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Restructuring Report 2021

In welchen Branchen wird eine Restrukturierungswelle erwartet?

Das Jahr 2020 wurde von der COVID-19-Pandemie geprägt und auch in den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 ist die Pandemie weiterhin präsent. Deloitte hat sich im diesjährigen Restructuring Report die zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklungen einzelner Branchen im Detail angesehen. Dabei interessiert uns vor allem die Frage, wie sich diese Branchen vor dem Hintergrund einer anstehenden Restrukturierungswelle fortentwickeln werden. Die Branchen Automobilindustrie, Tourismus und stationärer Handel rücken laut Einschätzung der Befragten Experten kurz- bis mittelfristig besonders in den Vordergrund. Megatrends wie Digitalisierung, Klimaveränderungen und der demographische Wandel werden ebenfalls eine tragende Rolle bei der Veränderung des Restrukturierungsumfeldes spielen.

Aktuell wird in der Öffentlichkeit das Thema einer Insolvenzwelle im deutschen Raum stark diskutiert. Die COVID-19-Pandemie hatte die Bundesregierung dazu veranlasst zunächst eine Aussetzung der Insolvenzantragspflicht aufgrund von Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung durchzusetzen. Die deutschen Restrukturierungsberater haben ihre Teams bereits verstärkt und warten auf die noch nicht eingetroffene Insolvenzwelle in Deutschland. Im Restructuring Report haben wir uns mit Branchen beschäftigt, bei denen kurz- bis mittelfristig die größten strukturellen und konjunkturellen Herausforderungen zu erwarten sind.  

In welchen Branchen wird eine Restrukturierungswelle erwartet?

Restructuring Report

Im Fokus stehen die Automobilindustrie, die Tourismusbranche und der Handel

Neben der Automobilindustrie, welche bereits vor der COVID-19-Pandemie unter starkem Konsolidierungsdruck und technologischen Veränderungen wie Elektromobilität und Autonomen Fahren stand, stehen die Tourismusbranche und der zumindest (stationäre) Handel im Fokus. 

>> Zum FINANCE-Artikel: "Daran scheitern Restrukturierungen"

Handel: heute bestellt, morgen geliefert

Der (stationäre) Handel steht durch das Aussterben der Innenstädte und die zunehmende Tendenz in Richtung Online-Bestellungen schon länger im Mittelpunkt. Die COVID-19-Pandemie hat hier als Brandbeschleuniger gewirkt und die Veränderung des Verbraucherverhaltens verdeutlicht. Die Experten sind sich einig, dass individualisierte Angebote und kurzfristige Warenverfügbarkeit die Basisanforderungen für eine positivere Branchenentwicklung bilden.

Veränderungen in der Tourismusbranche sind schwer einzuschätzen

Die COVID-19-Krise wird die Branche noch länger beschäftigen, da Impfungen und Regularien zurzeit noch sehr starken Einfluss auf die Entwicklung haben. Grundsätzlich ist nicht auszuschließen, dass die Tourismusbranche wiederauflebt, zudem beeinflussen Nachhaltigkeitsdiskussionen die Branche und lassen kaum auf mittel- bis langfristiger Erholung hoffen.

Handlungsoptionen in der Restrukturierung

Ein weiterer Bestandteil der Studie ist die Untersuchung der Handlungsoptionen in der Restrukturierung. Neben der operativen Restrukturierung ist sowohl die Option eines Verkaufs als auch der Abwicklung in Erwägung zu ziehen. Die von uns befragten Experten gehen von zunehmenden M&A-Aktivitäten aus. In diesem Zusammenhang sollte immer der Zustand des zu restrukturierenden Unternehmens betrachtet werden. Was ist der geeignete Zustand für einen Verkauf („unrestrukturiert“ vs. „anrestrukturiert“ vs. „restrukturiert“) und somit die Lösung im Interesse aller Stakeholder? In dem Zuge sind auch erste Überlegungen über Unternehmensbewertungen anzustellen, um einen Erwartungshorizont festzulegen.

Deloitte empfiehlt eine parallele und objektive Analyse aller vorhandenen Handlungsalternativen in der Restrukturierung.

Eine Neuheit für das europäische Restrukturierungsumfeld ist das seit Januar 2021 eingeführte Sanierungs- und Insolvenzrechtsfortentwicklungsgesetz. Der Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen („StaRUG“) für Unternehmen ist Hauptbestandteil des Gesetzes. Hintergrund ist vor allem eine Lücke zwischen freien Sanierungsverhandlungen und gerichtlichen Verfahren. Diese soll nun geschlossen werden. 

50 Prozent der Teilnehmer sind der Meinung, dass durch das StaRUG Insolvenzen vermieden werden.

Für Fragen stehen wir Ihnen jederzeit gern zur Seite. 

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