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Distressed M&A-Studie 2021

Transaktionen in unsicheren Zeiten

Die Deloitte Distressed M&A-Studie 2021 reflektiert die Erwartungen und Einschätzungen von Experten aus den Bereichen Finanzierung (Eigen- und Fremdkapital), Restrukturierung und Insolvenz zur Konjunktur- und Branchenentwicklung sowie zu aktuellen Trends im Distressed M&A-Markt unter Berücksichtigung der COVID-19-Pandemie. Dazu haben wir mehr als 2.000 erfahrene Praktiker zu ihrer Einschätzung befragt. Das Ziel ist, eine fundierte Sicht auf die Situation des deutschen Marktes zu erhalten sowie Trends und mögliche Veränderungen zu identifizieren.

Der Markt für Unternehmen in Sondersituationen wird in besonderer Weise durch die konjunkturelle Lage beeinflusst. Die relevanten Indikatoren zeigen, dass sich die Konjunkturaussichten durch den zweiten Lockdown wieder deutlich verschlechtert haben. Gleichwohl notieren die Börsen Anfang 2021 immer noch nahe ihrer Höchststände. Möglicherweise ist die Stimmung besser als die tatsächliche Lage vieler Unternehmen.

Distressed M&A-Studie 2021

83% der Teilnehmer erwarten (deutlich) mehr Distressed M&A-Transaktionen auf dem deutschen Markt

Die Experten sind sich weitestgehend einig: Die große Mehrheit erwartet einen moderaten oder sogar deutlichen Anstieg der Zahl der Transaktionen im Distressed M&A-Markt in den nächsten zwölf Monaten. Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass sich die Anzahl der Befragten, die mit „deutlich mehr Transaktionen“ rechnen, gegenüber der letzten Befragung mehr als verdreifacht hat. Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer gehen davon aus, dass der Anstieg zwölf oder sogar mehr Monate anhält.

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94% der Experten sehen in der COVID-19-Pandemie das Hauptrisiko für die deutsche Wirtschaft

Wie dominant der Einfluss der Pandemie auf die deutsche Wirtschaft aktuell ist, zeigt sich darin, dass 94 Prozent der Teilnehmer die Pandemie als Hauptrisiko nannten. Andere Risiken, wie Versäumnisse der Automobilindustrie oder geopolitischen Themen, wie z.B. mögliche Handelsstreite, folgen mit deutlichem Abstand und haben in ihrer Bedeutung auch im Vorjahresvergleich signifikant abgenommen. Das gilt auch für das Risiko einer Konjunkturdelle in China, die noch im Vorjahr an erster Stelle bei den Teilnehmern stand. 

Andere Themen, die im Jahr 2020 noch von Bedeutung waren, wie die Energiewende, eine zu hohe Steuerbelastung oder die zu erwartende demografische Entwicklung, schafften es in diesem Jahr nicht mehr auf die Liste. 

Besonders betroffen sind in der Pandemie nach Einschätzung der Experten neben der Automobilindustrie, der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie dem Handel auch die Tourismusbranche

Mehr als drei Viertel der Teilnehmer sind sich einig: Die Krise in der Automobilindustrie wird anhalten und auch in den kommenden zwölf Monaten zu einer höheren Zahl von M&A-Projekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Zulieferer bis zum Händler führen.

Erfolgreiche M&A-Transaktionen in der Automobilindustrie sind jedoch keine Selbstläufer. Eine Analyse der Meldungen von Mergermarket zu aktuellen Verkaufsprozessen in der Branche offenbart die großen Herausforderungen in laufenden Transaktionen. „Broken Deals“ und „Piecemeals“ sind keine Seltenheit. Vor etwa zwei Jahren schien sich die Zurückhaltung der Investoren lediglich auf alte Technologien im Zusammenhang mit dem Antriebsstrang zu beziehen. Inzwischen scheint es allerdings, als habe diese Skepsis auf die gesamte Branche abgefärbt.

Wenig überraschend steht der Tourismus aktuell an zweiter Stelle der genannten Branchen. Wie kaum eine andere ist er im Zuge der Pandemie unmittelbar von Lockdown, Reisebeschränkungen und der Einstufung von Regionen als Risikogebiete betroffen.

Wir haben auch gefragt, inwieweit die COVID-19-Krise die Einschätzung der Teilnehmer im Hinblick auf die Krisenindustrien beeinflusst hat. 77 Prozent der Experten gaben an, dass sie einen Anstieg der Distressed M&A-Transaktionen in Branchen erwarten, die bereits vor der Pandemie in der Krise waren. Nur 20 Prozent gaben an, dass sie neue Krisenbranchen im Vergleich zum Vorjahr sehen, und nannten hier insbesondere die Tourismus-, Gastronomie- und Hotellerie-, Messe- und Veranstaltungs- sowie Luftfahrtbranche.

Die Experten gehen mehrheitlich davon aus, dass insbesondere Finanzinvestoren und Family Offices bei Distressed Assets aktiv sein werden

Nach Einschätzung der befragten Experten werden Finanzinvestoren bei Distressed M&A-Transaktionen auch in den kommenden zwölf Monaten die aktivste Käufergruppe sein. Diese wurden zudem deutlich häufiger genannt als noch im Vorjahr. Den größten Sprung in der Einschätzung der Experten im Jahresvergleich machten aber die Family Offices. Die Bedeutung der institutionellen Investoren nimmt nach Meinung der Studienteilnehmer in den kommenden zwölf Monaten deutlich zu.

Dies hat möglicherweise zwei Gründe: (1) Das „Dry Powder“ von Private Equity-Investoren steigt trotz COVID-19 weiterhin an und (2) Strategen fokussieren sich aufgrund der Pandemie aktuell auf „interne“ Themen, und nicht auf Zukäufe.

90% der Teilnehmer prognostizieren sinkende oder stagnierende Bewertungen für Distressed Assets

Anders als noch im Vorjahr geht eine knappe Mehrheit der Befragten für die kommenden zwölf Monate von sinkenden Bewertungen aus. Die Anzahl der Studienteilnehmer, die mit stagnierenden Bewertungen rechnen, liegt bei 38 Prozent. Die Zahlen haben sich dabei im Vorjahresvergleich fast komplett gedreht. So ging die Mehrheit im letzten Jahr noch von (weiter) steigenden Bewertungen aus.

Eine umfassende Datenaufbereitung und eine schnelle Investorenansprache sind nach Meinung der Teilnehmer die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Distressed M&A-Transaktionen

Diese beiden Aspekte sind laut Einschätzung der Befragten wie in den Vorjahren die relevantesten Erfolgsfaktoren von Distressed M&A-Prozessen. Daneben werden erneut die Branchenexpertise der Berater als wichtiger Aspekt sowie die internationale Investorenansprache genannt.

Laden Sie hier die kompletten Deloitte Distressed M&A-Studie 2021 herunter und erfahren Sie mehr zu den aktuellen Entwicklungen und Einschätzungen bezüglich des Distressed M&A-Marktes.

Zu den Ergebnissen der Distressed M&A-Studie 2021

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