Analysen
Home Office in der Praxis
Was es anlässlich der Home-Office-Regelung abseits von rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten gilt
Die lang erwartete Regelung zum Home Office ist da – und mit ihr einige rechtliche und steuerliche Antworten auf die Fragen der letzten Monate. Für das reibungslose Funktionieren von Home Office ist das allerdings nicht ausreichend. Eine Analyse, worauf die heimischen Unternehmen jetzt abseits von rechtlichen Rahmenbedingungen achten müssen.
Mit der neuen Home-Office-Regelung werden nicht alle offenen Fragen geklärt. In der Praxis stehen die Unternehmen vor der Herausforderung, die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Teamzusammenhalt hochzuhalten. Finden Sie hier einen Überblick über die wichtigsten Punkte, die die österreichischen Unternehmen jetzt im Auge haben sollten.
Hybride Arbeitssituationen als große Herausforderung
In den nächsten Monaten werden die Arbeitsorte wieder diverser: Neben den eigenen vier Wänden wird auch wieder verstärkt aus dem Büro gearbeitet werden. Außerdem werden so genannte „Third Spaces“ Aufschwung bekommen, die im Lockdown keine Rolle gespielt haben – etwa das Arbeiten im Kaffeehaus, am Flughafen, im Hotel oder in Co-Working-Spaces. In dieser mobilen Arbeitswelt wird es immer herausfordernder, eine reibungslose Kommunikation und Zusammenarbeit zu gewährleisten.
In Zukunft ist es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig, die passende Arbeitsumgebung für unterschiedliche Tätigkeiten wählen zu können. Außerdem wird es ein gemeinsames Verständnis und eine bessere technische Ausstattung brauchen, um in dieser hybriden Arbeitssituation gut zusammenarbeiten zu können. Bislang sind viele Büroumgebungen nicht auf diese neuen Rahmenbedingungen ausgelegt – weder technisch noch räumlich.
Spielregeln zur Zusammenarbeit
Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen und Vereinbarungen sind Konkretisierungen von gegenseitigen Erwartungen beim Thema Home Office wichtig: Unzählige Fragen rund um die Themen Erreichbarkeit, Verfügbarkeit, Home-Office-Möglichkeiten und Zusammenarbeit müssen geklärt werden. Diese Spielregeln sind wichtig für Transparenz und einen gemeinsamen Verständnisrahmen, um so auch eine bessere Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit zu ermöglichen. Hier haben Unternehmen im letzten Jahr sehr viel dazugelernt.
Auch wenn es im eigenen Unternehmen schon Spielregeln gibt: Eine Evaluierung, ob diese noch passend sind oder von COVID-19 quasi überholt wurden, zahlt sich aus. So kann mit einer guten Basis in die nächsten Monate gestartet werden.
Weitere Informationen dazu, warum es Spielregeln für mobiles Arbeiten in Unternehmen braucht und wie Sie diese einführen können finden Sie hier.
Daten bewusst einzusetzen
Um die Arbeitsbedingungen und -umgebungen optimal zu gestalten, ist eine bedachte und ganzheitliche Auseinandersetzung mit vorhandenen Informationen und Daten erforderlich. Laut den Deloitte Human Capital Trends 2021 sagen 97 % der weltweit befragten Führungskräfte, dass sie mehr Infos brauchen, um bessere Entscheidungen treffen zu können. Nur 11 % der Unternehmen schaffen es jedoch aktuell, Informationen in Echtzeit herzustellen. Doch nicht nur die Beschaffung von Daten ist eine Herausforderung: Auch die Datenanalyse und entsprechende Nutzung der gewonnenen Erkenntnisse bringt Unternehmen oft an ihre Grenzen.
Es braucht eine Verknüpfung verschiedener Daten und Informationen, um maßgeschneiderte, zielgruppenbezogene Lösungen für die Arbeitswelt der Zukunft zu finden. Hier sollten die Unternehmen dringend einen Fokus legen.
Zugehörigkeitsgefühl und sozialen Zusammenhalt stärken
Die Pandemie und die dadurch höchst intensive Home-Office-Nutzung haben Spuren hinterlassen. Die MitarbeiterInnenbindung zum Unternehmen leidet unter diesem Arbeitssetting genauso wie der Team-Zusammenhalt. Hier ist es deshalb besonders wichtig, Austauschmöglichkeiten zu schaffen.
Ein virtuelles Team-Event oder eine virtuelle Weihnachtsfeier sind natürlich nicht mit den Veranstaltungen vor COVID-19 zu vergleichen. Aber es ist gerade in Krisenzeiten essenziell, den sozialen Austausch gezielt zu fördern und hier kreativ zu werden. Weitere Informationen, wie Sie die virtuelle Zusammenarbeit effizient gestalten können, finden Sie hier.
Vertrauen, Eigenverantwortung und Flexibilität als Grundvoraussetzungen
Home Office braucht gegenseitiges Vertrauen und einen eigenverantwortlichen, flexiblen Arbeitsstil. Dieses Vertrauen in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Eigenverantwortung, das viele Unternehmen in den letzten Monaten erlebt und gelernt haben, sollten sich Führungskräfte und Organisationen beibehalten. Das bestätigen auch die Deloitte Human Capital Trends 2021: Neben passenden digitalen Kommunikationstools ist eine stärkere Autonomie bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinsichtlich der Arbeitsgestaltung der wesentlichste Erfolgsfaktor für mobiles Arbeiten.
Führungskräfte müssen sich endgültig von der Illusion verabschieden, dass sie wissen, wieviel jemand arbeitet, nur, weil er im Büro nebenan sitzt. Viel wichtiger wäre es, individuelle Lösungen zu finden und zuzulassen: Zwei Tage Home Office pro Woche passen nicht für jeden Job, jede Persönlichkeit und jede Arbeitssituation. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten in Abstimmung mit der Führungskraft selbst entscheiden können, was für sie am besten funktioniert.
Weiterführende Informationen zum Thema Home Office:
- Flexible Working Studie 2020: Wie COVID-19 das Arbeiten in Österreich verändert
- 50 Fragen zur Arbeitszeit: Der arbeitsrechtliche Fitness Check für Ihr Unternehmen
- 50 Fragen zum Homeoffice: Der umfassende Fitness Check für Ihr Unternehmen
- Reduktion von Büroflächen durch den vermehrten Einsatz von Home Office