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Deloitte bAV-Studie 2021 – Teilnahme an der Entgeltumwandlung steigt
Es ist nachvollziehbar, dass in Zeiten voller Veränderung und Unsicherheiten die langfristige Vorsorge etwas in den Hintergrund der Wahrnehmung rückt. Dies legen zumindest die Antworten der 2.000 befragten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer im Jahr 2021 nahe. So zeigt sich in einigen wichtigen Fragestellungen ein leichter Rückgang im Interesse an betrieblicher Altersversorgung.
Mittlerweile blicken wir auf einen Zeitraum von 5 Jahren zurück, in dem Deloitte jährlich die Befragungen im Rahmen der bAV-Studie durchführt. In jedem Jahr wurde die Frage gestellt, ob der Arbeitnehmer bei einem Jobwechsel auf eine vom Arbeitgeber finanzierte betriebliche Altersversorgung achten würde. Schließlich haben einige Arbeitgeber das bAV-Angebot bewusst als attraktive Vergütungskomponente gestaltet, um im Kampf um Talente Vorteile zu schöpfen. Während jedoch im Jahr 2017 nur 12 Prozent der Befragten mit „Nein“ antworteten, waren es 2021 22 Prozent.
Hier finden Sie alle Studien frei zugänglich.
Abbildung 1: Würden Sie bei einem etwaigen Jobwechsel auf eine vom Arbeitgeber finanzierte betriebliche Altersvorsorge achten?
Ebenso gaben 2017 52 Prozent der Befragten an, sie wären bereit, auf eine Gehaltserhöhung zugunsten einer gleichwertigen Einzahlung in einen Pensionsplan zu verzichten. Fünf Jahre später sind das nur noch 29 Prozent.
Gleichzeitig bleibt die wichtigste Hürde für die Teilnahme an einer Entgeltumwandlung nach Angaben der Befragten der Mangel an Angeboten seitens der Arbeitgeber. 2017 nannten 42 Prozent der Befragten diesen Grund, im Jahr 2021 waren es 40 Prozent. Da gleichzeitig der Mangel an Einkommen („Kein Geld übrig“) merklich weniger häufig als Hinderungsgrund genannt wurde (2017: 25%, 2021: 16%), steigt die Bedeutung des nicht vorhandenen Angebots sogar noch.
In der Information über betriebliche Altersversorgung wurden keine nachhaltigen Fortschritte erreicht. Nach einem positiven Trend bis 2019 sind wieder Rückschritte zu verzeichnen. Im Jahr 2021 fühlen sich nur 30 Prozent der Arbeitnehmer ausreichend informiert.
Abbildung 2: Fühlen Sie sich zum Thema bAV ausreichend informiert?
Und die Verknüpfung mit dem Vertrauen, das die befragten Arbeitnehmer nach eigenen Angaben in die Informationen haben, die sie erhielten, zeichnet ein ungünstiges Bild. Nur 30 Prozent gaben in 2021 an, sie vertrauten den Informationen uneingeschränkt. Darüber hinaus zeigt die Kombination aus beiden Fragen, dass nur 19 Prozent sowohl ausreichende als auch vertrauenswürdige Informationen erhalten haben. 2017 waren das noch 23 Prozent.
Insgesamt könnte man also zu der Befürchtung kommen, die Zeichen stünden schlecht für die bAV. Und das vor dem Hintergrund stark steigender Rentenzugänge in den nächsten Jahren, in denen die Babyboomer sukzessive in den Ruhestand eintreten und damit die gesetzliche Rentenkasse belasten.
Überraschenderweise steigt aber der Anteil der Arbeitnehmer mit einer Teilnahme an der Entgeltumwandlung deutlich an. In 2017 waren es 26 Prozent der Befragten, die nach eigenen Angaben Entgeltumwandlung betrieben. Bis 2020 (24%) schwankte dieser Wert auf niedrigem Niveau. In 2021 jedoch erhöhte sich der Anteil 32 Prozent. Das wäre ein enormer Anstieg. Zunächst muss sich dieser Wert in der diesjährigen Befragung bestätigen, bevor man eine tiefergehende Analyse anstellen kann.
Möglicherweise aber liegt dieser Anstieg tatsächlich am Betriebsrentenstärkungsgesetz, das für Neuverträge ab 2019 bereits einen verpflichtenden Zuschuss seitens des Arbeitgebers vorsieht (ab diesem Jahr auch für Altverträge). Dass Zuschüsse wirken, wurde ebenfalls bereits in unseren Befragungen deutlich. 34 Prozent der Befragten gaben an, der Zuschuss des Arbeitgebers hätte sie am meisten überzeugt. Umgekehrt würden nur 31 Prozent derjenigen, die heute noch keine Entgeltumwandlung betreiben, sich auch von einem Zuschuss nicht überzeugen lassen.
In der bAV gibt es nach diesen Ergebnissen nach wie vor einiges an Verbesserungspotential. In der aktuellen Lage sinkt die wahrgenommene Wichtigkeit von bAV bei den Arbeitnehmern tendenziell eher ab. Gleichzeitig nimmt aber der Anteil der Arbeitnehmer mit Entgeltumwandlung merklich zu. Das sollte alle Beteiligte ermutigen, in der Anstrengung um eine bessere Verbreitung von bAV nicht nachzulassen.