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Stiftungs-Newsletter | November 2015

Weil alle gewinnen, wenn Bildung gewinnt

Erfahren Sie mehr über die Aktivitäten der Deloitte-Stiftung

Gold wert

„Das Geld hängt an den Bäumen“ – ein Name, der viel Raum für Fantasie lässt. Tatsächlich aber verbirgt sich dahinter ein simples und ausgesprochen wirkungsvolles Konzept: Inklusion durch Obst. Das hat die Jury des Hidden Movers Award überzeugt. Aus diesem Grunde war die gemeinnützige GmbH eine der Gewinnerinnen bei der diesjährigen Preisverleihung. Wir haben mit Geschäftsführerin Svenja Weber gesprochen.

Frau Weber, „Weil alle gewinnen, wenn Bildung gewinnt“ lautet das Motto des Hidden Movers Award. Wie gewinnt Bildung in Ihrem Projekt?

Für uns hat Bildung immer zwei Ansätze. Der eine ist die fachliche Komponente. In unserem Fall sind das konkrete garten- und landschaftsbauliche Kompetenzen, aber auch alle kaufmännischen Kenntnisse, die in einem Unternehmen gebraucht werden. Das andere ist die soziale Komponente, die „Soft Skills“. Beide Komponenten gehören für uns zusammen. Viele unserer Mitarbeiter kommen aus den Elbe Werkstätten oder dem Hamburger Budget für Arbeit – beides Arbeitsangebote für Menschen mit Behinderung in der Region Hamburg. Nicht immer haben unsere Mitarbeiter im Vorfeld bereits eine Ausbildung abgeschlossen. Wir schauen uns das Profil jedes Mitarbeiters an und erstellen einen ganz persönlichen Entwicklungsplan für ihn oder sie, aufbauend auf den identifizierten Stärken und Schwächen. Den setzen wir dann in den verschiedenen Aufgabenstellungen unseres Unternehmens um. 

Coaching und individuelle Pro-bono-Unterstützung durch Mitarbeiter von Deloitte sind erstmalig Teil der Dotierung des Hidden Mover Award. Wie haben Sie das Coaching durch die Social Entrepreneurship Akademie erlebt?

Für uns war das Coaching Gold wert. Wenn man wie wir schon seit mehreren Jahren tätig ist, dann ist es eine außerordentlich bereichernde Erfahrung, die eigene Organisation einmal wieder aus der Außensicht zu erleben und neue Denkansätze eröffnet zu bekommen. Uns ist in den zwei Tagen klar geworden, dass wir uns noch wesentlich effizienter auf bestimmte Geschäftsfelder konzentrieren können. Herr Northoff, Vorstand der Deloitte-Stiftung, hat uns eine Reihe guter Werkzeuge für die Geschäftsfeldanalyse an die Hand gegeben. Wir wollen sie nutzen, um noch mehr Wirkung zu erzielen, unsere Methoden zu optimieren und unsere Prozesse neu zu evaluieren. In vielerlei Hinsicht hat das Coaching einen echten Mehrwert dargestellt.

Ab dem Moment der Preisverleihung werden Sie ja von einem Mentor von Deloitte Pro Bono begleitet. Welche Ziele möchten Sie mit dieser Unterstützung umsetzen?

Wir wollen natürlich noch besser werden. Und wir möchten wachsen. Das heißt, noch mehr Arbeitsplätze schaffen für Menschen, die es auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer haben. Derzeit haben wir acht fest angestellte Mitarbeiter, diese Zahl soll steigen. Wir selbst haben viele Ideen, sind aber über Erfahrungswerte, wie das wirtschaftlich und marktseitig umzusetzen ist, immer sehr dankbar. Wir freuen uns, diese Ideen mit der Hilfe von Deloitte wesentlich effizienter umsetzen zu können. Hier helfen unter anderem auch die Erfahrungswerte und das Fachwissen zum Thema Fördermittel, sowie Tool, die wir anwenden können und werden. 

Wie geht’s weiter mit den Äpfeln? Wo sehen Sie Ihre Organisation in zehn Jahren?

In den nächsten drei bis fünf Jahren möchten wir auf ca. 50 fest angestellte Mitarbeiter wachsen. Wir haben auch schon konkrete Vorstellungen, wie wir das schaffen. Zum einen können wir uns vorstellen mit dem in Hamburg umgesetzten Konzept auch an anderen Standorten in Deutschland tätig werden. Die Ressource Obst kann überall nachhaltig in den regionalen Wirtschaftskreislauf eingebunden werden. Auch die Weiterentwicklung unserer Geschäftsfelder – immer im Fokus die Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen, die es sehr schwer haben auf dem ersten Arbeitsmarkt, ist eine Idee. Auch hier wird uns das Coaching sicherlich noch in der Fokussierung unterstützen.

