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Operational Transfer Pricing aus Praxis-Sicht

Wie sieht Operational Transfer Pricing in der Praxis aus? In unserem Fachbeitrag erläutern wir Ihnen, wie Unternehmen Ihre Verrechnungspreise operationalisieren und so die Richtlinien der OECD einhalten können.

Was ist Operational Transfer Pricing?

Operational Transfer Pricing (OTP) erfordert zunehmend die Aufmerksamkeit insbesondere großer multinationaler Unternehmen (MNEs). Das Ziel der MNEs ist es, Verrechnungspreissysteme nach Richtlinie der OECD umzusetzen und sicherzustellen, als deutscher Steuerpflichtiger keiner Doppelbesteuerung zu unterliegen.

Aus Sicht von OTP liegt der Fokus auf

  1. der technischen Umsetzung der Verrechnungspreise (Schwerpunkte: Datenverfügbarkeit, -genauigkeit und -zuverlässigkeit), 
  2. den Anforderungen der Anteilseigner und einem kontrollierten Prozess, sowie
  3. Automatisierung von Prozessen. 

In der Vergangenheit haben viele Steuerpflichtige selten über die Umsetzung des Verrechnungspreismodells im Hinblick auf die Systeme und Prozesse nachgedacht, geschweige dem, wie diese zukünftig anpassungsfähig bleiben sollen. Heute ist dies unerlässlich.

Anpassung der technischen Verrechnungspreis-Grundsätze und Operational Transfer Pricing

Die technische Verrechnungspreisgestaltung sollte mit OTP im Hinblick auf global einheitliche Verrechnungspreisrichtlinien abgestimmt werden. In diesem Sinne sollten konzerninterne Vereinbarungen sowie die für die Richtlinien erforderlichen Dokumentationen erstellt werden und vor allem sollte die Umsetzung der Richtlinien, die an den Jahresabschluss geknüpft sind, unterstützt werden.

Die Idee von Operational Transfer Pricing ist es, die entworfenen Verrechnungspreisrichtlinien und -methoden mit qualitativ hochwertigen Daten zu versehen, ein starkes internes Kontrollumfeld für Prozesse zu gewährleisten, vorhandene Technologie bestmöglich zu nutzen und bei Bedarf neue Technologien einzusetzen. Bei diesem angepassten Ansatz ist es wichtig, interne und externe Stakeholder zu bestimmen:

Interne Interessensgruppen:

  • Interne Betriebsprüfer
  • Das höhere Management 
  • Steuer- oder Unternehmensgruppen 
  • CFO

Externe Interessensgruppen:

  • Wirtschaftsprüfer
  • Aufsichtsbehörden
  • lokale und internationale Steuerbehörden. 

Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die Interessengruppen zufrieden zu stellen, indem ihnen die erforderlichen Unterlagen und Informationen passgenau zur Verfügung gestellt werden. Hierfür muss die Implementierung von Anfang an auf die jeweiligen Stakeholder ausgerichtet werden.

Bedeutung von OTP

Das im Jahr 2012 eingeführte OECD BEPS sowie das Country-by-Country Reporting tragen wesentlich dazu bei, dass Unternehmen OTP benötigen, um die Compliance-Risiken zu verringern. Die OECD wird zudem in den letzten Jahren immer stringenter. Das wiederum zwingt die lokalen Aufsichts- und Steuerbehörden dazu, sich den Vorgaben anzupassen.

Als Folge dessen werden die Unternehmen eingehender geprüft. Viele Unternehmen sind nicht in der Lage, eine ausreichende Transparenz der Daten und Dokumentationen zu gewährleisten. So verbringen Mitarbeiter viel Zeit damit, Daten, Dateien und E-Mails durchzugehen oder manuelle Tabellenkalkulationen zu erstellen, um die Aufsichts- und Steuerbehörden zufrieden zu stellen.

Um Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen, ist es daher Teil von OTP, den gesamten Verrechnungspreiszyklus zu analysieren. Der Verrechnungspreislebenszyklus besteht aus

  1. einer Planungsphase vor der Festlegung der Richtlinien, 
  2. der Erstellung der Richtlinien, 
  3. der Berechnung dieser Richtlinien, 
  4. der Prozesseinrichtung und ihrer laufenden Überwachung und 
  5. der Verteidigung gegen die Überprüfung. 

Während dieser Projektphasen stellen Unternehmen immer wieder Fehler und Wiedersprüche in ihren Richtlinien, Methoden und Dokumentationen fest. Aus diesem Grund müssen Präventions- und Aufdeckungskontrollen eingeführt werden. 

Identifikation der Herausforderungen und Lösungen

Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Überprüfung des Verrechnungspreislebenszyklus notwendig machen. Bei der Lösung der dadruch entstehenden Herausforderungen ist es wichtig, Synergien innerhalb aller Abteilungen zu schaffen, nicht nur im Finanzbereich. Dies kann mit verschiedenen Automatismen, effizienten Prozessen, Schulungen der Mitarbeiter und dem Einsatz der geeigneten Mitarbeiter für die richtigen Zuständigkeitsbereiche geschehen. Im Folgenden sind einige Identifizierungsmerkmale aufgelistet, bei denen ein integrierter Ansatz zwischen OTP und der technischen Verrechnungspreisgestaltung erforderlich ist:

  • Viele Verrechnungspreisanpassungen am Jahresende
  • Prozesse auf Grundlage manuell erstellter Tabellenkalkulationen
  • Umfangreiche konzerninterne Transaktionen
  • Schwierigkeiten bei der Beschaffung von segmentierten Abschlüssen
  • Fehlende Dokumentation und Kontrolle bei Prozessen
  • Mangelndes ERP-System (Synergien der Daten)

Interne Erfahrungen und Schlussfolgerung für die Praxis

Die beschriebenen Prozessoptimierungen erscheinen auf den ersten Blick schwierig. Die Vorteile einer Optimierung überwiegen dies aber bei weitem - sowohl auf lange als auch auf kurze Sicht. Denn ineffiziente Prozesse kosten die Unternehmen an dieser Stelle erhebliche Summen. Durch die professionelle Operationalisierung Ihres Verrechnungspreis-Systems können Sie positive Auswirkungen in Bezug auf Qualität, Effizienz, Mitarbeiter, Kosteneinsparungen und Reduzierung des betrieblichen Risikos erreichen. Darüber hinaus kann sich durch die Beseitigung täglicher Störfaktoren die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen und die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmensabteilungen verbessern.

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