in den letzten 12 Monaten erreicht und damit ihre finanziellen Ambitionen im Vergleich zu den Vorjahren verwirklicht. Im Durchschnitt erreichten die Unternehmen eine Verbesserung um sieben Prozentpunkte auf der Top-Line und zwei Prozentpunkte auf der Bottom-Line. Der damit geschaffene „Rückenwind“ lässt zukünftig einen deutlichen Digitalisierungsfortschritt in der deutschen Fertigungsindustrie erwarten.

Komplexität durch Digitalisierung besser bewältigen – drei Empfehlungen für langfristigen Erfolg

Unternehmen mit einem höheren digitalen Reifegrad sind in der Lage, durch Digitalisierung die Steuerungskomplexität drastisch zu reduzieren (z.B. Wegfall von Schnittstellen, bessere Datenverfügbarkeit, durchgängige Ausrichtung der Wertschöpfungsketten). Diese Unternehmen haben zudem alle notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um für die zusätzlichen Herausforderungen – wie die Verzahnung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Manufacturing-as-a-Service oder Netzwerke und Ecosystems – gewappnet zu sein. Denn diese Zukunftsthemen verdrängen zunehmend eher klassische Transformationsthemen. Für den Umgang mit dieser Entwicklung hat der Digital Maturity Index drei Handlungsempfehlungen identifiziert:

  1. Die Datenkompetenz hat oberste Priorität, um eine End-to-end-Konnektivität zu erreichen, nicht nur innerhalb klassischer Unternehmensgrenzen, sondern auch im Netzwerk.
  2. Der Aufbau von profitablen Ecosystems muss frühzeitig mitgedacht werden. Ein gemeinsamer Marktangang oder eine gemeinsame Produktentwicklung erfordern eine effektive Governance (Organisation) und klare Spielregeln zur Werteverteilung. 
  3. Die Realisierung von effektivem Business und IT-Partnerschaften ist die wesentliche Voraussetzung, um Fortschritte zu erzielen. Das Rad ist für viele Anwendungsfälle bereits erfunden, und die optimale Einbindung marktverfügbarer Lösungen hebt unmittelbar Skaleneffekte und steigert durch die richtige Partnerwahl die Zukunftssicherheit.  

Fazit

Führende Unternehmen schaffen bereits jetzt die Voraussetzungen für die nächsten Transformationssprünge. Die Mehrheit der Unternehmen in der deutschen Fertigungsindustrie ist nach zwei Jahren Pandemie deutlich auf Effizienzkurs, um zügig bisherige Investitionen zu monetarisieren. Es ist also weiter Bewegung in der Digitalisierung – das kommende Jahr ist allerdings entscheidend, um einen noch deutlicheren Fortschritt zu realisieren und gleichzeitig die Basis für die nachhaltige Ausrichtung von Wertschöpfungsketten im Netzwerk zu schaffen. Eine zunehmende Rolle spielt dabei, Komplexität durch Digitalisierung besser zu bewältigen.

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