Erfahren Sie mehr über die Hidden-Movers-Gewinner 2015 und sehen Sie sich den Film über die Preisverleihung in Berlin an.

Schlagzeug als Ausgleich

Martin Scholand studiert im sechsten Semester an der Universität Hamburg Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Wirtschaftsprüfung und Steuern. Im Frühjahr macht er seinen Bachelor-Abschluss. 

Wie haben Sie den Stipendiatentag der Deloitte-Stiftung erlebt?

Ich fand die ganze Veranstaltung nicht nur professionell organisiert, sondern auch persönlich und informativ. Mir ist bewusst geworden, wie global Deloitte agiert. Die Menschen bei Deloitte sind stolz auf ihr Unternehmen, das konnte man deutlich spüren. Im ersten Förderjahr sollten wir in einem Innovationsworkshop in Gruppen neue Konzepte für die Geschäftsbereiche von Deloitte entwickeln. Es war toll, wie wir uns innerhalb kürzester Zeit zusammengefunden und auf Augenhöhe miteinander gearbeitet haben, obwohl wir uns noch nie zuvor gesehen hatten. Das zeigte ganz deutlich das hohe Niveau der Studierenden in dieser Veranstaltung. Spannend fand ich auch die Berichte der Young Professionals. Sie haben uns praxisnah über ihren Berufseinstieg berichtet, uns Tipps gegeben, welche IT- und Sprachkenntnisse man braucht, und ehrlich auf unsere Fragen geantwortet, z.B. wie hoch die Arbeitsbelastung ist, wie die Arbeitszeiten sind oder wie häufig man als Berater unterwegs ist. Der Tag klang dann mit der Verleihung der Urkunden und einem Get-together aus. Das Foto davon habe ich seitdem auf meinem Schreibtisch stehen. Ich bin wirklich stolz auf dieses Stipendium. 

Was bedeutet das Stipendium konkret für Sie?

Da gibt es für mich drei Aspekte. Die finanzielle Unterstützung in Höhe von 200 Euro pro Monat bedeutet für mich, dass ich mich auf das konzentrieren kann, was ich gerne machen möchte. Ich arbeite seit zweieinhalb Jahren als studentische Hilfskraft und als Tutor an meinem Lehrstuhl. Das bringt mir beruflich wie auch wissenstechnisch viel mehr, als wenn ich beispielsweise in einem Café kellnern würde. Ohne das Stipendium hätte ich das finanziell nicht mehr machen können und mir einen Job suchen müssen, in dem ich mehr verdiene. Mein nächstes Semester wird ein Auslandssemester in Dänemark sein. Die Deloitte-Stiftung fördert uns auch im Ausland, was wirklich gut ist, denn Dänemark ist sehr teuer. Noch viel wichtiger als die finanzielle Förderung sind für mich jedoch die beruflichen Möglichkeiten, die das Stipendium mir bietet. Ich habe mich schon vor zwei Jahren für die Wirtschaftsprüfung als Berufsfeld entschieden. Zusätzlich motiviert mich die Möglichkeit, dass mein Stipendium um ein weiteres Jahr verlängert werden kann. Und es ist toll, dass ich über das Stipendium Menschen kennenlerne, die mir Einblicke in den Alltag in meinem angestrebten Beruf und Praktika-Möglichkeiten jenseits der Standard-Bewerbung eröffnen. 

Was begeistert Sie persönlich? Was treibt Sie an? Was wollen Sie erreichen?

Nach meinem Bachelor-Abschluss und meinem Auslandssemester werde ich in Deutschland meinen Master machen, weil ich danach bei einer der Big-4-Wirtschaftsprüfungen in Deutschland im Bereich Wirtschaftsprüfung und Steuern arbeiten möchte. Ich habe eine ganz klare Berufsvorstellung, aber mir ist auch die persönliche Entwicklung jenseits des Berufs wichtig. Eine gute Work-Life-Balance ist entscheidend, man darf nicht den Fehler machen, sich ausschließlich auf den Beruf zu fokussieren. Für mich ist es ein Ausgleich, am Schlagzeug zu sitzen, dafür braucht es richtig viel Hirnleistung. Ich suche derzeit eine gute Band, so wie ich sie während meiner Schulzeit schon einmal hatte. Und ich engagiere mich politisch, denn Politik bestimmt unser Leben. Ich bekenne mich klar gegen Politikverdrossenheit: Jeder Einzelne kann Einfluss nehmen, da ist ganz viel möglich. Man darf nur nie aufgeben.  

