Perspectives
Implementierung einer Rentnergesellschaft in der Praxis
Welche Herausforderungen sind zu erwarten?
Für die Ausfinanzierung der Pensionsverpflichtungen von Rentnern und ausgeschiedenen Mitarbeitern gewinnt das Modell der Rentnergesellschaft zunehmend an Bedeutung. Dabei ist neben der Berücksichtigung von zahlreichen fachlichen Themenstellungen auch ein zielgerichtetes Projektmanagement umzusetzen. So lassen sich die Anforderungen der verschiedenen Beteiligten frühzeitig erkennen. Welche zusätzlichen Herausforderungen können bei der praktischen Umsetzung einer Rentnergesellschaft auftreten? Wir geben in diesem Beitrag einen Überblick über die vier Phasen der Implementierung einer Rentnergesellschaft.
Bereits seit 2020 beschäftigen wir uns in einer Reihe von Fachbeiträgen mit dem Thema Rentnergesellschaft. Zunächst beleuchteten wir Modelle zur Auslagerung von Pensionsverpflichtungen. Wir fokussierten uns auf die Übertragung dieser auf eine Rentnergesellschaft und erörterten Ein-schränkungen und Risiken, die es dabei zu beachten gilt. Zur Wirkung einer Auslagerung von Pensionsverpflichtungen auf eine Rentnergesellschaft in der IFRS-Bilanzierung informierten wir ebenfalls. Außerdem formulierten wir einige Überlegungen zur Kapitalanlage in einer Rentnergesellschaft. Zusätzlich führte Jens Denfeld, Senior Manager im Bereich Human Capital und Benefits & Compensation, ein Interview mit dem Fachmagazin COMP & BEN zu zentralen Aspekten einer Rentnergesellschaft.
Vier Phasen bei der Implementierung einer Rentnergesellschaft
Bei der Implementierung einer Rentnergesellschaft unterscheiden wir zwischen vier Phasen: Rahmenkonzept, Anbieterauswahl, Detailkonzept und Umsetzung. Zunächst wird das Rahmenkonzept ausgehend von der konkreten Zielstellung des Unternehmens und den betreffenden Rentnerbeständen determiniert. Folgende Fragestellungen sind dabei relevant:
- Welcher Bilanzierungsansatz ist für das Unternehmen führend?
- Welche Bilanz- und GuV-Effekte werden angestrebt?
- Welcher Stellenwert hat die Enthaftung und ggf. die Kontrolle der Rentnergesellschaft sowie die steuerliche Situation des Unternehmens?
- Welche Bestandsstruktur liegt vor?
- Wie ist der Funding- bzw. Cash-Status und die Risikotoleranz?
Erste Phase: Rahmenkonzept
Aufgrund der aktiven Auseinandersetzung mit den vorangestellten Fragen wird das Rahmenkonzept erstellt, welches wiederum Grundlage für eine Ausschreibung an potenzielle Betreiber ist. In der ersten Phase der Implementierung einer Rentnergesellschaft raten wir, auf Basis des Cashflows des maßgeblichen Bestandes eine Strategische Asset Allokation (SAA) von einem unabhängigen Dritten als Benchmark erstellen zu lassen. Im Rahmen unserer Beratung bieten wir diese Tätigkeit an. Dabei ist zu beachten, dass der Cashflow auf versicherungsmathematischen Annahmen beruht, die ausreichend Sicherheiten beinhalten und die Anforderungen der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) berücksichtigen.
Zweite Phase: Anbieterauswahl
In der Vergangenheit haben wir festgestellt, dass ein nicht ausreichendes Detailverständnis häufig dazu führt, dass die Angebote nur eingeschränkt vergleichbar sind. Daher bieten wir an, die komplette Kommunikation in der Phase der Anbieterauswahl zu übernehmen. Dabei liegt unser Haupt-augenmerk auf der Herausarbeitung der Unterschiede und Ansätze der Anbieter. Zudem wird die Diskussion, welcher der Ansätze am besten zu den eingangs festgelegten Unternehmenszielen passt, fachlich untermauert. Zwischen den einzelnen Anbietern bestehen teilweise erhebliche Un-terschiede im Investment-Ansatz und der eigenen Beteiligung.
Den Preis, im Sinne der von den Anbieter-Angeboten geforderten Asset-Volumen als finanzielle Ausstattung der Rentnergesellschaft, sehen wir innerhalb einer vernünftigen Bandbreite in der ersten Angebotsphase nicht als entscheidend an. Denn die passgenaue Bepreisung der Verpflichtungen wird bei unserem Beratungsansatz erst in der dritten Phase – dem Detailkonzept – vorgenommen. Vor diesem Hintergrund kann es sinnvoll sein, die dritte Phase mit zwei favorisierten Anbietern anzugehen, auch wenn das den Projekt- und Kommunikationsaufwand deutlich erhöht.
Dritte Phase: Detailkonzept
Die Konzeption im Detail mündet in einer kompletten Dokumentation des angestrebten Modells. Dementsprechend ist eine enge Abstimmung mit den ausgewählten Anbietern, beteiligten Fachabteilungen des Unternehmens (z.B. Finance und HR), beteiligter externer Spezialisten (z.B. bAV-Experten, Arbeitsrechtlern, Steuerberatern, Transaktionsexperten und Aktuaren) sowie den Wirtschaftsprüfern erforderlich. Eine fundierte Beschreibung des gewünschten Accounting-Ansatzes und eine genaue Kenntnis der hiermit verknüpften Kriterien bzw. Bedingungen im Hinblick auf die Wirtschaftsprüfung sind besonders wichtig.
Vierte Phase: Umsetzung
In der vierten Phase erfolgt die Umsetzung der Detailkonzeption in entsprechende Vertragswerke wie beispielsweise Spaltungsverträge, Treuhandverträge, Dienstleistungsverträge und einen SPA (Share Purchase Agreement). Dabei ist die nahtlose Passgenauigkeit der verschiedenen Vertragswerke und – mit Blick auf das gewünschte Transaktionsdatum – ein zielgerichtetes Zeitmanagement sicherzustellen. Beispielsweise ist eine obligatorische Informationspflicht des Betriebsrats zu beachten. Hinzukommend sind auch Rentner und gegebenenfalls weitere Stakeholder zu informieren. Zuletzt muss sichergestellt werden, dass die Administration bruchlos in die neue Struktur übergeht, um Unterbrechungen in den Rentenzahlungen und der Rentnerbetreuung zu vermeiden.
Mithilfe dieser Beschreibung wird deutlich, dass die Implementierung einer Rentnergesellschaft ein komplexes Projekt mit zahlreichen Beteiligten darstellt, in dem verschiedenste Fachgebiete ineinandergreifen müssen. Daher ist eine geeignete Expertise hinsichtlich der Projekterfahrung und einer gleichzeitig breiten fachlichen Aufstellung in jedem Fall bedeutend.
Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie weitere Informationen zum Thema wünschen.
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