Qualitätsnetzwerk Duales Studium

Das 2013 im Rahmen der Initiative Hochschule 2020 gestartete Programm „Qualitätsnetzwerk Duales Studium“ des Stifterverbandes und der Deloitte-Stiftung widmet sich der immer wichtiger werdenden Ausbildungsform des dualen Studiums. Hierbei werden die Studierenden nicht nur an der Hochschule, sondern parallel auch im Unternehmen ausgebildet. Der Vorteil: Es werden sowohl ein Ausbildungsabschluss wie auch eine akademische Qualifikation erlangt. Das Programm soll Fachhochschulen, Universitäten, dualen Hochschulen und Berufsakademien Empfehlungen für die Weiterentwicklung des dualen Studiums und für zukunftsweisende Kooperationen zwischen Berufsbildungs- und Hochschulwelt an die Hand geben. Qualitätsstandards für eine gute Bildung sowohl an der Hochschule als auch am Arbeitsplatz sollen ebenso entwickelt werden wie Anleitungen für ein effizientes Schnittstellenmanagement am Übergang zwischen Theorie und Praxis im Studium.  

Die Antworten auf diese Fragen erarbeitet ein Netzwerk von zehn Hochschulen mit dualen Studiengängen. Die teilnehmenden Hochschulen mussten sich über einen Wettbewerb qualifizieren und erhielten im Projektzeitraum ein Fördergeld in Höhe von 30.000 Euro, an dem sich die Deloitte-Stiftung finanziell beteiligte . Parallel brachte sich das Unternehmen Deloitte pro bono in das Projekt sowie die Entstehung des Handbuchs ein.

Erfahren Sie mehr über die fünf Projekte der Initiative Hochschule 2020

Hier können Sie sich das Handbuch herunterladen

Duales Studium erfolgreich gestalten

Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff, Partner Human Capital bei Deloitte, hat das Projekt Hochschule 2020 über viele Jahre begleitet. Wir haben ihn zur Arbeit seines Teams im Themenfeld „Qualitätsentwicklung und Perspektiven des dualen Studiums“ befragt und wollten wissen, wie sich Deloitte bei der Entstehung des Handbuchs „Qualitätsnetzwerk Duales Studium“ eingebracht hat.

Dr. Udo Bohdal-Spiegelhoff: Das duale Studium ist enorm erfolgreich. Wir beobachten auf dem Markt ein rasantes Wachstum mit einer Vielfalt unterschiedlicher Studienmodelle. Das duale Studium fokussiert sich ganz stark auf wirtschaftsnahe Fachgebiete. Damit es für alle Beteiligten funktioniert, müssen Hochschule und Unternehmen intensiv zusammenarbeiten. Das sind zugleich auch die größten Herausforderungen, denen sich die Anbieter dieses Modells stellen müssen.

Die Zahl der Studierenden in dualen Studiengängen hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen: Duale Studiengänge verzeichnen jährliche Wachstumsraten von durchschnittlich 15 Prozent. Hier sieht Deloitte ein enormes Potenzial, berufliche und akademische Ausbildung so zu verknüpfen, dass daraus akademisch gut ausgebildete Fachkräfte mit Praxiserfahrung hervorgehen. Viele Unternehmen bieten ihren Auszubildenden mittlerweile diese Möglichkeit der akademischen Qualifizierung von sich aus an, nicht zuletzt deshalb, um die Qualität der Bewerber für die betriebliche Ausbildung hoch zu halten und vielfältige Karrierewege für den ausgebildeten Nachwuchs innerhalb des eigenen Betriebs zu eröffnen.

Wir arbeiten gemeinsam mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft seit April 2013 im Qualitätsnetzwerk Duales Studium an Qualitätsstandards und einer innovativen Gestaltung der Schnittstelle zwischen Berufs- und Hochschulbildung. Als Ergebnis haben wir nun das Handbuch des Qualitätsnetzwerks Duales Studium präsentiert. Dafür hat Deloitte von Juli bis November 2014 eine umfangreiche onlinebasierte Befragung von 123 deutschen Unternehmen zum Thema „Duales Studium – Erschließung neuer Bildungs- und Karrierewege“ durchgeführt, aufbauend auf unseren hervorragenden Kontakten in die Personalabteilungen führender deutscher Unternehmen. Die Ergebnisse aus dieser Befragung waren Grundlage für die nun veröffentlichten Empfehlungen und die Schwerpunktsetzung des Qualitätsnetzwerks.

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